2G: Der Königsweg?
Infektionszahlen steigen rasant. Mehrere Bundesländer führen 2-G-Regel ein. Einige Politiker fordern diese Strategie landesweit. Inwiefern aber bietet 2G tatsächlich eine Lösung?
Seit Mitte Oktober steigen die Infektionszahlen in Deutschland massiv an und erreichen seit Tagen neue Höchstwerte. Die Inzidenz liegt über 300, Bayern ruft den Katastrophenfall aus und der Berufsverband Deutscher Anästhesisten (BDA) sowie die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) warnen vor einer Überlastung der Intensivmedizin sowie einem Engpass in der Akutversorgung.
Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Claudia Schmidtke, rechnet damit, dass bald wieder Notverlegungen von Corona-Erkrankten erforderlich sein werden.
"Mittlerweile werden Patienten innerhalb des eigenen Bundeslandes verlegt. Ich gehe davon aus, dass die deutschlandweite Kleeblattverlegung nur noch eine Frage der Zeit ist", so Schmidtke. Die Ampelparteien planen nach Worten des Grünen-Chefs Robert Habeck: "Kontaktuntersagung oder 2-G-Regelung heißt in weiten Teilen: Lockdown für Ungeimpfte."
Die Wortwahl verschärft sich
Die Impfquote in Deutschland ist recht hoch. 67 Prozent der Deutschen sind vollständig geimpft. Bei den Erwachsenen sind es 77 Prozent. Bei den über 60-Jährigen liegt die Quote bei 85,5 Prozent. Obwohl die Impfquote ebenso hoch liegt wie beispielsweise in Frankreich, steigen die Infektionszahl hierzulande deutlich stärker an als bei unserem Nachbarn.
Die Schuldfrage für das aktuelle Problem in deutschen Krankenhäusern wurde von Politikern, Journalisten und Experten rasch beantwortet. Es sind die Ungeimpften. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder wirft ihnen die "Unsinnigkeit der Argumente" vor und spricht von "absoluten Ultraquatsch, der da gesagt wird".
Diese Leute seien leider - wie in einer Sekte - Argumenten oft nicht mehr zugänglich. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher fordert: "Wir können diese Pandemie nicht immer aus der Sicht der Ungeimpften beurteilen."
Nun ist nicht mehr nur von einer "Pandemie der Ungeimpften" die Rede; einer Einschätzung, der Christian Drosten sehr deutlich widersprochen hat. Der Journalist Nikolaus Blome sieht die geimpfte Mehrheit der Deutschen nun als "Geiseln der Ungeimpften". Frank Ulrich Montgomery, Vorstandsvorsitzender des Weltärztebundes, spricht sogar von einer "Tyrannei der Ungeimpften".
Die politische Antwort
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach erklärte daher vor mehr als einer Woche, 2G sei der Königsweg zur Lösung der gegenwärtigen Krise.
Zahlreiche Bundesländer haben diese Regel als Option eingeführt. Insbesondere Betriebe der Gastronomie, Kultur und Veranstaltungsbranche dürfen dann selbst entscheiden, ob sie nur noch Genesene und Geimpfte empfangen. Die Veranstalter können dabei auf Maskenpflicht und Abstandsregeln verzichten und mehr Teilnehmer zulassen. Nicht aber Ungeimpften oder Genesenen, deren durch einen PCR-Test belegte Infektion mehr als sechs Monate zurückliegt.
Einige Bundesländer wie Bayern, Hessen oder Baden-Württemberg haben einen Automatismus geschaffen, sodass die 2-G-Regel greift, sobald ein bestimmter Grenzwert überschritten wird. Berlin hat nun eine grundsätzliche 2-G-Regel eingeführt, kein Optionsmodell. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund warnt: "Sollten wir keine bundesweite 2-G-Regel einführen, wäre das der nächste Fehler in der Pandemiebekämpfung."