Preise für Erdbeeren und Spargel: Was Verbraucher wissen sollten

Auch billige Leckerbissen haben mittelfristig ihren Preis. Foto: RitaE auf Pixabay (Public Domain)

Importierte Erdbeeren sind meist billiger – noch! Das Wasser in spanischen Anbauregionen wird knapp. Hierzulande werden im Preiskampf Anbauflächen aufgegeben.

Die Preisspannen sind hoch: Für deutsche Erdbeeren bewegen sich die Preise je nach Discounter zwischen 2,99 und 4,99 Euro für die 500-Gramm-Schale. So kostete zuletzt in einem Rewe-Markt in Brandenburg die 500-Gramm-Schale mit den ersten deutschen Erdbeeren 4,30 Euro – von bester Qualität und Geschmack. Die spanische Ware war mit 1,89 Euro deutlich günstiger. Allerdings verursacht sie auch hohe Transportkosten bei schlechter Ökobilanz.

Wer für eine ganze Familie einkauft und nicht überdurchschnittlich verdient, wird trotzdem häufig darauf zurückgreifen. Allerdings gibt es Anhaltspunkte dafür, dass sich bald auch diese Ware verteuern wird. Unterdessen fehlen politische Steuerungsinstrumente, um zu verhindern, dass hierzulande Anbauflächen aufgegeben werden.

Die Konkurrenz ist groß

In Brandenburg werden auf rund 280 Hektar – das sind knapp 400 Fußballfelder – Erdbeeren angebaut, meist unter Folientunnel. Die ersten Beeren werden seit Mitte Mai geerntet. Weil der April relativ kalt war, laufe die Ernte sieben bis zehn Tage später, heißt es. Damit liegt das Erntezeitfenster etwa wieder wie in den 1980er-Jahren. Zudem hängt der Erntezeitpunkt von der klimatischen Situation der einzelnen Betriebe ab.

Ähnlich wie bei Spargel, der derzeit die deutschen Märkte flutet, ist die Konkurrenz bei heimischen Erdbeeren groß. Im Osten Brandenburgs etwa konkurrieren deutsche mit polnischen Bauern, die jenseits der Grenze viel niedrigere Löhne zahlen. Ansonsten drängen billige Erdbeeren aus Spanien auf den Markt.

Deutsche Erdbeeren könne man guten Gewissens verzehren, doch sei es unter den gegebenen Bedingungen schwierig, sie zu verkaufen, erklärt Thomas Bröcker vom Gartenbauverband im Interview mit dem RBB. So habe der Erdbeeranbau deutschlandweit abgenommen.

Weil sich der Anbau im Freiland nicht mehr lohne, gebe es immer weniger Anbauflächen. Einerseits seien die Mittel beschränkt, auch im Bio-Bereich, andererseits wächst wegen des warmen Wetters die Zahl der Schädlinge, klagt der Vizepräsident vom Gartenbauverband Berlin-Brandenburg. Für einen Pflanzenschutz brauche es eine "Resistenz-Strategie".

Die Risiken, vor allem der Einfluss des Wetters - seien nicht mehr beherrschbar, außer man zieht Erdbeeren unter Folie oder Glas. Unter diesen Umständen sei eine kostengünstige Produktion nicht mehr möglich.

Hinzu kommen die Mindestlöhne. Der Handel tue so, als gäbe es keine nationalen Grenzen. Damit Differenzen nicht ausgenutzt werden können, brauche es in Europa einheitliche soziale Bedingungen und Löhne, fordert Bröcker. Zudem müssten beim Pflanzenschutz wissenschaftliche Betrachtungen zugrunde gelegt werden. Die Erdbeerbauern seien Opfer der Politik. So wurde die Politik wurde in den letzten Jahren durch den Streit zwischen Öko und Konventionell beherrscht.

Davon können die 90 Prozent, die Nahrungsmittel produzieren, nicht leben. Aus seiner Sicht sei der Klimawandel landwirtschaftlich zwar noch beherrschbar, jedoch nicht, wenn die Werkzeuge dafür fehlen. Neben europaweit einheitlichem Pflanzenschutz und Mindestlöhnen wünscht sich der Experte vor allem Hilfe beim Schutz vor den Folgen der Erderwärmung, aber auch Schutz vor klimabedingt einwandernde Schadinsekten.

Aldi Süd setzt auf regionalen Anbau

Von Aldi Süd kommt unterdessen ein Vorstoß in Richtung regionale Landwirtschaft. Seit dem 15. Mai will der Discounter während der deutschen Erdbeersaison ausschließlich Erdbeeren aus deutscher Herkunft verkaufen. "Wann immer im Einkauf regionale oder deutsche Erdbeeren verfügbar sind, kaufen wir während der Saison nur noch diese ein. Das kann je nach Wetter bis Ende August dauern", erklärt Aldi-Einkaufschef Erik Döbele in einer Pressemitteilung vom 8. Mai.

Bereits seit dem 10. April wird nur heimischen weißer und violetter Spargel verkauft. Unter der Eigenmarke "Bestes aus der Region" bietet Aldi Süd die Erdbeeren nun in plastikfreien, offenen Kartonschalen an. Auf der Verpackung ist vermerkt, welcher Erzeuger die Früchte angebaut hat.

