"Afghanistans Frauen wurden verraten"
Seite 2: Afghanistan: Viele Frauen im Untergrund
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Wie reagiert medica mondiale auf den Vormarsch der Taliban?
Monika Hauser: Für uns ist im Augenblick das Wichtigste, unsere afghanischen Kolleginnen in Sicherheit zu bringen. Sie haben teilweise 20 Jahre lang advokatische und feministische Arbeit geleistet und sind jetzt hoch gefährdet. Viele mussten in den Untergrund gehen.
Die Kolleginnen aus Masar-i-Scharif und Herat sind samt ihren Familien komplett nach Kabul geflohen. Die afghanische Hauptstadt ist zurzeit ein einziges riesiges Flüchtlingslager.
Was erwarten Sie sich noch von der internationalen Gemeinschaft, von der EU, von Deutschland?
Monika Hauser: Das Kind ist schon in den Brunnen gefallen, es wurden so viele Fehler gemacht - nicht erst mit dem Abzug der Truppen, von Trump beschlossen und von Biden durchgeführt. 2001 wurden die Frauenrechte instrumentalisiert, um einen Einmarsch zu rechtfertigen.
Tatsächlich gab es in den darauffolgenden 20 Jahren kaum Unterstützung für die Frauen. Bidens Erklärung, dass das Ziel, Al-Qaida aus dem Land zu vertreiben, erreicht worden sei, beweist, dass es in Wirklichkeit nie um Afghanistan gegangen ist.
Dieses Land wurde verkauft und verraten, vor allem die Mädchen und Frauen.
Was wäre jetzt zu tun?
Monika Hauser: Die Taliban sind auf die Zusammenarbeit mit dem Ausland angewiesen. Das muss man nutzen, um Bedingungen, um möglichst viele Menschenrechte auszuhandeln. Und wir müssen die gefährdeten Menschen da herausholen, die nötigen Visa verteilen und die tödliche Bürokratie aussetzen, die das verhindert oder verzögert.
Dieses Interview erschien auch beim Südtiroler Online-Magazin barfuss.it