China-Ballon: Warum Deutschland eine UFO-Behörde bräuchte
Seite 2: So werden die Sichtungen eingeordnet
- China-Ballon: Warum Deutschland eine UFO-Behörde bräuchte
- So werden die Sichtungen eingeordnet
- Es gibt sie, die deutschen UFO-Akten
- Auf einer Seite lesen
Der jüngste Bericht der US-Geheimdienste in Zusammenarbeit mit dem AARO wies 510 solcher eingegangenen Meldungen aus, von denen 26 Fälle als "Drohnen", 163 als "Ballons oder Ballon-artige Einheiten", sechs als "Störungen und Verschmutzungen im Luftraum" (also Vögel, Weltereignisse, Müll oder Plastiktüten usw.) und weiterhin 171 ungeklärte Fälle ausgewiesen werden.
"Einige dieser uncharakterisierten UAP scheinen ungewöhnliche Flugeigenschaften aufzuweisen oder zu ungewöhnlichen Manövern in der Lage gewesen zu sein. In diesen Fällen bedarf es weiterer Analysen", so der UFO-Report der US-Geheimdienste.
In Deutschland gibt es eine derartige Einrichtung hingegen nicht.
Hier heißt es von einem Pressesprecher des Bundesverteidigungsministeriums lediglich, dass "wir die an gestellten Aufgaben in den Themenfeldern "Luftraum" und "Weltraum" 24/7 und an 365 Tagen im Jahr wahrnehmen. Dies beinhaltet auch die Identifikation und Analyse anfänglich ungeklärter Beobachtungen, auch um Gefahren für die Luft- und Raumfahrt abzuwenden. (…) Da sich auch die anfänglich ungeklärten Beobachtungen im Rahmen der Analyse als erklärbar erweisen (z.B. als Lichtspiegelungen, Wetterereignisse wie Wolkenstrukturen, Weltraumschrott, Wetter ), ergibt sich seitens BMVg kein Grund für eine Thematisierung UAP/UFO."
Berücksichtigt man die aktuelle Position aus Berlin zum "China-Ballon", so scheint sich diese Haltung schlagartig mit dem Auftauchen derartiger Höhenballone, nicht nur über den USA, geändert zu haben, wenn erst einmal geprüft werden muss, "ob auch im deutschen Luftraum schon ähnliche Objekte gesichtet wurden."
Dabei gibt es bereits seit Jahrzehnten auch in Deutschland zivile Forschungsorganisationen, die sich mit der Erforschung von unidentifizierten Flugobjekten (UFOs) und anomalen Phänomenen im Luftraum (UAP) beschäftigen und unter anderem auch zu solchen Meldungen akribisch Sichtungsberichte archivieren und auswerten.
Nicht zuletzt gibt es an der Universität Würzburg mit dem "Interdisziplinären Forschungszentrum für Extraterrestrik" (Ifex) das weltweit erste offiziell im Forschungskanon einer Universität verankerte Institut, dass sich neben Weltraumforschung und Technologie-Entwicklung von Kleinstsatelliten auch der Untersuchung von UAP, eben unidentifizierten Phänomenen im Luftraum verschrieben hat.
Das von Prof. Dr. Hakan Kayal geleitete Institut arbeitet hierzu auch mit den UFO-Forschern als assoziierte Mitglieder eng zusammen und sucht derzeit nach Partnern sowohl bei den deutschen Forschungsgesellschaften als auch bei zuständigen Behörden und Ministerien.
Und tatsächlich gab und gibt es in Deutschland Fälle, die mit der aktuellen Situation rund um den mutmaßlichen Spionage-Ballon Chinas durchaus verglichen werden können. In meinem Buch Deutschlands UFO-Akten zeige ich, dass sich der Bundesnachrichtendienst (BND) schon in den 1980er-Jahren ganz konkret mit mutmaßlichen Spionage-Aktivitäten in Form von unidentifizierten Flugobjekten (UFOs) des damaligen Ostblocks an der innerdeutschen Grenze beschäftigte und hierzu ganze Akten angelegt hat. Darin finden sich unter anderem auch Sichtungen und Beschreibungen ballonförmiger Einheiten und Objekte.
Auch die unter anderem von mehreren zivilen deutschen Forschungsgruppen gemeinsam betriebene "UFO-Datenbank" zur Erfassung von UFO-Sichtungen (nicht nur) im deutschsprachigen Raum, beinhaltet einige Berichte über gesichtete "Ballon-Objekte", von denen die meisten von den Forschern eben als solche und damit mehr oder weniger als "identifiziert" katalogisiert wurden.
Die UFO-Forscher verweisen aber auch darauf, dass die Einträge in der Datenbank nur die Spitze des Eisbergs bzw. jene Sichtungen abbilden, die auch tatsächlich gemeldet wurden. Viele Sichtungen bleiben ungemeldet. Entweder, weil die Zeugen nicht wissen, ob und wohin sie so etwas melden sollen, oder, weil Zeugen und Zeuginnen befürchten, sich mit einer vermeintlichen UFO-Meldung lächerlich zu machen. Auch das muss sich ändern.
Schon der UFO-Bericht der US-Geheimdienste an den US-Kongress 2021 kritisierte "die jahrzehntelange soziokulturelle Stigmatisierung" und persönliche Verunglimpfung von UFO-Zeugen im Kontext der Beobachtung von UAPs, deren Meldung oder bei dem Versuch, sie mit Kollegen zu diskutieren.
Der Bericht weist zudem ausdrücklich auf die behindernde und unterdrückende Wirkung dieser Vorgehensweise auf die militärische und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema hin.
Obwohl zunächst "Ballon-förmig", können aber nicht alle derartigen Objekte auch wirklich "identifiziert", also ihre Starts und Landungen einem Verursacher zugeordnet oder ihre Ziele und Absichten geklärt werden. So etwa ein Vorfall aus Saarbrücken im Herbst 2021, als hier ein mehrere Meter großes, Ballon-artiges Objekt beobachtet, fotografiert und gefilmt werden konnte (s. Abb. l.).