Butscha: Schwache Entgegnungen der russischen Regierung
Seite 3: Schwache Gegenargumente
Somit ist es mitnichten eine Kampagne, wenn nun Human Rights Watch von einer großen Anzahl von Kriegsverbrechen in den von Russland kontrollierten Gebieten spricht, sondern die originäre Aufgabe einer Menschenrechtsorganisation.
Während manche russischen Soldaten versuchten, das Leid der Zivilisten immerhin zu vermindern, waren andere dessen Schöpfer – genau wie die gesamte russische Invasion. Hierbei ist auch nicht zu vergessen, dass in der Region Kiew, anders als im Donbass, praktisch niemand in der Bevölkerung Sympathien für den russischen Einmarsch hat.
Die Gegenargumente von Röper und anderen Autoren, die von einer Inszenierung ausgehen, sind dagegen sehr schwach. So stammt der Reporter, der angeblich ein gutes Verhältnis von Einheimischen und Besatzern bestätigen könne, vom russischen Staatssender RT und war dort mit dem Auftrag, selektiv positiv über die Besatzung zu berichten – und positive Beispiele gab es ebenso wie Grausamkeit, da auch nicht alle Russen gleich sind.
Die weißen Armbinden der Getöteten dienten wohl zum (vergeblichen) eigenen Schutz der Zivilisten, von den Besatzern nicht für ukrainische Kriegsteilnehmer gehalten zu werden. Die Häufung der getöteten Zivilisten in einer Straße erklärt sich sehr schlüssig durch die von Ukrainzewa geschilderte chaotische Schießerei – ein kaltblütiges Mordkommando braucht es bei dieser Erklärung nicht.
Bei allem Entsetzen über die Gewalttaten während der russischen Besetzung bei Kiew sollte man jedoch nicht den Fehler machen, einseitig das Feindbild vom "bösen, grausamen Russen" zu konstruieren. Denn selbst die Augenzeugen der geschehenen Gräuel haben Gegenbeispiele erlebt, die zu einer differenzierten Betrachtungsweise Anlass geben, die zwar russische Schuld nicht verharmlosen darf, jedoch Kollektivschuld ausschließt.