Aldi Nord und andere Supermärkte verkaufen vorerst weiterhin spanische Erdbeeren. Die Entscheidung von Aldi Süd zeige eine hohe Wertschätzung für den heimischen Erdbeeranbau, erklärt Simon Schumacher, Geschäftsführer vom Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeerbauern (VSSE). Er hofft, dass andere Einzelhändler diesem Beispiel folgen, um die regionale Landwirtschaft weiter zu stärken.

Selber pflücken als preiswerte Alternative

Eine Alternative zum Erdbeeren kaufen ist Selber pflücken. Landauf, landab bieten Erdbeerbauern auf ihren Feldern Selbstpflücken an. In Hessen zum Beispiel gibt es Erdbeerfelder zum Selbstpflücken unter anderem bei Frankfurt am Main, Wiesbaden und Darmstadt.

Das Kilo selbstgepflückte Erdbeeren kostet deutlich weniger als im Supermarkt. Je nach Region können die Preise jedoch variieren. Allerdings sind die Felder nicht für alle Menschen problemlos zu erreichen, insbesondere ohne Auto. Wer einen eigenen Garten hat, kann seine Erdbeeren natürlich auch selbst anbauen. Dabei gilt es einiges zu beachten - angefangen bei der Wahl der Sorte, über den richtigen Pflanzenzeitpunkt bis hin zur optimalen Düngung.

Almeria: Wassermangel trifft auf hohen Verbrauch

Noch sind spanische Erdbeeren in deutschen Supermärkten billig - doch das hat seinen Preis und könnte sich in absehbarer Zeit umkehren. 2021 wurden in Spanien 360.000 Tonnen Erdbeeren geerntet. Rund 324.000 Tonnen kamen aus Andalusien. Davon gingen 113.000 Tonnen nach Deutschland. Die Erdbeeren reifen auf gigantischen Flächen unter riesigen Gewächshäusern heran.

Wärme, Sonne, billige Arbeitskräfte – die Bedingungen für den Erdbeeranbau könnten besser nicht sein. Schätzungsweise 300 Liter Wasser werden verbraucht, um ein Kilo zu ernten. Das Wasser wird in das Wachstum von Gemüse und Obst gepumpt und anschließend nach Deutschland exportiert. Hier bieten die Discounter spanischen Erdbeeren zu Ramschpreisen für 3,60 pro Kilo an.

So verschärfen deutsche Konsumenten, wenn sie spanische Erdbeeren kaufen, indirekt die Wasserknappheit in Spanien. Dort müssen die Anwohner in den Anbaugebieten Wasser rationieren, während Landwirte bei der Ernte mit Totalausfällen rechnen.

Dennoch wird der Umgang mit dem knappen Gut eher lax gehandhabt. So wird für den Erdbeeranbau im Doñana-Naturpark in Andalusien tausenden illegalen Brunnen zusätzlich Wasser entnommen. In der Folge sinken die Grundwasserstände immer tiefer, das Wasser fehlt im ganzen Ökosystem. Kürzlich entschied die andalusische Regierung, auf weiteren 800 Hektar Erdbeeren anzubauen.

Damit wird sich der Wassermangel im Unesco-Weltnaturerbe deutlich verschärfen. Auf der anderen Seite sichern die Erdbeeren den Wohlstand in der Region, rund 100.000 Arbeitsplätze hängen daran. Welches von beiden Vorrang hat - Natur oder Wirtschaft - darüber streiten sich die Anwohner. Spanien steht schon länger in der Kritik: Wegen des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln und illegalen Einwanderern bei der Ernte im Obst- und Gemüseanbau.

Anhaltende Dürre könnte Lebensmittel verteuern

Der Sommer hat noch nicht richtig angefangen, da zerstörte die Dürre in Spanien bereits Feldfrüchte auf 3,5 Millionen Hektar. Der Großteil der Getreide-Ernte auf nicht-bewässerten Äckern wird wohl ausfallen, auf bewässerten Flächen die Hälfte. Generell geht man davon aus, dass die Preise für landwirtschaftliche Produkte steigen. Die Wasserreserven in den Stauseen liegen landesweit bei 41,4 Prozent und damit 36 Prozent unter dem normalen Pegel für diese Jahreszeit.

Manche Gemeinden werden schon per Tankwagen mit Trinkwasser beliefert. Hinzu kommen hohe Temperaturen. Bringt der Mai keinen Regen, werde sich die Situation bald verschlimmern, heißt es. Für Juni, Juli und August sind bereits außergewöhnliche Hitzewellen angesagt. Inzwischen forderte das Land bei der EU Finanzhilfe für die von der Dürre betroffenen Landwirte ein. Zumindest soll es Steuererleichterungen für betroffene Betriebe geben. Die Ferienregionen sollen das Wassersparen bislang nicht spüren. Aus gutem Grund: Ähnlich wie die Erdbeeren sind Touristen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, den es gilt, mit Wasser zu versorgen.