Bodenverlust durch Getreideanbau, Uranmunition und Atommüll durch Kernfusion

Drei Fragen aus dem Forum. Eine Telepolis-Kolumne.

Führt Getreideanbau unweigerlich zu Bodenverlust?

Im Artikel "Soja for Future: Warum Fleisch als Grundnahrungsmittel ausgedient hat" berichtet Nick Reimer über die aktuelle Forschung zu einer Landwirtschaft, die an Klimawandel und Bevölkerungswachstum angepasst ist. Reimer schreibt etwa: "Buchweizen gedeiht neben Gerste, Mais oder Triticale, einer Kreuzung aus Roggen und Weizen, in einem Schachbrett-Muster. ‚Patch Cropping‘ heißt diese Anbaumethode in der Wissenschaft und der Professor ist sicher: Das ist die Zukunft!"

Das möchte ein User nicht gelten lassen und entgegnet:

Mit Sicherheit nicht. Einjährige Gräser als Grundlage der weltweiten Ernährung ist der Weg ins Verderben.

Mit jeder Ernte gehen Inhaltsstoffe des Bodens unwiderruflich verloren und können auch nicht wieder ersetzt werden. Die Great Plains in den USA waren meterdick mit fruchtbarer Erde bedeckt, als die Europäer sich dort breitgemacht haben.

Nach ein paar Generationen Weizen- und Maisanbau sind heute nur noch einige Zentimeter fruchtbaren Bodens übrig, die permanent mit Chemikalien behandelt werden müssen, um überhaupt noch Erträge abzuwerfen.

In anderen Anbaugebieten sieht es nicht besser aus, wenn nicht durch Überschwemmungen oder seismische Aktivitäten regelmäßig neue Nährstoffe nachgeliefert werden, ist ohne massenhaften Einsatz von Düngemitteln keine sinnvolle Bewirtschaftung mehr möglich.

Leider wird daraus nicht klar, warum gerade der Anbau einjähriger Gräser (also von Getreidearten) ins Verderben oder warum dieser zu besonders starkem Verlust von Nährstoffen und Boden führen soll. Dass Getreideanbau zur schnellen Unfruchtbarkeit von Böden führe, ist doch eine recht gewagte These, wenn man bedenkt, dass im Nahen Osten seit über 10.000 Jahren Getreide angebaut wird, in Europa immerhin seit rund 7.000 Jahren.

Bodenerosion und Verlust von Bodenfruchtbarkeit haben eher mit der Art und Weise zu tun, wie Landwirtschaft betrieben wird, nicht mit der Art der Feldfrüchte an sich. Die genannten Great Plains in den USA sind ein anschauliches Beispiel dafür.

Die Rodung des Präriegrases durch die europäischen Siedler beraubte den Boden seiner schützenden Decke, besonders der großflächige Anbau in dem oftmals von Trockenheit geprägten Gebiet macht die Böden anfällig für Staubstürme. Daher erhielt die Region während einer außergewöhnlichen Dürre in den 1930er auch den Beinamen "Dust Bowl" (Staubschüssel).

Großflächige Felder ohne windbrechende Hecken und Gehölze dazwischen erhöhen die Gefahr von Staubstürmen, was auch hierzulande in trockenen Sommern schon erlebt werden konnte. In den USA wurde nach der Erfahrung der Dust Bowl eine Bodenschutzbehörde eingerichtet, die unter anderem das Anlegen eines Grüngürtels als Windschutzmaßnahme veranlasste.

Mais wurde in Mexiko schon vor ungefähr 7.000 Jahren angebaut. Auch beim Mais dürfte für den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit die Frage im Mittelpunkt stehen, wie er angebaut wird. Im Anbausystem der "Milpa" beispielsweise, das traditionell in Mexiko und Zentralamerika praktiziert wird, werden Mais, Bohnen und Kürbisse zusammen angebaut.

Dadurch ist der Boden bedeckt und besser vor Austrocknung und Erosion geschützt, und Bohnen als Stickstoffsammler liefern zusätzlichen Pflanzennährstoff. Zur Bodenregeneration werden die Felder außerdem mehrere Jahre brach liegen gelassen. Wird Mais hingegen großflächig als Monokultur angebaut, ist der Boden lange Zeit nur unzureichend bedeckt und ist so stärker erosionsgefährdet.

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