Brutaler Missbrauch auf Pornhub: Versagen die Kontrollen völlig?

Porno-Plattformen bleiben umstritten. Bild: Daniel Megias/ Shutterstock.com
Ein 21-jähriger Brite erhielt 23 Jahre Haft für Missbrauch von Jungen. Die Videos verbreitete er online. Der Staat könnte den Porno-Markt verändern – auch bei uns.
Die Debatte um die Regulierung von Porno-Videos im Internet nimmt erneut Fahrt auf. Anlass dafür ist der Fall des 21-jährigen Briten, der unlängst wegen der brutalen Vergewaltigung und Misshandlung von drei Jungen zu 23 Jahren Haft verurteilt wurde.
Die Taten wurden auf der weitgehend kostenlosen Film- und Bildplattform Pornhub hochgeladen, wo sie als Videos verfügbar waren. Pornhub ist bekannt für seine gratis zur Verfügung gestellten Inhalte, bietet aber auch eine Premium-Version an. Die Plattform hat auch Shorts eingeführt, um dem Trend zu Kurzvideos zu folgen.
Laut jüngsten Statistiken wurden in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 rund 1,27 Millionen Inhalte auf der Plattform Pornhub hochgeladen. Davon entfielen etwa 789.000 auf Videomaterial, während die restlichen 484.000 Beiträge Fotos waren.
Insgesamt machten Videos somit über 60 Prozent aller im untersuchten Zeitraum auf Pornhub veröffentlichten Inhalte aus. Die Plattform bietet ihren Nutzern verschiedene Formate und Qualitätsoptionen für den Konsum von Inhalten an, darunter auch VR-Videos für ein immersives Erlebnis.
Experten gehen davon aus, dass Pornhub sein Angebot mit Sexvideos in Zukunft weiter ausbauen und an neue technologische Entwicklungen anpassen wird, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die hohe Zahl an hochgeladenen Videos und Fotos unterstreicht die anhaltende Popularität der Plattform, wirft aber auch Fragen bezüglich der Moderation der Inhalte und des Jugendschutzes auf.
US-Aktivistin gegen Porno-Videos
Laila Mickelwait, eine US-amerikanische Aktivistin, die sich seit Langem für die Schließung von Pornhub einsetzt, sieht in dem Fall den Beweis dafür, dass Online-Plattformen kriminelle Aktivitäten ermöglichen.
Sie argumentiert, dass Pornhub dem Täter ermöglicht hat, seine Inhalte nicht nur in Großbritannien, sondern weltweit zu verbreiten, was in anderen Ländern – so auch in Deutschland – als problematisch angesehen oder sogar strafrechtlich geahndet wird.
Die Positionen im Porno-Streit
Auch bei uns läuft der Streit zwischen Befürwortern und Gegnern von Plattformen wie Pornhub. Befürworter strengerer Maßnahmen argumentieren, dass der Schutz von Kindern und Jugendlichen oberste Priorität haben sollte.
Urteil für Schutz von Minderjährigen
Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) und die Landesanstalt für Medien NRW plädieren für eine konsequente Altersverifikation, um Minderjährige vor pornografischen Inhalten zu schützen. Diese Maßnahmen wurden auch vom Verwaltungsgericht Düsseldorf [1] bestätigt, das Klagen von Pornoplattformen gegen solche Auflagen abwies.
Kampf gegen illegale Sex- und Gewaltvideos
Ein weiterer Punkt ist die Bekämpfung illegaler Inhalte. Die entsprechende Verordnung der Europäischen Union, der Digital Service Action (DSA), verpflichtet große Pornoplattformen, aktiv gegen illegale Inhalte wie sexuellen Kindesmissbrauch sowie Deepfake-Pornos vorzugehen und diese Inhalte an Behörden zu melden.
Diese Maßnahmen sind Teil der Bemühungen der EU, die Sicherheit im digitalen Raum zu erhöhen und illegale Inhalte [2] effektiv zu bekämpfen.
Argumente gegen eine Regulierung von Sex-Inhalten
Dem gegenüber stehen Argumente für einen liberaleren Umgang mit Pornoplattformen. Kritiker der strengen Alterskontrollen warnen, dass solche Maßnahmen die Nutzer dazu veranlassen könnten, auf weniger regulierte Plattformen auszuweichen, die potenziell gefährlicher sind, um ihre Privatsphäre [3] zu schützen. Dies könnte unbeabsichtigt die Sicherheit der Nutzer gefährden.
