Britische Panzer für die Ukraine

Seite 2: Eine Frage der Psychologie

Es geht bei der Panzerlieferung vermutlich vornehmlich um das Symbol, dass die Entsendung schweren Geräts beinhaltet und dafür gibt es handfeste Gründe. Der Krieg ist nämlich wieder mal in eine neue Phase gelangt.

Der britische Militärhistoriker Lawrence Friedmann brachte es auf die simple Formel, Putin könne offenkundig seine Kriegsziele nicht mehr erreichen, werde aber diese Niederlage niemals einräumen. Deshalb könne er nur mehr auf die Abnutzung des ukrainischen Widerstandes durch Zermürbung hoffen.

In Moskau wartet man folglich auf das Ende der westlichen Kriegsunterstützung und hofft auf Ermüdungsbrüche im Bündnis. Die schweren Panzer sollen genau diesen Gedanken im wahrsten Sinne des Wortes gewichtig widerlegen.

Das "Spiel auf Sieg" hat für viele seinen Reiz, schließlich will niemand in Großbritannien, dass Putin siegt. Kritische Stimmen gibt es wenige. Allenfalls der ehemalige Labour-Vorsitzende Jeremy Corbyn wagt sich, getreu dem Motto "ist der Ruf erst ruiniert" aus der Deckung. Er setzt sich gemeinsam mit vornehmlich in den USA beheimateten Friedensinitiativen und religiösen Persönlichkeiten wie Jesse Jackson und William Barber II für umgehende Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland ein.

Je mehr Waffen in den Konflikt "geworfen" würden, desto mehr Menschen müssten sterben, heißt es von dieser Seite. Corbyns etwas verzweifelte Frage lautet, ob zu Beginn des 21. Jahrhunderts keine anderen Instrumente als Waffenlieferungen zur Verfügung stünden: "Können wir es nicht besser?" Als gutes und ermutigendes Beispiel sieht er die von der Türkei vermittelte Einigung zwischen der Ukraine und Russland zu den Weizenlieferungen.

Auf den gewissen Verhandlungserfolg müsste aufgebaut werden, stattdessen sei die Diskussion jetzt in den Händen der Militärexperten. Aber "alle Kriege enden mit Verhandlungen".

Die britische Stop The War Coalition, die 2003 eine Million Menschen zum Protest gegen den Irak-Krieg auf die Straßen Londons bewegen konnte, schlug in die gleiche Kerbe und kommentierte:

Dies ist nicht der Weg zu Frieden und bedeutet eine weitere Eskalation. Die Bewaffnung der Ukraine und die Entsendung von Panzern sind ein weiterer Schritt weg von Verhandlungen.

Die britische Regierung scheint es genau umgekehrt zu sehen. Sie hält den Krieg gegen Putin für gewinnbar und die Gefahr einer Eskalation für überschaubar. Das schwere Gerät wird’s richten.

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