Bedingungsloses Grundeinkommen: Richtiger Ansatz im Falschen
Seite 2: Das BGE als Keynesianismus 4.0.
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Im Rahmen eines staatlich gelenkten Kapitalismus, der im Wesentlichen auf John Maynard Keynes (1883 – 1946) basierte, sollte die breite Masse in die Lage versetzt werden, die produzierten Waren auch kaufen zu können, um so die in regelmäßigen Abständen auftretenden Überproduktions- und Zusammenbruchskrisen zu vermeiden.
Auf den ersten Blick kein irrationaler Ansatz, aber so einfach ist der bürgerliche Krisenkapitalismus leider nicht zu beherrschen. Mit dem Zusammenbruch des Systems von Bretten Woods 1973 endete auch die Ära des staatlich gelenkten Kapitalismus.
In einem gewissen Sinn aber ist das BGE eine Wiederbelebung genau dieser Variante auf einem anderen Niveau: ein Keynesianismus 4.0.
Denn die Krisen und Widersprüche sind, wie Gesellschaftstheoretiker Gerhard Stapelfeldt verständlich darlegt, im ursprünglichen, im klassischen Liberalismus, bereits angelegt.
Er beginnt als revolutionärer Fortschritt, weil dadurch der "objektive Dogmatismus" des metaphysischen Feudalismus, der darin bestand, die Einheit der Welt in Gott theoretisch zu erkennen und praktisch durchzusetzen, durch "Entzweiung" begrifflich aufgebrochen wird (Hegel): Individuum und Gesellschaft, Politik und Ökonomie, Gebrauchswert und Tauschwert.
Diese Entzweiungen und die mit diesen Begriffen bezeichneten Sachverhalte begründen eine "Herrschaft der Verhältnisse", eine "Herrschaft von Abstraktionen" und die "Verselbständigung der Verhältnisse gegenüber den Individuen" (Marx), so dass die Verhältnisse als ein unbewusstes Allgemeines über die Individuen herrschen.
Dieses bewusstlose Allgemeine ist theoretisch eine Ideologie, die die Verhältnisse verschleiert, weil darin die liberalen Utopien enthalten sind: allgemeine Freiheit und Gleichheit, Individualität, Ende der persönlichen Herrschaft von Menschen über Menschen.
Der fruchtbare Boden
Und an genau diesen unbewussten Verhältnissen würde die jetzige Einführung des BGE überhaupt nichts ändern: Die Arbeitstätigkeit lediglich als Gebrauchswertproduktion unterliegt immer noch den Gesetzen der Profitproduktion und Profitmaximierung und die Produktionsmittel befinden sich natürlich auch weiterhin in Privatbesitz.
Nicht zuletzt die Aufgabe von unabhängigen Medien ist die Aufklärung des gesellschaftlichen Unbewussten, das Bewusstmachen von unbewusst herrschenden Verhältnissen, um so eine Gesellschaft voranzubringen, in der die Menschen sich ihrer selbst und ihrer Verhältnisse bewusst sind.
In der informierten Gesellschaft würde das BGE auf fruchtbaren Boden fallen.