Bayern: Gesundheitsprofit und Virendiktat (II)

Bild Markus Söder: Mueller/MSC / CC-BY-3.0 / Grafik: TP

Bayern-Saga: Wie man am eigenen Erfolg scheitert. (Teil 14 und Schluss)

"Södolf": Eine Überschätzung

In den alternativen Medien wird der gegenwärtige bayerische Ministerpräsident Markus Söder gerne als "Södolf" perhorresziert.

Das ist intellektuell und politisch sicherlich eine Überschätzung des Mannes. Die Vorlage hierfür, "Adolf" H., hat immerhin zwei Bücher geschrieben. Von Markus S. findet sich im Internet nichts Vergleichbares. Auch politisch gibt es für einen "Södolf" keine Grundlage: "Führer" Adolf avisierte immerhin eine Revision des zweifellos schändlichen Versailler Vertrages, der kurzeitige auch "Heimatminister" Markus polemisiert lediglich gegen den unstreitig bürgerfreundlichen Föderalismus Deutschlands. Letztlich will er auf diesem Wege Bundeskanzler Deutschlands auf Kosten der Leute in den Ländlichen Räumen werden. Eine "Gleichschaltung" von Bund und Ländern hatte er Anfang April 2021 in Sachen Corona fast schon erreicht.

Auf "Södolf" trifft wohl am ehesten die berühmte Sottise von Karl Marx über den lächerlichen, aber gleichwohl bluttriefenden Napoleon III., den Imitator von Napoleon I. zu. Nach Karl M. würden sich alle großen, weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sozusagen zweimal ereignen: Das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.1 Die Farce findet derzeit in Gestalt des Faschings-Bayernkönig Söder statt.

Der hat übrigens die Absicht, das Nürnberger Reichsparteitagsgelände des A.H. teilweise rekonstruieren zu lassen - zur Förderung der "Erinnerungskultur" gegen Rechts.

"Duce"- Imitator ?: Die Schwarz-Grün-Nummer

Im Unterschied zu den bestenfalls lesefaulen, wissensarmen und regimeaffinen Antifa-Ideologen und Antifa-Randalierern weiß die seriöse Geschichtsforschung um die teilweise tragische Doppelhistorie des Faschismus in Europa.

Insbesondere in Süd- und Südosteuropa war es ein zentrales Anliegen einiger faschistischer Bewegungen, angesichts der volks- und arbeiterverräterischen Politik der dortigen Sozialdemokratien und angesichts der moskauhörigen Politik der dortigen Kommunistenparteien gleichwohl Arbeiterrechte und Bodenreformen zu erreichen.2 Ein aufschlussreiches Kapitel in der Geschichte des deutschen Faschismus ist der so genannte "Röhmputsch" von 1934, bei dem der sozialrevolutionäre Flügel des Nationalsozialismus in Deutschland in einer Mordaktion ausgelöscht wurde.3

In zahlreichen Kommentaren und Analysen auch der so genannten Qualitätsmedien wird die Tatsache bestaunt, dass Markus Söder immer wieder die politische Nähe zur Grünen-Partei, also zu einstmals Radikalen sucht. Zitat Söder: Schwarz-Grün - "ich glaube, dass es für viele attraktiv wäre".4

Dabei ist die Sache ganz einfach: Treffsichere Analysen des europäischen Faschismus heben hervor, dass dieser solche Modernisierungen durchsetzen wollte oder durchgesetzt hat, die von den herrschenden Eliten und ihren Parteianhängseln lange verhindert wurden, aber gleichwohl nötig waren.5

Der Faschismus in Italien mit seiner Weizenschlacht von 1925, der Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe ab 1930, dem Autobahnbau ab 1932 ist hierfür ein lehrreiches Beispiel.6

So naheliegend vielleicht ein Abgleich des politischen "Maulhelden" (Wolfgang Kubicki) Söder mit dem politischen Schauspieler Mussolini wäre, auch dessen Diktatur wurde ja schrittweise und gesetzeskonform errichtet , - vergleichbare Taten wie die Weizenschlachten, Sumpftrockenlegungen oder Autobahnpilotbauten des Italieners hat der Nürnberger nicht vorzuweisen.

Bei der "Schmierenkomödie" (Andreas Roß)7 des Atomausstieg Bayerns von 2011 habe der damalige bayerische Umweltminister Söder lediglich "schamlos von der Anti-Atomkraft-Bewegung abgekupfert", so Mike Szymanski in der Süddeutschen Zeitung.8 Auch bei der Verbrennerdiskriminierung und E-Mobilsubventionierung positioniert sich der jetzige Ministerpräsident M.S. bayerisch "Schwarz-Grün".9

Freilich: Das politische Lager der Grünen hat mehr als genug Bio-, Öko- und Kriegskonzepte auf Lager, um den präsidialen, aber substanzlosen Lautsprecher in der Münchner Staatskanzlei mit Floskeln und Parolen auszustatten.

Zudem hat das Grünenlager vor allem in den bayerischen Metropolen und in Südbayern in Folge des dortigen Strukturwandels ein weiterwachsendes Wählerpotential.

Die Faschismusverdacht gegenüber Söder müßte folglich auf Analysen, weniger auf Impressionen gestützt werden. Gleichwohl liegen solche Impressionen nahe, wenn Söder postuliert: "Nach vorne, kämpfen".10 Immerhin war der italienische Duce zu Beginn seines politischen Aufstiegs Chefredakteur des sozialistischen Leitmediums Italiens vor dem Ersten Weltkrieg "Avanti!" ("Vorwärts").