Wissenschaftler wollen Kohlendioxid zurückholen

Anlage zur Kohlenstoffabscheidung (CCS) neben einem Kohlekraftwerk nahe der kanadischen Stadt Estevan. Bild: SaskPower / CC BY-NC-SA 2.0

Energie und Klima – kompakt: Um die Klimaziele zu erreichen, müssen nicht nur Emissionen reduziert werden. Zudem muss auch CO2 aus der Atmosphäre entfernt werden, sagt eine neue Studie. Was ist von den neuen Technologien zu halten?

Während die Menschheit noch dabei ist, 37 Gigatonnen Kohlendioxid im Jahr in die Atmosphäre zu blasen, müsste sie sich gleichzeitig um Technologien bemühen, der Atmosphäre bis zu vier Gigatonnen Kohlendioxid pro Jahr wieder zu entziehen. "Carbon Dioxide Removal" (CDR), wie dies in der Fachsprache heißt, ist in diesen Größenordnungen notwendig, um die 1,5-Grad-Marke bei der globalen Erwärmung bis zum Jahr 2050 nicht zu überschreiten.

Dies geht zumindest aus dem vergangene Woche veröffentlichten Bericht "The State of Carbon Dioxide Removal", unter Leitung der Universität Oxford und mit Beteiligung von Wissenschaftlern der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) und der University of Wisconsin-Madison hervor.

Es ist allgemein bekannt, dass die Emissionsreduktionsziele der Staaten und die Maßnahmen zu deren Umsetzung bislang nicht ausreichen, um das Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten. Umso erstaunlicher ist es, jetzt schon bei der Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre anzusetzen, während es wahrscheinlich einfacher wäre, weniger davon auszustoßen.

Die Autoren des Berichts sehen hier jedoch keinen Widerspruch. Selbst die Szenarien des Weltklimarats IPCC, in denen die Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius begrenzt werden, beinhalten die Entnahme von hunderten Milliarden Tonnen CO2 aus der Atmosphäre. Setze man die Szenarien des IPCC an und vergleiche dies mit dem, was die Regierungen an CDR planen, ergebe sich eine Lücke, so der neue Bericht.

CDR könne drei wichtige Funktionen erfüllen: die Nettoemissionen reduzieren, bei der Einhaltung von Netto-Null-Emissionen – von vielen Staaten zum Jahr 2050 angestrebt – unvermeidbare Restemissionen ausgleichen und schließlich, sollten die CDR-Kapazitäten eines Tages die CO2-Emissionen übersteigen, überschüssiges CO2 wieder aus der Atmosphäre entfernen. Auch schon im IPCC-Bericht zu 1,5-Grad globaler Erwärmung war zu lesen:

Alle Pfade, welche die globale Erwärmung ohne oder mit geringer Überschreitung auf 1,5 °C begrenzen, projizieren die Nutzung von Kohlendioxidentnahme (Carbon Dioxide Removal, CDR) in einer Größenordnung von 100 – 1000 Gt [Gigatonnen] CO2 im Verlauf des 21. Jahrhunderts.