China: Nationale Würde verteidigen
Parteitag der Kommunistischen Partei: Beijing macht eine klare Ansage. Chinesische Führung tritt Anspruch des Westens entgegen.
Chinas Vizeminister für auswärtige Angelegenheiten, Ma Zhaoxu hat auf dem derzeit in Beijing (Peking) tagenden Parteitag der regierenden Kommunistischen Partei, klargemacht, dass Chinas Führung "felsenfest entschlossen" sei, die "Souveränität an territoriale Integrität sowie die fundamentalen Interessen der chinesischen Nation" zu sichern. Das berichtet die in Hongkong erscheinende South China Morning Post.
Die Bemerkungen sind vor dem Hintergrund wachsender Spannung zwischen den Nato-Ländern und einigen ihrer Verbündeten wie Japan und Australien einerseits und der Volksrepublik China andererseits zu sehen.
In letzter Zeit kreuzen nicht nur wie schon seit Jahren US-amerikanische, sondern auch französische und deutsche Marineschiffe vor den Küstengewässern Chinas. Im Sommer hatte die Gruppe der sieben wichtigsten westlichen Länder, die G7 (USA, Kanada, Frankreich, Deutschland, Japan, Italien und Großbritannien), auf ihrem jährlichen Gipfel China erstmalig und in ungewöhnlich scharfer Form in ihrem Abschlusskommuniqué angegriffen.
Letztlich geht es darum, dass insbesondere die USA nicht bereit ist, ihre Vormachtstellung in der Welt mit einer aufstrebenden Großmacht zu teilen. Statt China ein angemessenes Gewicht in den wichtigen internationalen Institutionen wie der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds einzuräumen, versucht man den weiteren Aufstieg der Volksrepublik zu verhindern.
Traumata
Dort sind allerdings die historischen Erinnerungen an der Unterwerfung des alten Kaiserreichs unter europäische Mächte und die japanischen Nachbarn noch sehr lebendig. Diese hatten im 19. Jahrhundert in verschiedenen Kriegen Hongkong, Qingdao (青岛, Tsingtao), Dalian ( 大连, Port Arthur), die Küstenregion nördlich des Amurs sowie östlich des Ussiris und Taiwan erobert und dabei zahlreiche Massaker angerichtet.
Das ist der Hintergrund, vor dem Ma heute davon spricht, dass Chinas Diplomaten "immer an vorderster Front für die nationalen Interessen und die nationale Würde" kämpfen werden.
Diese historischen Voraussetzungen zu ignorieren, wie man in Berlin, Paris, Washington, London und Tokio offensichtlich fest entschlossen scheint, ist das beste Rezept für eine katastrophale Eskalation. (Was übrigens ganz unabhängig davon ist, was man von den Regierungen in Beijing oder Washington sonst so hält.)