Bester Schutz gegen Blackout: Lokal produzierter Strom aus Erneuerbaren

Seite 2: Auch Bürgerinnen können sich absichern

Als Hausbesitzer oder in Ihrer Mietergemeinschaft können Sie aber auch selbst tätig werden: Kombinieren Sie die Solaranlage auf dem Dach mit Batterien im Keller und Sie können bei entsprechender Dimensionierung ihren Energiebedarf im Frühjahr, Sommer und Herbst Blackout-sicher decken. Im Winter reicht die Sonne meist noch für den Grundbedarf wie Licht, Computer und Kühlschrank.

Allerdings sollten Sie bei Privatanlagen darauf achten, dass Ihr System mit Solaranlage (PV) und Batterie tatsächlich auch Strom ins Hausnetz einspeisen kann, wenn das öffentliche Netz ausfällt. Dafür braucht es eine zusätzliche Ausstattung, die der Installateur nicht automatisch einbaut. Nachträglich ist eine Umrüstung auf Blackout-Sicherheit nicht mit jedem eingebauten Typ von Wechselrichtern und Batterien möglich. Dies ist also eine zentrale Voraussetzung dafür, dass im Falle eines Blackouts die PV-Module auf dem Dach bei scheinender Sonne auch Wirkung tragen können.

Erneuerbare Energien aus lokaler Produktion sind Daseinsvorsorge, die Sie selbst für sich privat oder in der Dorf- bzw. Stadtteilgemeinschaft schaffen können. Auch wenn ein langandauernder, flächendeckender Blackout wegen der gut ausgebauten Netzinfrastruktur in Deutschland als ziemlich unwahrscheinlich gilt, so gibt es doch auch bei uns Gefahren, wie Cyberangriffe, Terrorattacken, Stürme oder Schneekatastrophen wie einst im Münsterland, die die öffentliche zentrale Stromversorgung zum Blackout bringen können.

Wenn Sie mich nach meiner Einschätzung fragen, ob wir in Deutschland ohne Blackout über diesen Winter kommen, so bin ich sehr zuversichtlich, dass es keinen Blackout geben wird, solange es keine außergewöhnlichen Ereignisse wie Wetterextreme oder Terrorangriffe geben wird. Einzig die vielfache Abschaltung der Atomkraftwerke in Frankreich wegen großen Sicherheitsgefahren macht mir Sorge, sollten es noch mehr werden. Ein massiver Strommangel in Frankreich kann auch uns in Deutschland treffen.

Es zeigt, dass Atomkraft alles andere als Versorgungssicherheit bringt, auch wenn es die Atombefürworter stets behaupten. Die französische Atomkraftabhängigkeit als auch die Terror- wie Unwettergefahren lassen mich daher zu der Empfehlung gelangen, dass alle danach streben sollten, sich selbst oder zusammen mit der Dorf- und Quartiersgemeinschaft eine Blackout-Sicherheit mit Erneuerbaren Energien selbst zu schaffen.

Wenn Millionen Menschen und Unternehmen ihre eigene Blackout-Sicherheit bei der Stromversorgung erzielt haben, dann ist auch die gesamte Gesellschaft wesentlich sicherer, selbst wenn es zum Krieg kommt. Der Ukraine-Krieg ist eine schlimme Warnung, dort leiden Millionen Menschen und die Wirtschaft massiv unter der von den Russen zerstörten Energieinfrastruktur.

Nur sehr wenige in der Ukraine, die sich selbst mit Strom aus Erneuerbaren Energien versorgen, verfügen über Elektrizität. Gäbe es dort statt zentraler Großversorger wie Atom-, Erdgas- und Kohlekraftwerke eine dezentrale Blackout-sichere Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien, dann hätten die russischen Angriffe auf die Energieversorgung längst nicht die katastrophale Wirkung wie heute.

Hans-Josef Fell ist Präsident der Energy Watch Group und Mitautor des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG). Von 1998 bis 2013 war er für die Grünen im Bundestag. Er hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen für sein Engagement erhalten. Fell ist Botschafter für 100 Prozent Erneuerbare Energien.

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