Klimakrise: Der wissenschaftliche Konsens

Wie lange die Verdrängung in Teilen der Welt noch funktioniert, ist eine ganz andere Frage. Symbolbild: Terranaut auf Pixabay (Public Domain)

Der sogenannte Weltklimarat hat getagt. Die internationale Gemeinschaft hat den Konsens der Wissenschaft zur Kenntnis genommen. Mal wieder.

Im Schweizer Interlaken ist am Freitag eine wichtige Tagung des Zwischenstaatlichen Ausschuss für Fragen des Klimawandels (IPCC, Intergovernmental Panel on Climate Change) zu Ende gegangen, auf dem der sechste IPCC-Synthesebericht verabschiedet wurde. Dieser fasst den derzeitigen Stand der internationalen Klimawissenschaften sowie der in diesem Zusammenhang relevanten ökonomischen und politisch-soziologischen Forschung zusammen. Am Montag werden die Ergebnisse der Presse vorgestellt.

Rund 650 Delegierte waren zusammen gekommen und sind drei Tage lang die Texte durchgegangen. Dem IPCC gehören 195 Länder an, also praktisch alle UN-Mitglieder. Die Vertreter der Regierungen wählen den mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammengesetzten Vorstand, der sodann die Autorinnen und Autoren der Berichte aussucht.

Der jetzt fertiggestellte Synthesebericht fasst die im jetzt zu Ende gegangenen Berichtszeitraum veröffentlichten Sonderberichte (1,5 °C globale Erwärmung, Klimawandel und Landsysteme sowie Ozeane und Kryosphäre) sowie die 2021 und 2022 herausgekommenen Sachstandberichte (Naturwissenschaftliche Grundlagen des Klimawandels, Folgen des Klimawandels, Anpassung und Verwundbarkeit und Minderung des Klimawandels) der drei Arbeitsgruppen zusammen. (Die englischsprachigen Originale der Berichte finden sich hier auf der IPCC-Seite.)

All diese Berichte werden von den Expertinnen und Experten geschrieben, die der Vorstand aus einer langen Liste von wissenschaftlichen Kandidatinnen und Kandidaten auswählt, die von den Regierungen und von Beobachterorganisationen vorgeschlagen wurden. Die Arbeit an den Berichten erfolgt wie auch die meiste übrige Arbeit für den IPCC unentgeltlich.

Zu den Berichten gibt es jeweils Zusammenfassungen für Entscheidungsträgerinnen und -träger (Summaries for Policymakers, SPM), die ebenfalls von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geschrieben, jedoch von den Delegierten der Regierungen verabschiedet werden. Diese haben zuvor die Möglichkeiten, Änderungswünsche anzubringen, die allerdings von den Expertinnen und Experten akzeptiert werden müssen.

Weit mehr als eine wissenschaftliche Ansicht unter vielen

Das letzte Wort hat also auf jeden Fall die Wissenschaft. Allerdings führt dieser Prozess, in dem um viele Formulierungen gerungen wird, dazu, dass Sprache und Aussagen der Berichte im Verhältnis zu vielen Debatten in der Klimawissenschaft eher vorsichtig und sehr konservativ daher kommen. Außerdem durchlaufen die Berichte zuvor mehrere Runden öffentlicher Begutachtungen und Kritik, sodass unter anderem die Fachwelt die Möglichkeit hat, Einwände vorzubringen und Ergänzungen vorzuschlagen.

Schließlich werden die SPM und in den vergangenen Tagen auch der vollständige Synthesebericht von den Regierungen verabschiedet. Das heißt, diese nehmen den Stand der internationalen Wissenschaften offiziell zur Kenntnis und gestehen damit ein, dass sie ihm nicht widersprechen können.

Oder mit anderen Worten: Die IPCC-Berichte stellen weit mehr als eine wissenschaftliche Ansicht unter vielen da, sondern sie geben – vor allem, was die beteiligten Naturwissenschaften angeht – so etwas wie einen internationalen Konsens wider. In den verwendeten ökonomischen Modellen ist hingegen die Marginalisierung kritischer, nicht den Kapitalismus für die letzte Weisheit der Geschichte haltender Wissenschaften nicht zu übersehen.