Kampf und wirtschaftliche Interessen der Pornoindustrie
Zudem bringt die Erotik- und Pornoindustrie wirtschaftliche Interessen ins Spiel. Sie protestiert gegen Werbebeschränkungen, die im Rahmen der Reform des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags (JMStV) diskutiert werden. Die Branche bezweifelt die Verfassungsmäßigkeit solcher Regelungen und argumentiert, dass sie die wirtschaftliche Entwicklung [4] der Branche negativ beeinflussen könnten.
Experten kritisieren lasche Gesetzgebung
Europaweit gibt es zahlreiche Aktivisten, die sich mit diesen Themen auseinandersetzen. Sharon Knowles, CEO von dem südafrikanischen Cybersicherheit-Unternehmen Da Vinci Forensics, kritisiert, dass die bestehende Gesetzgebung nicht ausreicht, um den Missbrauch auf Plattformen wie Pornhub zu verhindern.
Auch sie fordert strengere Regeln und die Schließung von Plattformen, die Straftaten ermöglichen. Knowles betont, dass die Plattformen in Deutschland und anderen Ländern stärker reguliert werden müssen, um die Verbreitung illegaler Inhalte einzudämmen.
Porn-Industry: Bieten Apps eine Lösung?
Eine Alternative zu den bestehenden Plattformen könnte die Entwicklung neuer, legaler Plattformen sein, die strengere Kontrollen und Kategorien für Inhalte bieten. Die Diskussion um die Zukunft von Pornhub und ähnlichen Websites bleibt damit äußerst kontrovers. Einerseits geht es vorrangig um den Schutz von Minderjährigen und die Verhinderung von Missbrauch, andererseits um die Rechte erwachsener Nutzer und die Freiheit des Internets. In Deutschland und anderen Ländern wird diskutiert, ob und wie der Zugang zu pornografischen Inhalten für Minderjährige eingeschränkt werden kann.
Dabei geht es auch um die Frage, ob Pornhub und ähnliche Websites eine App oder andere Zugangsmöglichkeiten anbieten sollten, die besser kontrolliert werden können. Eine solche App könnte auch besonders realistische VR-Inhalte bieten und gleichzeitig Minderjährigen den Zugang verwehren.
Gewaltvideos immer problematisch
Davon unabhängig aber ist die Frage nach der grundsätzlichen Legalität bestimmter Inhalte. Während einige Kategorien von Videos auf Pornhub als legal gelten, gibt es Grauzonen und eindeutig illegale Inhalte, die schwer zu kontrollieren sind. Zu etwa Gewaltvideos, die in dem Fall in Großbritannien publik wurden.
Die Plattform selbst betont, dass sie sich bemüht, nur legale Inhalte zu hosten und eine aktive Community zu pflegen, die problematische Videos meldet. Hier aber scheint eher die Sorge um Sound und die Qualität der Inhalte eine Bedeutung zu haben als die Frage des Schutzes von minderjährigen und vorherigen Opfern sexuellen Missbrauchs.
Pornhub ist ein wirtschaftlicher Riese
Trotz der Kontroversen bleibt Pornhub eine der meistbesuchten Websites weltweit. Das bekannte Logo der Seite ist für viele Internetnutzer ein vertrauter Anblick. Die Plattform hat in den letzten Jahren versucht, ihr Image zu verbessern, indem sie beispielsweise in die Entwicklung von VR-Inhalten investiert und "Pornhub Shorts" eingeführt hat, die dem Trend zu Kurzvideos folgen.
Nutzer können über einen Link auf die Plattform zugreifen und haben Zugang zu verschiedenen Kategorien von Inhalten. Die Diskussion um die Zukunft von Pornhub und ähnlichen Websites ist eng mit der Frage nach der sexuellen Freiheit und der Privatsphäre der Nutzer verbunden.
Die Herausforderung besteht darin, einen Weg zu finden, der sowohl den Jugendschutz als auch die Interessen der legalen Nutzer und Content-Creator berücksichtigt. In Deutschland und anderen Ländern wird gefordert, dass die Regulierung von Plattformen wie Pornhub strenger werden muss, um die Verbreitung illegaler und missbräuchlicher Inhalte einzudämmen.
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https://www.heise.de/-10314187
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.kjm-online.de/presse/pressemitteilungen/pornoplattformen-muessen-kinder-und-jugendmedienschutz-umsetzen/
[2] https://netzpolitik.org/2024/digitale-dienste-gesetz-was-die-neuen-eu-regeln-fuer-pornoplattformen-bedeuten/
[3] https://netzpolitik.org/2024/digitale-dienste-gesetz-was-die-neuen-eu-regeln-fuer-pornoplattformen-bedeuten/
[4] https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/jmstv-verbot-werbung-porno-erotik-internet-jugendschutz
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