Cannes 2023: Filmfest zwischen Streaming Wars und Ukraine-Krieg
Seite 2: Vor den "Streaming Wars"
Insbesondere die lange gehypten Streaming-Unternehmen erleben gerade eine massive Krise.
Die Anbieter konzentrieren sich auf Kostensenkung und darauf, ihre Inhalte zu monetarisieren. Seit Anfang 2022 verlangsamt sich das Streaming-Wachstum massiv. Der Aktienkurs von Netflix ist um über 70 Prozent gefallen, auch der Aktienkurs von Disney, das zuletzt stark ins Streaming investiert hat, ist um fast 40 Prozent gesunken ist. Der von Warner Bros. Discovery um 45 Prozent.
Unternehmen haben bereits damit begonnen, Mitarbeiter zu entlassen und neue Projekte einzuschränken, um die Kosten zu senken.
Nach Angaben von Indiewire hat Disney im Jahr 2021 fast 25 Milliarden Dollar für Inhalte ausgeben, Netflix 17 Milliarden Dollar und Amazon Prime 13 Milliarden Dollar. Im Jahr 2022 hat die kombinierte Plattform von Warner Media und Discovery Inc. 18 Milliarden Dollar ausgeben.
Da überrascht es nicht, dass nun bei Amazon Prime, Disney Plus, Hulu und Netflix die Zeit der Gebührenerhöhungen gekommen ist.
Laut Steven Cahall, Analyst bei Wells Fargo, sank die Zahl der Neuabonnenten bei den 12 großen Streaming-Plattformen von 42 Millionen im ersten Quartal 2021 auf 29 Millionen im ersten Quartal 2022 mit weiterer Abwärtstendenz seitdem. Der Markt ist gesättigt. Die Abokündigungen nehmen zu.
Die zeitgleiche Fragmentierung des Streaming-Marktes führt zu häufigen Abwanderungen und verschiedenen Formen der Piraterie. Zusammen mit den Preiserhöhungen und der globalen wirtschaftlichen Ungewissheit sind in dieser Lage Marktverwerfungen vorprogrammiert, und selbst die Zukunft großer Plattformen ist ungewiss.
James Huntsman, Eigentümer von Blue Fox Entertainment, wies auf Kommentare verschiedener Studiochefs hin, die bekräftigten, dass in dieser Lage Kinoveröffentlichungen wieder von größter Bedeutung sind, während Amazon und Apple in Kinofilme für ihre Titel investieren.
Kinofilme werden nicht nur für größere Filme, sondern auch für Independent-Filme aller Genres wieder ins Gespräch kommen, weil es einen wachsenden Markt für dieses Publikum gibt.
James Huntsman
"Man sieht dieses Jahr eine Kombination aus der alten Garde, alten Legenden und aufstrebenden Filmemachern", wurden auch andere Branchen-CEOs zitiert. Es kamen viele hochwertige Titel auf den Markt.
Selbst für diejenigen, die nicht persönlich vor Ort sind, ist Cannes eine große Marketing-Pattform: So benutzen die Paramount-Studios das Festival geschickt, um den neuen Tom-Cruis-Blockbuster "Mission: Impossible 7" zu bewerben, der im Juli in die Kinos kommt.
Auf der riesigen LED-Leinwand vor dem legendären Carlton Hotel lief der Trailer zu "Mission: Impossible - Dead Reckoning Part 1" die ganze Woche über im Dauerloop.
"Cannes ist ein renommiertes Festival mit globaler Reichweite, weshalb wir uns entschieden haben, 'Top Gun: Maverick' dort zu zeigen." , sagt Marc Weinstock von Paramount in Variety, "Es ist der perfekte Ort, um einen Tom Cruise-Film zu präsentieren."