Corona: Reisestopp, Massentests, Impfstoffzulassung
Verschiedene Länder schlagen verschiedene Wege ein
Das italienische Kabinett hat einen Beschluss gefasst, dem zufolge die Bürger des Landes vom Montag den 21. Dezember bis zum Dreikönigstag ihre Regionen nicht mehr verlassen dürfen. An den beiden Weihnachtsfeiertagen und am Neujahrstag sollen sie sogar innerhalb der Grenzen ihrer Kommunen bleiben. Wer während der Verbotszeit auf der Straße erwischt wird, muss eine Notlage geltend machen: Eine aus beruflichen oder medizinischen Gründen unvermeidliche Fahrt. Damit werden viele Verwandtenbesuche unmöglich - und genau das möchte die italienische Regierung. Nicht, um des familiären Friedens willen, sondern, weil sie glaubt, damit die Ausbreitung des Sars-CoV-2-Virus einzudämmen.
Stay-at-Home-Order
Zur regional differenzierten Variante dieser Maßnahme hat der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom gegriffen: In seinem riesigen und regional sehr unterschiedlichen US-Bundesstaat (vgl. Kalifornier dürfen vorerst nicht über Aufspaltung ihres Bundessstaats entscheiden) gilt die Stay-at-Home-Order nur in den Regionen, in denen sich die Krankenhäuser ihrer Intensivbehandlungskapazitätsgrenze nähern. Bleibt es bei den angekündigten drei Wochen Geltungsdauer, läuft die Maßnahme zudem Weihnachten aus.
In Österreich dürfen Bürger zwar ausreisen, müssen sich im Falle einer Wiedereinreise zwischen dem 19. Dezember und dem 10. Januar aber einer zehntägigen Quarantäne unterziehen, wenn sie aus einem Land kommen, in dem es in den beiden Wochen davor mehr als hundert Positivtests auf 100.000 Einwohner gab. Das sind derzeit unter anderem alle europäischen außer Irland, Norwegen, Finnland, Island und Monaco.
Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz begründete das damit, dass im Sommer Ansteckungen "durch Reiserückkehrer und insbesondere durch Menschen, die in ihren Herkunftsländern den Sommer verbracht haben, […] wieder ins Land hereingeschleppt" wurden. Kurz' grüne Koalitionspartner und die SPÖ kritisierten diese Wortwahl, stellten aber nicht die Tatsache an sich infrage. Die Sozialdemokraten fordern in ihren Fünf-Punkte-Plan zum Umgang mit der Sars-CoV-2-Pandemie sogar generell "strenge Einreiseregeln" mit Quarantänen.
Zehn Millionen Tests bestellt
Lässt sich ein Wiedereingereister in Österreich auf Sars-CoV-2 testen, kann er seine Quarantäne von zehn auf fünf Tage verkürzen. Auch möglichst viele andere Einwohner Österreichs sollen sich dem Willen der Regierung nach auf Sars-CoV-2 testen lassen. Dazu hat sie zehn Millionen Tests bestellt und ein Online-Anmeldeformular eingerichtet. Darauf hatten sich den Angaben des österreichischen Gesundheitsministers Rudolf Anschober gestern knapp 100.000 der insgesamt 8,86 Millionen Österreicher eingetragen. Bei der Durchführung der Tests sollen unter anderem das österreichische Bundesheer und die Freiwilligen Feuerwehren helfen.
Etwas durchgesetzt, "was nicht einmal Oliver Cromwell gelang"
Die Anfang November eingeführten Lockdown-Regeln lockert Österreich am 7. Dezember wieder (vgl. Iren dürfen wieder zum Friseur, Österreicher nicht), aber bei weitem nicht so sehr wie das Nachbarland Tschechien. Dort öffneten gestern neben den Geschäften auch die Gaststätten wieder. Allerdings dürfen in den Gaststätten vorerst höchstens halb so viele Gäste eingelassen werden, wie es Sitzplätze gibt. Und im Einzelhandel muss jedem Kunden mindestens 15 Quadratmeter Verkaufsfläche alleine zur Verfügung stehen.
In Großbritannien, einem ebenfalls stark von der Seuche getroffenen Land, hat man währenddessen den von Pfizer und BioNTech entwickelten Impfstoff zugelassen. Dem britische Gesundheitsminister Matt Hancock nach war das möglich, weil sich die britische Zulassungsbehörde MHRA nach dem Ausstieg aus der EU nicht mehr an das "Tempo der Europäer" halten muss. Premierminister Boris Johnson dämpfte die Euphorie jedoch mit dem Hinweis, die Zulassung sei zwar "ein großer Schritt in Richtung Normalität", aber die Briten müssten sich weiterhin an Seuchenregeln halten. Die sind von Region zu Region unterschiedlich. In Wales verhängte Regionalregierungschef Mark Drakeford sogar ein ab heute geltendes Alkoholausschankverbot. Nigel Farage meinte dazu, dieser "Wahnsinnige" habe damit etwas durchgesetzt, "was nicht einmal Oliver Cromwell gelang".
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