Coronavirus: Huanggang und Wuhan unter Quarantäne
Zur Eindämmung der Vireninfektion wurde Atemschutzmaskenpflicht befohlen und der öffentliche Nah- und Fernverkehr gestoppt
Zwei Wochen nach der Identifizierung des 2019-Novel Coronavirus (vgl. Der Erreger, dessen Übertragungsweg die Mediziner nicht verstehen) geht man allgemein davon aus, dass sich der neue Erreger auch von Mensch zu Mensch ausbreiten kann. Zu dieser Erkenntnis trug auch bei, dass sich unter den inzwischen 571 bestätigten Infizierten mindestens 15 Angestellte von Krankenhäusern befinden. Deshalb wurden 5.897 engere Kontaktpersonen von Erkrankten unter Beobachtung gestellt.
In der Elf-Millionen-Stadt Wuhan, in der die Krankheit erstmals auftrat und in der sie ihren Schwerpunkt hat, fahren seit heute Vormittag keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr. Weder U-Bahnen noch andere Züge, Busse oder Fähren. Nicht, weil so viele Fahrer krank sind, sondern weil die Behörden das aus Sicherheitsgründen angeordnet haben.
Einer der vier Knotenpunkte im chinesischen Schnellzugnetz
Auch die Bahnhöfe und Flughäfen wurden geschlossen, was einige dort gestrandete Passagiere überraschte. Von 566 für heute angesetzten Flügen fielen oder fallen 288 aus. Bahnfahrer müssen mit Umleitungen und Verspätungen rechnen, weil Wuhan einer der vier Knotenpunkte im chinesischen Schnellzugnetz ist (beziehungsweise war). Auch wer mit dem Auto unterwegs ist, wird um die Stadt herum geleitet. Fahrzeuge, bei denen man Ausnahmen macht, dürfen in Wuhan weder Fahrgäste aufnehmen noch welche dort absetzen. Darüber hinaus misst die Polizei an Kontrollpunkten Fieber.
Wer in Wuhan zur Arbeit oder anderweitig an die Öffentlichkeit geht, ist nun unter Androhung einer Strafe dazu verpflichtet, eine der in Asien ohnehin weit verbreiteten Atemschutzmasken zu tragen. Die wurden der Nachrichtenagentur Xinhua zufolge inzwischen knapp. Hamsterkäufe von Lebensmitteln soll es dagegen noch nicht geben.
Der New York Times zufolge haben die etwa 50 Kilometer von Wuhan entfernten Städte Huanggang und Ezhou ähnliche Maßnahmen getroffen. Damit wären etwa 20 Millionen Menschen von der Quarantäne betroffen, die der WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus heute als vorbildlich lobte. Noch deutlich mehr trifft ein milderes Vorbeugungsmittel, dass in der ganzen Volksrepublik gilt: Eine Absage aller sieben großen chinesischen Kinofilme, die zum kommenden Neujahrsfest in die Kinos kommen sollten.
Verstärktes Reiseaufkommen zum chinesischen Neujahrsfest begünstigt die Ausbreitung von Infektionskrankheiten
Dieses Neujahrsfest, dessen Termin nach dem Mondkalender errechnet wird, hat auch Elemente des westlichen Weihnachtsfests, weil es viele Chinesen nutzen, um ihre oft weit entfernt wohnenden Familien zu besuchen. So ein verstärkte Reiseaufkommen begünstigt die Ausbreitung von Infektionskrankheiten, weshalb man auch in Europa befürchtet, dass dort lebende Chinesen, die nach so einem Besuch aus ihrer Heimat zurückkehren, das 2019-Novel Coronavirus mitbringen könnten.
Deshalb tagte diese Woche ein Expertenausschusses des europäischen Early-Warning-and-Response-Systems EWRS - und die EU-Präventionsbehörde ECDC erhöhte die Gefahrenstufe von "niedrig" auf "moderat". Die Gesundheitsminister von Großbritannien und Italien haben bereits Kontrollmaßnahmen für Reisende aus China angeordnet. In Deutschland will Gesundheitsminister Jens Spahn von der CDU vorerst nicht zu solchen Mitteln greifen. Seinem Sprecher zufolge schätzen die "Fachleute" im Gesundheitsministerium die "Gefahr für Deutschland" derzeit als "sehr gering" ein.
Besorgter zeigten sich die Anleger an den Finanzmärkten. Sie ließen die Lufthansa im europäischen Aktienindex EuroStoxx 600 um 2,7 Prozent, die Air France-KLM um 2,4 Prozent und die IAG sogar um 3,6 Prozent fallen. Damit folgten sie Kursentwicklungen in den USA, wo United Airlines 2,7 und American Airlines 2,2 Prozent einbüßte, nachdem bekannt wurde, dass bei einem bereits am 15. Januar aus Wuhan nach Seattle zurückgekehrten Mann der 2019-Novel Corona-Erreger festgestellt wurde. Auch in Japan, Südkorea, Thailand und Taiwan haben sich Chinareisende angesteckt - wobei chinesische Medien bei diesen Angaben Taiwan ebenso wie Hongkong und Macao zu den 25 chinesischen Regionen rechnen, aus denen entsprechende Meldungen vorliegen.
Aus Russland, das eine etwa 4.200 Kilometer lange Landgrenze mit China hat, wurde bislang noch kein Ansteckungsfall gemeldet. Damit das so bleibt, hat Moskau die Kontrollen an allen Grenzposten verstärkt, stellt Einreisenden vermehrt Fragen und misst ihre Körpertemperatur. Einen absoluten Schutz bietet aber auch das nicht, weil die Inkubationszeit ohne Symptome den derzeitigen Erkenntnissen nach beim 2019-Novel Coronavirus bis zu zwei Wochen dauern kann.
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