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China: Lockerung der Pandemie-Maßnahmen

Gesundheitsarbeiter während Pandemie in China. Bild: China News Service, CC BY 3.0

Nach Protesten in verschiedenen Städten gibt die Regierung ein wenig nach. Nicht mehr Zahl der Infektionen als Parameter für Maßnahmen. Wie es nun weitergeht.

Chinas Führung in Beijing (Peking) hat auf die im ganzen Land aufgeflammten Proteste gegen die strikte Zero-Covid-Maßnahmen inzwischen mit schnellen Lockerungen reagiert, oder mit Zuckerbrot und Peitsche, wie es ein Kommentator in der Asia Times beschreibt [1]. Lockerungen stehen Repression und Verfolgung gegenüber.

Interessant ist dabei zum einen, dass neue Proteste ausprobiert wurden. Im Internet seien Ratschläge ausgetauscht worden, sich „wie Wasser zu verhalten“. Langandauernde Versammlungen sollten vermieden und eher flexible Taktiken angewandt werden. Derlei macht es Polizeibehörden schwerer, zu reagieren und Menschen zu verhaften.

Zum anderen hat die Zentralregierung den Spielraum der lokalen Behörden erweitert, die nun mehr Verantwortung für die Pandemie-Maßnahmen tragen und Quarantänemaßnahmen nach eigener Einschätzung aufheben können. Letzteres ist in der zurückliegenden Woche tatsächlich mancherorts geschehen.

Am Mittwoch hatte Vizepremierministerin Sun Chanlan, der in der Regierung für die Pandemiebekämpfung verantwortlich ist, ein „neues Kapitel“ im Umgang mit dem Covid-19-Virus angekündigt [2]. Omikron, die derzeit am weitesten verbreitete Variante des Virus, sei zwar ansteckender, aber zugleich weniger tödlich.

Experte: Schwere der Infektion als Parameter für Maßnahmen

Die in Hongkong erscheinende South China Morning Post schreibt [3] in ihrer Wochenendausgabe, dass Zhang Wenhong, einer der führenden Pandemie-Experten des Landes, inzwischen öffentlich dafür eintrete, nicht so sehr die Zahl der Infektionen, sondern die der schweren Fälle als Maß für die Politik zu nehmen. Außerdem fordert er, mehr Gewicht auf die Impfkampagne und die Entwicklung von Medikamenten zu legen.

Nach den Daten des Worldometers [4]treten weltweit die meisten neuen Fälle derzeit in Japan auf, wo in den letzten Tagen auch die meisten Todesopfer verzeichnet wurden. China erlebt derzeit einen neuen Anstieg der gemeldeten Infektionen – mit unter 5000 pro Tag jedoch immer noch deutlich weniger, als hierzulande seit vielen Monaten üblich.

Zwischen Rhein und Oder ist in den letzten zwei Wochen die Zahl der gemeldeten Neuinfizierten minimal zugenommen, nach dem sie davor einige Wochen lang deutlich gesunken war. Zurzeit bewegt sie sich etwa auf dem Niveau von 170.000 pro Woche.

Das geht aus den von einem Recherche-Team diverser Redaktionen zusammengetragenen und unter anderem von der Berliner Morgenpost veröffentlichten Pandemiedaten [5] hervor. Die Zahl der im Zusammenhang mit Corona-Erkrankungen gemeldet Todesfälle ist verzögert etwas rückläufig, liegt aber seit ihrem letzten Anstieg Mitte Oktober noch immer bei durchschnittlich etwas über 100 Toten pro Tag.


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-7365746

Links in diesem Artikel:
[1] https://asiatimes.com/2022/12/covid-protests-speak-to-evolution-of-chinese-dissent/
[2] https://www.thetimes.co.uk/article/china-eases-zero-covid-lockdown-measures-protests-wb0mb2l8t
[3] https://www.scmp.com/news/china/science/article/3202001/chinas-dr-fauci-calls-change-zero-covid-focus-cities-roll-back-strictest-curbs?module=more_top_stories_int&pgtype=homepage
[4] https://www.worldometers.info/coronavirus/#countries
[5] https://interaktiv.morgenpost.de/corona-virus-karte-infektionen-deutschland-weltweit/