Bio-Käufer verschwenden genauso viele Lebensmittel

Bernd Müller
Mülleimer mit Essensresten

(Bild: Andrey_Popov / Shutterstock.com)

Nachhaltigkeitsbewusste Konsumenten werfen laut Studie nicht weniger Essen weg als der Durchschnitt. Warum das so ist und was wir daraus lernen können.

Lebensmittelverschwendung ist ein großes Problem in Deutschland. Jedes Jahr landen Tonnen von Lebensmitteln im Müll, obwohl sie noch genießbar wären. Laut Erhebungen fielen 2022 insgesamt 10,8 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle an.

Der Großteil davon – satte 58 Prozent – entsteht in privaten Haushalten. Insgesamt entspricht der Lebensmittelabfall nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums knapp 76 Kilogramm pro Kopf und Jahr.

Eine Studie des Ministeriums aus dem Jahr 2020 kam zu einem ähnlichen Ergebnis: Damals warfen die Deutschen pro Kopf und Jahr 55 Kilogramm Lebensmittel weg, wovon knapp die Hälfte noch genießbar gewesen wäre.

Vor allem frisches Obst und Gemüse sowie gekochte Speisen landeten im Müll. Hauptgründe waren abgelaufene Haltbarkeit, zu große Portionen und eine falsche Mengenplanung beim Einkauf.

Australische Studie mit überraschenden Ergebnissen

Doch wie lässt sich die Lebensmittelverschwendung reduzieren? Eine neue Studie der Universität Adelaide, die im Fachmagazin Resources, Conservation and Recycling veröffentlicht wurde, liefert interessante Erkenntnisse. Die Forscher befragten 1.030 Australier zu ihrem Konsumverhalten und analysierten den Zusammenhang mit der Menge an Lebensmittelabfällen.

Das überraschende Ergebnis: Verbraucher, die auf eine gesunde Ernährung achten, produzieren deutlich weniger Lebensmittelabfälle als diejenigen, die hauptsächlich auf Nachhaltigkeit Wert legen. "Menschen, die Wert auf eine gesunde Ernährung legen, neigen dazu, ihre Mahlzeiten zu planen und übermäßige Einkäufe zu vermeiden – Verhaltensweisen, die Lebensmittelabfälle deutlich reduzieren", erklärt Studienautorin Trang Thi Thu Nguyen.

Nachhaltigkeitsbewusste Konsumenten zeigen laut der Studie hingegen keinen signifikanten Einfluss auf die Reduzierung von Lebensmittelabfällen. Obwohl sie beim Einkauf auf umweltfreundliche und ethische Produkte achten, setzt sich dieses Verhalten nicht unbedingt bei der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung fort.

Studiendesign und Methodik erklärt

Für die Studie sammelten die Forscher Daten von 1.030 Teilnehmern mithilfe einer Online-Umfrage. Dabei wurde zwischen ernährungsbewussten und nachhaltigkeitsbewussten Verbrauchern unterschieden:

Ernährungsbewusste Verbraucher legen großen Wert darauf, dass ihre Lebensmittel gesund sind, viele Vitamine und Mineralien enthalten, nahrhaft sind und reich an Ballaststoffen. Nachhaltigkeitsbewusste Verbraucher achten hingegen darauf, dass ihre Lebensmittel umweltfreundlich angebaut, lokal produziert und umweltfreundlich verpackt sind.

Die Teilnehmer bewerteten diese Faktoren auf einer Skala. Anschließend analysierten die Forscher mithilfe eines statistischen Modells die komplexen Zusammenhänge zwischen den Faktoren und der Menge an Lebensmittelabfällen.

Tipps der Forscher zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung

Um Lebensmittelverschwendung effektiv zu reduzieren, empfehlen die Wissenschaftler einen ganzheitlichen Ansatz. Initiativen sollten sowohl Nachhaltigkeitsziele als auch gesunde Ernährungsgewohnheiten integrieren. Nguyen rät:

Anstatt sich auf Nachhaltigkeit als eigenständiges Konzept zu konzentrieren, sollten künftige Kampagnen zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung den Zusammenhang zwischen Ernährung und Lebensmittelverschwendung hervorheben.

Konkret schlagen die Forscher vor, die Vorteile von Mahlzeitenplanung, bewusstem Einkaufen und richtiger Lagerung von Lebensmitteln als Teil einer ausgewogenen Ernährung zu bewerben. Praktische Hilfsmittel wie Einkaufslisten und Apps zur Ernährungsplanung könnten die Verbraucher dabei unterstützen.