Angriff auf Militärflughafen in Russland: Selenskyj übernimmt indirekt Verantwortung
Präsident spricht von Attacke auf Ziel "in 700 Kilometer Entfernung". Kiew will 160 F-16-Jets. Es gibt noch weitere Ankündigungen aus Kiew.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat indirekt die Verantwortung für den Drohnenangriff auf einen Militärflughafen in Pskow im Westen Russlands übernommen. Ukrainische Langstreckenwaffen seien erfolgreich eingesetzt worden und hätten "ein Ziel in 700 Kilometern Entfernung getroffen", schrieb er auf Telegram. Der Militärflughafen in Pskow befindet sich ebenso weit von der ukrainischen Grenze entfernt.
Selenskyj bezog sich auf Informationen des Ministeriums für strategische Industriebranchen der Ukraine, das für die Produktion von Rüstungsgütern zuständig ist.
Der ukrainische Präsident war neben Vertretern des Ministeriums vom Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine, Walerij Saluschnyj, über die Lage auf dem Schlachtfeld informiert worden. "Unsere Offensive schreitet voran", schrieb Selenskyj daraufhin.
Nach seinen Angaben sind seit Jahresbeginn mehr als 190 Drohnenangriffe auf das Territorium der Russischen Föderation und die russisch kontrollierte Krim durchgeführt worden.
Die russische Regierung hatte am Mittwoch umfangreiche ukrainische Drohnenangriffe auf Ziele im Westen des Landes gemeldet. Attacken seien aus mindestens sechs Regionen gemeldet worden, teilten die Behörden mit.
Die Nachrichtenagentur Tass berichtete unter Berufung auf Rettungskräfte, auf dem Flughafen der Stadt Pskow seien vier Transportflugzeuge vom Typ Il-76 beschädigt worden. Zwei der Maschinen hätten nach einem mutmaßlichen Drohnenangriff Feuer gefangen.
Pskow ist die Hauptstadt des gleichnamigen Gebiets. Der angegriffene Flughafen liegt rund 700 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, aber in unmittelbarer Nähe zu Lettland und Estland. Diese beiden Anrainerstaaten gehören sowohl zur Europäischen Union als auch zur Nato.
Die Tatsache, dass die Drohnen von Luftwaffenstützpunkten hunderte Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt hatten angreifen können, sei ein Beleg für Hilfe aus dem Westen, sagte Russlands Außenamtssprecherin Maria Sacharowa.
Ukraine wünscht sich 160 F-16-Kampfjets
Selenskyj kündigte zudem eine "maximale Steigerung der Waffenproduktion" für den Kampf gegen die russischen Truppen im Land an. Neben Artilleriegeschützen und Munition will die Ukraine auch Drohnen, Raketen und gepanzerte Fahrzeuge herstellen.
"Wir steigern die Produktion auf ein Höchstmaß. Die Ukraine kann das schaffen, die Finanzierung ist gesichert. Unsere Rüstungsindustrie wird gute Resultate erzielen", sagte Selenskyj Mitte der Woche.
Die ukrainische Führung hatte mehrfach bekräftigt, die größte Rüstungsindustrie Europas aufbauen zu wollen.
Unter anderem wird der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall künftig in der Ukraine Panzer bauen und reparieren. Ein entsprechendes gemeinsames Unternehmen mit dem ukrainischen Staatskonzern Ukroboronprom wurde im Mai gegründet. "Damit wird erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik ein deutsches Rüstungsunternehmen mit offizieller staatlicher Duldung direkt in einem Land tätig, auf dessen Boden ein Krieg stattfindet", stellte damals die Neue Zürcher Zeitung fest.
Nun kündigte Kiew zudem den Aufbau einer schlagkräftigen Luftwaffe an. Bisher seien bereits Vereinbarungen über die Lieferung von 50 bis 60 F-16-Kampfjets getroffen worden, sagte Selenskyj in einem Interview mit dem portugiesischen Radiosender RTP.
Sie werden nicht alle auf einmal geliefert. Insgesamt brauchen wir etwa 160 (F-16), damit wir eine schlagkräftige Luftflotte haben, die Russland daran hindert, den Luftraum zu dominieren.
Wolodymyr Selenskyj
Er begründete dies mit der Notwendigkeit, die Luftverteidigung und die Kontrolle des Schiffsverkehrs im Schwarzen Meer sicherzustellen.
Am 20. August hatte Selenskyj bereits ein "bahnbrechendes Abkommen" mit den Niederlanden über die Lieferung von 42 F-16-Kampfflugzeugen verkündet. Auch Dänemark erklärte sich bereit, 19 F-16-Kampfflugzeuge an die Ukraine zu liefern, wobei die ersten sechs Flugzeuge bis Ende des Jahres eintreffen sollen.
Dänemark und die Niederlande werden zudem ukrainische Piloten ausbilden.
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