Aktivist kritisiert Demokratiedefizit bei Linken – und wird abgeführt

Tavassoli in Augsburg. Bild: Screenshot

Auftritt bei Parteitag in Augsburg sorgte für Schlagzeilen. War es eine Aktion für das Bündnis Sahra Wagenknecht? Politaktivist äußert sich erstmals im Interview.

Auf dem jüngsten Parteitag der Linken hat der Politaktivist Bijan Tavassoli für Aufsehen gesorgt: Er ergriff nach der Rede des Parteivorsitzenden Martin Schirdewan das Mikrofon und nutzte seine Rede für eine Fundamentalkritik an der Partei.

Im Interview mit Telepolis und der Berliner Zeitung äußerte sich Tavassoli, der offen mit der neuen Wählervereinigung um die ehemalige Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht sympathisiert, nun erstmals zu der Aktion.

Er habe auf dem Podium ein Demokratiedefizit deutlich machen wollen, sagte Tavassoli in dem Interview, das heute Mittag Uhr auf Telepolis erscheint:

"Da verteilt ein Parteivorsitzender seit Wochen nach Gutsherrenart die vorderen Listenplätze, schnappt sich den allerersten für sich und lässt sich dafür beklatschen wie Honecker 1989 auf der Tribüne".

Er hingegen sei "als sein Gegenkandidat" von Sicherheitskräften aus dem Saal geführt worden.

Austritt aus Linkspartei

Tavassoli, der bereits bei einem früheren Parteitag mit satirischen Aktionen von sich reden gemacht hatte, erklärte in Augsburg seinen Austritt. Er begründete seinen Schritt nun damit, dass die Linke nicht mehr als Friedenspartei agiere und die Meinungsfreiheit untergraben werde.

Die Spaltung der Linken sei nicht von Sahra Wagenknecht ausgegangen. Die ehemalige Bundestagsabgeordnete und Fraktionsvorsitzende hatte die Linke vor Kurzem nach jahrelangem Streit verlassen, um eine Wählervereinigung namens Bündnis Sahra Wagenknecht zu gründen.

Tavassoli begründete seinen Auftritt nun auch mit seinem Appell gegen die Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine und seinem Engagement für den Erhalt des Friedens. Die Mühe seines Auftritts habe sich gelohnt, trotz Medienberichten über eine "wirre und aggressive Erklärung". Er lobte auch Sahra Wagenknecht und kritisierte die parteilose Kandidatin der Linken für die Europawahl 2024, Carola Rackete.

Tavassoli: Kritik an Carola Rackete nicht rechts

Seine Kritik an Rackete wurde von einigen Medien als rechtslastig wahrgenommen. Tavassoli dementierte dies jedoch. In einem Interview mit Telepolis und der Berliner Zeitung begründete er seine entsprechende Formulierung mit einem historischen Vorbild.

Sein Auftritt sei keine Werbeaktion für das Bündnis Sahra Wagenknecht gewesen, so Tavassoli. Der 31-Jährige hatte bereits vor zwei Jahren für Schlagzeilen gesorgt. Damals trat er auf einem Parteitag der Linken als "muslimische Transfrau" auf. Später erklärte er im Telepolis-Interview, die Rolle sei satirisch gemeint gewesen.

In Augsburg kandidierte er gegen den Parteivorsitzenden Schirdewan als Spitzenkandidat für die Europawahl. Schirdewan wurde mit 86,9 Prozent der Stimmen gewählt, Tavassoli erhielt zwei Prozent der abgegebenen Stimmen.

Fünf FAQs zu diesem Text

1. Warum hat der Politaktivist Bijan Tavassoli auf dem Parteitag der Linken für Aufsehen gesorgt?

Bijan Tavassoli hat auf dem Parteitag der Linken für Aufsehen gesorgt, indem er nach der Rede des Parteivorsitzenden Martin Schirdewan das Mikrofon ergriff und seine Rede für eine Fundamentalkritik an der Partei nutzte.

2. Was war das Hauptmotiv von Tavassoli für seinen Auftritt?

Tavassoli wollte nach eigenen Angaben auf dem Podium ein Demokratiedefizit in der Partei deutlich machen. Er kritisierte insbesondere die Art und Weise, wie der Parteivorsitzende die vorderen Listenplätze verteilte und sich selbst den ersten Platz sicherte.

3. Warum erklärte Tavassoli seinen Austritt aus der Linkspartei?

Tavassoli erklärte seinen Austritt damit, dass die Linke seiner Meinung nach nicht mehr als Friedenspartei agiere und die Meinungsfreiheit untergraben werde.

4. Was war die Reaktion von Tavassoli auf die Wahrnehmung seiner Kritik an Carola Rackete als rechtslastig?

Tavassoli dementierte, dass seine Kritik an Carola Rackete rechtslastig sei. Er begründete seine entsprechende Formulierung mit einem historischen Vorbild. (Mehr dazu im ausführlichen Interview.)

5. War Tavassolis Auftritt eine Werbeaktion für das Bündnis Sahra Wagenknecht?

Tavassoli betonte, dass sein Auftritt keine Werbeaktion für das Bündnis Sahra Wagenknecht war. Er sympathisiert offen mit der neuen Wählervereinigung um Sahra Wagenknecht, hatte aber nicht vor, seinen Auftritt als direkte Unterstützung für das Bündnis darzustellen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.