Absturz einer ukrainischen Antonow in Griechenland – was bislang bekannt ist

Die nun abgestürzte Maschine im September 2021 in Danzig. Bild: magro_kr, CC BY-NC-ND 2.0

Höhere Gefährdungslage für Bewohner vor Ort. Unterschiedliche Angaben über konkrete Fracht. Flugzeug soll Bangladesch zum Ziel gehabt haben.

Einige Fragen rund um das in der Nacht von Samstag auf Sonntag nahe der nordostgriechischen Stadt Kavala abgestürzte ukrainische Transportflugzeug sind inzwischen geklärt, einiges bleibt unklar. An der Absturzstelle wurden am Sonntag Biowaffenexperten des griechischen Heers erwartet. Zusammen mit einer Einheit zur Abwehr nuklearer Gefahren sollen gut ein Dutzend Spezialisten die Umgebung durchforsten.

Am Morgen wurde über eine Staubschicht am Unglücksort berichtet, deren Zusammensetzung zunächst nicht geklärt werden konnte. Feuerwehrleute, Journalisten und Anwohner klagen über ein Brennen auf Lippen und Zunge, das auch auftrete, wenn man eine FFP-2-Maske trage.

Der Branchenservice Flightradar24 hat Aufzeichnungen über den letzten Flug des knapp 51 Jahre alten Flugzeugs veröffentlicht. Bekannt ist, dass das Flugzeug der ukrainischen Cargo-Airline Meridian gehört, und dass alle acht Besatzungsmitglieder, Staatsangehörige der Ukraine, ums Leben gekommen sind.

Der ukrainische Konsul Vadim Sambluk aus Thessaloniki besuchte umgehend die Absturzstelle. Der Diplomat bestätigte Angaben des serbischen Verteidigungsministeriums, dem zufolge der geplante Flug mit Zwischenlandung in Amman (Jordanien) mit 11,5 Tonnen gefährlichem militärischem Material auf dem Weg nach Bangladesch war.

Nach Angaben aus Belgrad war ursprünglich eine weitere Zwischenlandung in Riad geplant.

Minen oder Mörsergranaten?

Das serbische Portal nova.rs berichtete unter Berufung auf den Direktor der serbischen Firma Valir, Mladen Bogdanović, dass die Fracht aus Minen bestanden habe. Diese wären, so Valir für Trainings- und Ausbildungszwecke an das Militär von Bangladesch gesandt worden.

Laut Bogdanović habe die Verantwortung seiner Firma mit der Verladung der Fracht im Abflughafen Nis geendet. Es soll sich um Waffenmaterial serbischer Produktion handeln.

Griechische Medien berichten, dass eine offizielle Stellungnahme zur Art der Fracht vorliegen würde. Wie das Internetmagazin iefimerida.gr unter Berufung auf den griechischen Katastrophenschutz berichtete, bestand die Fracht aus 60-mm-M62-Mörser-Trainingsgranaten, 82-mm-Mörser-Trainingsgranaten M62 und weiteren 82 mm-Projektilen. Als Quelle für diese Angaben der Fracht wird die serbische Firma Valir angeführt.

Erste Drohnenaufnahmen zeigen das völlig zerstörte Flugzeug an der Absturzstelle. In der Umgebung ist die Stromversorgung zusammengebrochen, weil beim Absturz Hochspannungsleitungen zerstört wurden. In der Folge des Stromausfalls gibt es bereits Probleme mit der Wasserversorgung.

In Griechenland, besonders in Kavala, herrscht Unmut darüber, dass mehr als zwölf Stunden nach dem Absturz der ukrainischen Maschine noch nicht klar ist, welcher Gefahr die Menschen rund um die Absturzstelle ausgesetzt sind.

Es ist den Bewohnern in unmittelbarer Umgebung weiterhin nicht gestattet, die Häuser zu verlassen oder sich der Unfallstelle zu nähern. Rettungskräfte fanden in der weiteren Umgebung der Absturzstelle Leichenteile.