Verbot des russischen Luftraums: US-Airlines unter wirtschaftlichem Druck

Bild: Gerhard auf Pixabay

Seit einem Jahr dürfen US-Airlines nicht mehr durch russischen Luftraum fliegen. Auf den lukrativen Strecken nach Asien bedeutet das: mehr Kosten und längere Reisezeiten. US-Regierung soll einschreiten.

Als Russland im Februar letzten Jahres seine Truppen in die Ukraine einmarschieren ließ, reagierten die westlichen Staaten schnell: Sie erließen eine Reihe von Sanktionen, mit denen Russland wirtschaftlich ruiniert werden sollte.

Eine jener Maßnahmen sah vor, dass russische Flugzeuge nicht mehr durch den Luftraum der Europäischen Union und anderer Staaten fliegen durften. Als gespiegelte Maßnahme schloss Russland damals seinerseits seinen Luftraum für Maschinen aus 36 Ländern.

Zunehmend entstehen westlichen Fluggesellschaften daraus Probleme. Die New York Times (NYT) berichtete am Freitag davon, dass US-Fluggesellschaften ihre Lobbyarbeit im Weißen Haus und im Kongress verstärken, um die wachsenden Probleme anzugehen.

Auf Routen etwa zwischen den Vereinigten Staaten und Asien sind sie kaum noch konkurrenzfähig sind und verlieren Aufträgen. Denn sie sind von den Polarrouten abgeschnitten, auf denen sie Zeit und Treibstoff sparen würden.

Aufgrund des geschlossenen russischen Luftraums hätten sie ihre Flugpläne für den transpazifischen Raum ändern müssen. Um sicherzustellen, dass sie im Notfall irgendwo landen können, hätten sie Passagierzahlen und Frachtmengen reduziert. Um Kosten zu sparen, seien neue Strecken nach Mumbai, Tokio, Seoul und anderen Städten auf Eis gelegt worden.

An einem Beispiel wird deutlich, wie das russische Überflugverbot US-Fluggesellschaften beeinträchtigt. So wird geschildert, dass American Airlines auf der Strecke Neu-Delhi nach New York City bereits 19-Mal gezwungen gewesen sei, den Flug in Bangor, Bundesstaat Maine, zu unterbrechen. Und das nur eineinhalb Stunden vor dem Ziel.

Diese Zwischenlandungen seien in der Regel durch ungünstige Winde oder Wetterbedingungen verursacht worden, so eine mit den Vorgängen vertraute Person gegenüber NYT. Deshalb seien Treibstoffvorräte erschöpft gewesen und die Dienstzeiten der Flugbesatzungen waren überschritten. Hinzu kam, dass zahlreiche Sitze mit Absicht nicht belegt waren, um Gewicht zu reduzieren und Treibstoff zu sparen.

Solche Bedingungen verringern die Wirtschaftlichkeit der Flüge – aber sie treffen nicht alle Fluggesellschaften gleichermaßen. Denn die Airlines anderer Länder haben weiterhin Zugang zu den kosteneffizienteren Routen über den russischen Luftraum und haben dadurch einen Wettbewerbsvorteil.

Entsprechend beschwerten sich die Lobbyisten von "Airlines for America" im Februar laut NYT-Bericht etwa über die Konkurrenz von Air India, Emirates und China Eastern Airlines. Die US-Fluggesellschaften würden demnach pro Jahr etwa zwei Milliarden Euro an ihre Konkurrenten verlieren.

"Ausländische Fluggesellschaften, die den russischen Luftraum für Flüge von und nach den USA nutzen, verschaffen sich auf wichtigen Märkten, darunter China und Indien, einen erheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber den amerikanischen Fluggesellschaften", hieß es demnach in der Präsentation vom Februar.

Diese Situation komme direkt den ausländischen Fluggesellschaften zugute und gehe auf Kosten der Vereinigten Staaten als Ganzes, so die Argumentation der Lobbyisten. Die Verbindungen zu wichtigen Märkten würden weniger und im Luftverkehr gebe es damit auch weniger hoch bezahlte Arbeitsplätze.

Die US-Airlines werben nun dafür, dass die US-Regierung einschreitet und auf ihren Bedürfnissen entgegenkommt. Doch nicht in dem Sinne, dass sie dafür wirbt, dass der russische Luftraum wieder freigegeben wird, sondern dass andere Airlines ihn nicht mehr nutzen dürfen.

"Die Regierung Biden sollte Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass ausländische Fluggesellschaften, die Russland überfliegen, nicht von US-Flughäfen abfliegen, dort landen oder durch sie durchfliegen", wird Marli Collier zitiert, die Sprecherin von Airlines for America ist.

Im US-Verkehrsministerium steht man dem Ansinnen wohlwollend gegenüber und hat bereits erste Vorschriften ausgearbeitet. Doch in den Sicherheitsbehörden sei man sich dagegen der möglichen diplomatischen Folgen bewusst, schreibt die NYT. Ein langjähriger Verbündeter wie Indien könnte damit verprellt werden, auch die bereits angespannten Beziehungen zu China könnten noch weiter belastet werden.

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