Agrarfunktionär: Brotpreis könnte sich verdoppeln
- Agrarfunktionär: Brotpreis könnte sich verdoppeln
- Krieg und Sanktionen lassen Preis für Dünger steigen
- Auf einer Seite lesen
Versorgung mit Lebensmitteln in Deutschland und der EU ist gesichert – aber es wird vor Preissprüngen in ungekanntem Ausmaß gewarnt
Der Krieg in der Ukraine bedroht die Lebensmittelversorgung in vielen Regionen – in den Ländern der Europäischen Union dagegen nicht. Das hatte die EU-Kommission am Mittwoch erklärt. Doch die Preise für Lebensmittel könnten steigen, so dass sich viele arme Haushalte das Essen kaum noch leisten können.
Valdis Dombrovskis, Vizepräsident der EU-Kommission erklärte: "Auch wenn die Ernährungssicherheit in der EU nicht gefährdet ist, sollten wir dafür sorgen, dass Lebensmittel erschwinglich bleiben."
Damit Lebensmittel erschwinglich bleiben, erlaubt es die EU-Kommission den Mitgliedsstaaten, die Mehrwertsteuer zu senken oder Landwirte und Industrie zu veranlassen, den Anstieg der Verbraucherpreise möglichst gering zu halten. Für arme Menschen könnten auch Hilfen aus dem Europäischen Hilfsfonds gewährt werden.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) versicherte am Freitag auch bei einer Pressekonferenz, dass die Versorgungssicherheit in Deutschland gewährleistet sei – "bis ins erste Quartal 2023", versprach DBV-Präsident Joachim Rukwied.
Gleichwohl warnte er vor "Preissprüngen in bisher ungekanntem Ausmaß". Mit welchen Preisen die Menschen in der Bundesrepublik rechnen müssen, dazu wollte er sich nicht konkret äußern. "Zu viele Faktoren spielen mit hinein", sagte er, weshalb konkrete Angaben unseriös seien.
Klaus-Peter Lucht, Vizepräsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, hat einen Vorgeschmack darauf gegeben, wie stark die Lebensmittelpreise ansteigen könnten. Der Bild-Zeitung sagte er, er rechne insgesamt mit einem Anstieg der Lebensmittelpreis um durchschnittlich 20 bis 40 Prozent.
Der Brotpreis könne sich verdoppeln. "Auf bis zu zehn Euro", so Lucht. Einige Produkte könnten sogar dauerhaft nicht mehr verfügbar sein, zum Beispiel Sonnenblumen- und Rapsöl oder Aprikosenmarmelade. Diese Produkte sind zum großen Teil auf Lieferungen aus der Ukraine angewiesen.
Produktion ankurbeln
Die EU-Kommission will die Mitgliedsstaaten zudem in die Pflicht nehmen, ihren Beitrag zur weltweiten Ernährungssicherheit zu leisten. Es sollen alle notwendigen Maßnahmen ergriffen werden, damit "die EU als Netto-Lebensmittelexporteur und führender Agrar- und Lebensmittelerzeuger" ihren Beitrag leistet.
Im Blick hat die Kommission dabei Regionen, die zum großen Teil auf die Einfuhr von Getreide angewiesen sind: Nordafrika und den Nahen Osten. Der Ukraine hat die Kommission umfangreiche humanitäre Hilfe zugesagt.
Am Donnerstag, nach den Gipfeln der Nato und der G7-Staaten in Brüssel, hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron diese Absicht noch einmal betont. Er schlug vor, dass die Produktion von Nahrungsmitteln "ab diesem Sommer" erhöht werden solle.
Außerdem sprach er sich für einen "Mechanismus für die Zuteilung" von Lebensmitteln aus. Die "am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen" sollen sie "in ausreichenden Mengen und zu angemessenen Preisen" bekommen können.