Auch Leopard-Panzer: Russen stellen in Moskau westliche Waffen zur Schau
Russen können Fahrzeuge und Geschütze besichtigen. Darunter ein deutscher Leopard-Panzer. Westliche Reaktionen propagandistisch genutzt.
In Moskau hat eine Ausstellung von Waffensystemen eröffnet, die offenbar von russischen Truppen in der Ukraine erbeutet worden sind. Darunter befinden sich viele Militärgeräte westlicher Bauart. Die Open-Air-Show findet im Moskauer "Park des Sieges" statt, berichten russische Medien. Die Veranstaltung ist offenbar Teil der russischen Kriegspropaganda. Und die nutzt auch die Reaktion westlicher Medien für sich.
Der "Park des Sieges" wurde im Jahr 1995 als Grünanlage mit Gedenkstätten und Monumenten in Moskau errichtet. Damals wurde der 50. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Deutschland im Zweiten Weltkrieg gefeiert. In der Nähe befindet sich das Panoramamuseum zur Schlacht von Borodino.
Die Ausstellung, die vom russischen Verteidigungsministerium als "Trophäenschau" bezeichnet wird, präsentiert von den russischen Streitkräften offenbar im Kriegsgebiet in der Ukraine erbeutete Panzer und gepanzerte Fahrzeuge sowie Geschütze.
Die "Trophäen" des Krieges
Unter den ausgestellten Waffen befinden sich ein deutscher Leopard-2A6-Panzer, ein US-amerikanischer Abrams-Panzer und Bradley-Schützenpanzer, ein französischer Radpanzer sowie gepanzerte Fahrzeuge aus der Ukraine, Großbritannien, der Türkei, Finnland, Südafrika, Österreich und Tschechien.
Ausstellung von erbeuteten Waffensystemen im Moskauer "Park des Sieges" (8 Bilder)
Die Fahrzeuge sind teils beschädigt, aber auffallend sauber und teilweise frisch gestrichen, schreibt das Nachrichtenmagazin Spiegel, dessen Moskau-Korrespondentin Christina Hebel einen ausführlichen Bericht mit vielen Fotos verfasste.
Propaganda und Kriegsrealität
Die Ausstellung, die einen Monat lang laufen soll, ist offenbar Teil der Kriegspropaganda des Kremls. Laut Spiegel ist die Botschaft der Ausstellung klar: Der Krieg ist vorzeigbar. Und votr allem: Der Krieg gegen den Westen kann gewonnen werden.
Die Ausstellung findet kurz vor dem 9. Mai statt, dem Tag des sowjetischen Sieges über Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg. Die russische Regierung stellt den Krieg gegen die Ukraine als Fortsetzung des Kampfes gegen den Faschismus dar, schreib die Journalistin Hebel aus Moskau.
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In den wenigen Reaktionen in Deutschland wird allerdings nicht erwähnt, dass es eine Entsprechung auf deutscher Seite gab. Vor einem Jahr hatte eine umstrittene Privatinitiative einen erbeuteten russischen Panzer aus der Ukraine nach Berlin gebracht und vor der russischen Botschaft aufgestellt. Die Aktion sorgte in der Hauptstadt für Kontroversen.
So hatte der Berliner Senat zunächst ethische Bedenken, weil in dem Panzer offenbar Menschen gestorben waren. Zudem mobilisierten russische Nationalisten gegen die Aktion; vor Ort kam es wiederholt zu Handgreiflichkeiten.
Deutscher Leopard-Panzer unter Highlights der Ausstellung
In Moskau strömten nach Medienberichten Tausende Besucher zur Ausstellung, darunter Familien mit Kindern, Soldaten und sogar Kämpfer der Wagner-Privatarmee. Sie posieren stolz für Selfies vor den erbeuteten Waffen und diskutieren über Gewicht und Ausstattung der Panzer.
Ein deutscher Leopard-Panzer ist einer der Höhepunkte der Ausstellung. Ein Soldat erklärt einer Besucherin, dass der Panzer kürzlich in der Nähe von Awdijiwka erbeutet wurde, einer Kleinstadt bei Donezk, die Anfang des Jahres vom russischen Militär eingenommen wurde.
Die Botschaft der Ausstellung
Die Ausstellung scheint die Botschaft zu vermitteln, dass Russland im Krieg gegen die Ukraine im Vorteil ist. Soldaten sprechen von der Überlegenheit der russischen Waffen und behaupten, dass sie "alles zerstören, hierher bringen und zeigen" würden.
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Das entspricht in Ton und Duktus der Berichterstattung russischer Medien über den Krieg. Verfolgt man Medien wie die Nachricht an Ria Nowosti, so liest man öfter Ankündigungen, dass westliche Waffensysteme zerstört wurden oder, sollten sie geliefert werden, unmittelbar zerstört würden.
Um die Realität des Krieges geht es nicht
Die Realität des Krieges und das Leiden der ukrainischen Bevölkerung werden in der Ausstellung nicht thematisiert. Stattdessen werden die eigenen Soldaten als Helden gefeiert. Auch die Kämpfer der Wagner-Privatarmee, die nach dem Tod des Söldner-Chefs Jewgenij Prigoschin offiziell nicht mehr existieren sollte, werden in der Ausstellung geehrt.
Zum propagandistischen Kalkül der Organisator gehört offenbar auch die Reaktion im Westen. Auf ein "erstaunliches Detail" hätten User in Großbritannien hingewiesen, schrieb Ria Nowosti, um Forenkommentare aus der britischen Zeitung Daily Mail auszuwerten.
"All das Geld, das der Ukraine zur Verfügung gestellt wurde, wurde vergeudet", schrieb dort ein User. "Sie (die Russen) sehen ziemlich glücklich und zufrieden aus", zitiert die russische Agentur einen anderen User: "All diese Sanktionen gegen Russland scheinen keine Wirkung gezeigt zu haben."
Nachrichtenagentur greift nur bestimmte Kommentare auf
"Wenn ich mir die geringen oder fehlenden Schäden ansehe, dann denke ich, dass die ukrainischen Soldaten nicht so hart gekämpft haben, wie uns ständig erzählt wird, sondern einfach weggelaufen sind", auch dieser Kommentar wurde von Ria Nowosti aufgegriffen.
Tatsächlich finden sich unter den Reaktionen viele kritische Stimmen zur Ukraine und zur westlichen Kriegsunterstützung. Allerdings gibt es auch andere Kommentare, die von der russischen Agentur nicht aufgegriffen worden sind. So interpretiert ein weiterer Leser der Daily Mail den Zustand der Fahrzeuge völlig anders:
Für erbeutete und beschädigte Fahrzeuge sehen sie unglaublich sauber, unbeschädigt und neu lackiert aus. Selbst diejenigen, die einige Schäden aufweisen, sind entweder mit neuer Farbe überzogen oder die Windschutzscheiben weisen gut platzierte Schüsse auf, aber nichts an der Karosserie drumherum. Das britische Modell ist seit den 80er-Jahren außer Betrieb und kann von jedermann erworben werden.