Das Fracking-Verbot muss aufrechterhalten bleiben

Anti-Fracking-Protest in Berlin, 12. Februar 2015. Bild: Uwe Hiksch / CC BY-NC-SA 2.0

Vor dem Hintergrund der fossilen Energiekrise wird auch in Deutschland wieder über Fracking gesprochen. In der FDP und den Unionsparteien gibt es Befürworter. Warum das nicht nur energiepolitisch unsinnig, sondern auch gefährlich ist.

In Deutschland und Europa ist die Diskussion über Fracking-Förderung von Erdgas wieder ausgebrochen. Angesichts der hohen Erdgaspreise verlangen Politiker:innen auch in Deutschland, das Fracking zuzulassen oder die Zulassung zumindest erneut zu überprüfen.

So hat der Bayrische Ministerpräsident im Sommer eine Überprüfung von Fracking-Zulassungen in Niedersachsen – natürlich nicht zu Hause in Bayern – gefordert. Auch der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz sprach sich für Fracking aus.

Hans-Josef Fell ist Präsident der Energy Watch Group und Mitautor des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes.

Aktuell besteht im Wasserhaushaltsgesetz ein Fracking-Verbot für Deutschland. Nach langen Diskussionen wurde dieses Fracking-Verbot mit guten Gründen vor Jahren vom Gesetzgeber erlassen.

Nicht nur in der Opposition, auch in der Ampelkoalition kommt aus den Reihen der FDP, die ja auch Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke fordert, der Ruf nach Überdenken des Fracking-Verbots in Deutschland.

In einem offenen Brief haben sich kürzlich viele Umweltorganisationen, darunter auch die Energy Watch Group (EWG), an die zuständigen Bundesminister:innen für Klimaschutz und Wirtschaft, Umwelt, Landwirtschaft und Gesundheit gewandt, um das Verbot aufrechtzuerhalten.

In diesem Brief werden die großen und inakzeptablen Probleme des Frackings in Erinnerung gerufen, die in der CDU/CSU und FDP offensichtlich unbekannt sind, denn angesichts der gewaltigen schädlichen Auswirkungen kann eigentlich kein vernünftiger Mensch Fracking für Erdgas fordern:

Klimaschäden: Fracking-Erdgas entweicht weltweit als Methan aus den Leckagen an den Bohrlöchern und in der weiteren Nutzungskette, sodass Fracking-Erdgas zu den schlimmsten klimaintensivsten Energienutzungen gehört. In einer Studie hatte schon vor Jahren die EWG aufgezeigt, dass die Klimaschädigung durch mit Fracking-Gas betriebene Erdgaskraftwerken bis zu 30 Prozent stärker ist als die schon höchst klimaschädlichen Kohlekraftwerke.

Der jüngste erschreckende Bericht der UN-Wetterbehörde (WMO) in Genf zeigt, dass die Methankonzentration in der Atmosphäre im Jahre 2021 so schnell nach oben gegangen ist, wie noch nie in der 40-jährigen Aufzeichnungsgeschichte.

Fracking-Hotspots sind Krankheitshotspots

Methan ist bis zu 80-mal klimaintensiver als Kohlenstoffdioxid. Die Ursachen für die sprunghafte Zunahme sind noch nicht ganz klar, jedoch gehören neben der Landwirtschaft und dem Auftauen von Permafrostböden die Erdgasgewinnung und Nutzung zu den Hauptemittenten. Insbesondere auch LNG gehört dazu, da beim Transport der LNG-Schiffe zum Druckausgleich infolge Erwärmung Erdgas abgelassen wird.

Krankheitsursache: Die Fracking-Hotspots vor allem in den USA sind die Krankheits-Hotspots der Erde. So zeigt beispielsweise eine, Anfang des Jahres veröffentlichte Studie der Universität Harvard, dass die Lebenserwartung von Menschen, die in der Nähe von Fracking-Projekten leben, u.a. aufgrund der Luftverschmutzung signifikant sinkt.

Umweltbelastung: Fracking verbraucht sehr viel Wasser, was in den zunehmenden Dürren auch in Deutschland zu einer echten Bedrohung für die örtliche Trinkwasserversorgung werden würde.

Für einen Beitrag für die Erdgaskrise in diesem oder kommenden Winter kann die Zulassung von Fracking in Deutschland keinen Beitrag leisten, da die Genehmigungen und vor allem technische Erschließung einige Jahre dauern würde, bis erstes Fracking-Gas gefördert werden könnte.

Wie sehr Fracking die Parlamente und Regierungen spaltet, zeigte sich letzte Woche im britischen Parlament. Dort gab es tumultartige Szenen bei der Abstimmung über ein Verbot von Fracking auf Antrag der Labour Partei. Diese Tumulte führten endgültig zum Rücktritt der nur kurz regierenden britischen Premierministerin Liz Truss, obwohl sie die Abstimmung für eine Zulassung von Fracking gewann.

Ihr Nachfolger, der neue britische Premierminister Rishi Sunak kassierte die Fracking-Zulassung sofort wieder als eine seiner ersten Amtshandlungen.

In Deutschland scheint die Aufhebung des Fracking-Verbotes, angezettelt innerhalb der Bundesregierung von der FDP, zumindest vorerst abgewehrt. Kanzler Scholz sprach sich klar gegen eine Aufhebung des Fracking-Verbots aus. Auch Umweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) hat sich klar gegen Fracking ausgesprochen.

Im Gegensatz zum FDP-Minister Christian Lindner, der gerne Andersdenkenden Ideologie unterstellt, hat Scholz die richtigen Argumente parat. Lindner dagegen meint im Handelsblatt:

Das sogenannte Fracking. Das ist verantwortbar, das ist sehr tief, da kommen keine Erdbeben, das Trinkwasser ist nicht gefährdet. Das kann man also angehen, leistet auch einen Beitrag.

Man kann nur den Kopf schütteln, mit welchem Unwissen und mit welcher Dreistigkeit Lindner all die riesigen Probleme des Frackings einfach ignoriert.

Hans-Josef Fell ist Präsident der Energy Watch Group und Mitautor des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG). Von 1998 bis 2013 war er für die Grünen im Bundestag. Er hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen für sein Engagement erhalten. Fell ist Botschafter für 100 Prozent Erneuerbare Energien.

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