Corona: Vorsorge weiblich, Sterben männlich
- Corona: Vorsorge weiblich, Sterben männlich
- Schwere Impfkomplikationen vor allem bei Frauen
- Zunächst zwei Drittel der registrierten Covid-19-Toten männlich
- Auf die Partnerinnen kommt es an
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Es sterben deutlich mehr Männer an Covid-19 als Frauen. Das ist zum Teil genetisch bedingt, liegt aber andererseits am "unmännlichen" Image der Gesundheitsvorsorge und an Rollenklischees
Die Corona-Pandemie ist - auch - eine Geschlechterfrage, denn es sterben weitaus mehr Männer als Frauen in Verbindung mit Covid-19, während bei Frauen mehr Verdachtsfälle auf schwere Nebenwirkungen von Impfstoffen auftreten. Beides spiegelt Erkenntnisse der geschlechtsbasierten Gesundheitsforschung wider. Lösungen wären eine gendersensible Gesundheitserziehung für Jungen und Männer und stärkere Berücksichtigung der weiblichen Biologie bei der Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen.
Grundsätzlich ist und bleibt Covid-19 eine zum Teil schwerwiegende Viruserkrankung, an der zu leiden - oder gar zu sterben - niemand persönlich Schuld hat. Insofern geht es nicht um die Klärung einer Schuldfrage, sondern um ein besseres Verständnis der Auswirkungen der Pandemie, auch der für die subjektive Gesundheit sowie Infektions-Prophylaxe. Dabei fällt die stärkere Betroffenheit von Männern unter den offiziell als in Verbindung mit Covid-19 Verstorbenen registrierten Personen ins Auge. Laut RKI sind gilt als "in Verbindung mit Covid-19 verstorben", wer mittels PCR-Test positiv auf Sars-Cov-2 getestet wurde.
"Generell liegt es immer im Ermessen des Gesundheitsamtes, ob ein (PCR-bestätigter) Fall als verstorben an bzw. mit COVID-19 ans RKI übermittelt wird oder nicht. Bei einem Großteil der an das RKI übermittelten COVID-19-Todesfälle wird "verstorben an der gemeldeten Krankheit" angegeben", erklärte das Robert-Koch-Institut (RKI) auf Telepolis-Anfrage. Bei Personen, die zuhause behandelt werden und sterben, und zwar nicht aufgrund der Diagnose Covid-19, entscheidet der Hausarzt, ob ein PCR-Test durchgeführt wird, das kann während der Behandlung, aber auch post mortem geschehen.
Klassen-, Alters- und Geschlechterfrage
Wer ein Problem lösen will, muss es zunächst einmal analysieren. Covid-19 wirkt in vielfacher Hinsicht wie ein Brennglas auf soziale Probleme, aber es fördert auch die unterschiedliche Betroffenheit von Männern und Frauen zutage. Das entspricht in etwa den wissenschaftlichen Erkenntnissen bezüglich des Unterschieds bezüglich Frauen- bzw. Männergesundheit. Bislang scheint es allerdings nicht so, als würden diese Erkenntnisse im Rahmen der Pandemiebekämpfung eine Rolle spielen. Das Robert-Koch-Institut wäre indes gut beraten, die selbst zusammengetragenen Ergebnisse zu beachten.
Die Corona-Pandemie sei eine Klassenfrage, keine Altersfrage, konstatierte kürzlich Peter Nowak. Das stimmt - und stimmt auch nicht, denn einerseits sind sozial Benachteiligte von der Pandemie stärker betroffen, andererseits sterben auch unter den Armen vor allem die alten Menschen. Immer noch, obwohl mittlerweile 70 Prozent der über 80jährigen vollständig gegen Corona geimpft sind, wie das RKI gegenüber Telepolis mitteilte.
Dem täglichen Lagebericht des RKI zufolge starben während des Berichtszeitraums vom 31. März 2021 bis zum 4. Mai 2021 insgesamt 7.380 Menschen offiziell in Verbindung mit Covid-19. Davon waren 3.757 über 80 Jahre alt, das entspricht 51 Prozent der insgesamt in diesem Zeitraum Verstorbenen; 928 waren über 90 Jahre alt, das entspricht 13 Prozent der insgesamt in diesem Zeitraum Verstorbenen.
Männer unter Covid-19-Verstorbenen deutlich überrepräsentiert
Von den zu dem Zeitpunkt registrierten 83.359 offiziellen Covid-19-Toten waren 43.399 (52 Prozent) männlich und 39.960 (48 Prozent) weiblich. Das wirkt relativ ausgeglichen. In der Gesamtschau kommt zum Tragen, dass in der Altersklasse der über 90-jährigen mit 12.172 zu 6.278 fast doppelt so viele Frauen wie Männer unter den Toten registriert wurden. Dieses Alter erreichen allerdings auch deutlich mehr Frauen als Männer.
In der Gruppe der 80- bis 89-jährigen verstarben 19.543 Männer und 18.979 Frauen in Verbindung mit dem Virus. Mit insgesamt 56.972 stellen die über 80-jährigen 68 Prozent der Verstorbenen (Stand 4. Mai 2021 laut RKI) insgesamt. Schon bei den 70- bis 79jährigen waren deutlich mehr Männer von tödlichen Covid-19-Verläufen betroffen als Frauen: 10.712 Männer und 6.034 Frauen.
Mit 73.718 verstorbenen Frauen und Männern beträgt der Anteil der über 70-jährigen insgesamt 88 Prozent. Von den 60- bis 69-jährigen starben 5.068 Männer und 2.205 Frauen offiziell in Verbindung mit Covid-19, im Alter von 50 bis 59 Jahren waren es 1.837 Männer und 755 Frauen, bei den 40- bis 49-jährigen 386 Männer und 188 Frauen, bei den unter 40-jährigen waren es 185 Männer bzw. Jungen, und 95 Frauen, bzw. Mädchen.
In Deutschland sind zur Zeit 5.681.135 Menschen über 80 Jahre alt, davon sind 3.517.261 bzw. 62 Prozent weiblich und 2.163.874 bzw. 38 Prozent männlich. Trotzdem lag die Sterberate (offiziell in Verbindung mit Covid-19 Verstorbene) der Männer über der der Frauen: 45,3 Verstorbenen über 80 waren männlich, 54,7 weiblich - bezogen auf alle über 80jährigen lag die Sterberate der Frauen bei 0,88 Prozent und bei gleichaltrigen Männern bei 1,2 Prozent. Folglich sind selbst unter den Toten in dieser Altersgruppe Männer in Bezug zu ihrem Bevölkerungsanteil überrepräsentiert.