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Das Kennedy-Puzzle

Das angebliche "Transkript" eines gemeinsamen Mordplans von Oswald und Ruby bereichert zwar nicht den Forschungsstand, weckt aber die Geister der Vergangenheit

Vor kurzem erregten bisher der Öffentlichkeit unbekannte Asservate bezüglich des Attentats auf John F. Kennedy Aufsehen, die nach knapp 45 Jahren in einem Tresor des Gerichts von Dallas aufgetaucht waren. Neben persönlichen Gegenständen von Lee Harvey Oswald sowie seinem Mörder Jack Ruby tauchte nicht nur ein Holster, sondern auch eine mögliche „smoking gun“ auf: ein Transkript einer angeblichen Unterhaltung zwischen Oswald und Ruby, bei der beide den Mord an Präsident John F. Kennedy besprochen haben sollen. Ein fragwürdiges Beweismittel für eine Verbindung zwischen den beiden Schlüsselfiguren – die längst bewiesen ist.

Als wäre der Präsidentenmord alleine nicht schon rätselhaft genug gewesen, so erschoss kurz darauf Jack Ruby den zum Mörder gekürten Verdächtigen Lee Harvey Oswald. Über die Motive von Oswald [1] und Ruby [2] für die ihnen zur Last gelegten Taten wird bis heute spekuliert. Was das aufgetauchte ominöse Transkript [3] betrifft, so halten es praktisch alle Kommentatoren für eine Fälschung oder Fiktion. Höchstwahrscheinlich handelt es sich bei der angeblichen „Mitschrift“ um nichts Banaleres als um den Entwurf eines Drehbuchs für einen halbdokumentarischen Film [4], für den sich im gleichen Tresor ein Vertrag mit Henry Wade fand, dem damaligen Bezirksstaatsanwalt von Dallas. Auch Fälschungen im Zusammenhang mit dem Kennedy-Attentat wären nichts wesentlich Neues und stammen bisweilen von unerwarteter Seite.

„Oswalds“ Brief vom KGB

Der sowjetische Geheimdienst KGB – und ihm wohl folgend Chruschtschow - hielt die in den Südstaaten führenden Ölmagnaten und rechtsgerichteten Kommunisten-Paranoiker Clinton Murchison [5] und Haroldson L. Hunt (nicht zu verwechseln mit dem Geheimdienstler Ethan Howard Hunt) für die Drahtzieher des Attentats. Hunts Sohn Nelson Bunker Hunt hatte anlässlich des Kennedys Besuchs in der Hochburg der amerikanischen Rechten [6] eine aggressive Anzeige geschaltet, in welcher der Präsident des Hochverrats geziehen wurde. Auch war Ruby einen Tag zuvor bei Bunker Hunt gesehen worden. Radio Moskau bezweifelte angesichts der Sicherheitsmaßnahmen, dass ein einzelner Fanatiker Kennedy hätte töten können, und witterte den ultrarechten Präsidentschaftskandidaten Barry Goldwater hinter einem Staatsstreich [7].

In einem KGB-Bericht war von einem Journalisten der „Baltimore Sun“ die Rede, der in einem Privatgespräch von Ruby erfahren haben wollte, Ruby habe Oswald im Auftrag einer Gruppe texanischer Industrieller unter Führung Hunts Geld für den Mord geboten. Oswald war dem KGB unangenehm, da dieser wegen seiner Jahre in der Sowjetunion und seiner Aktionen im kommunistischen Umfeld in den USA die Kommunisten in Misskredit bringen konnte.

Das KGB verfolgte wohlwollend die Aktivitäten des zähen Rechtsanwalts Mark Lane, der in Dallas tapfer Beweismittel sicherte [8] und in täglichen Reden gegen die gleichgeschaltete Mainstream-Presse wetterte. Ohne dessen Wissen unterstützte das KGB Lanes Verleger im Hintergrund. In den 70er Jahren protegierte das KGB verdeckt Verschwörungstheoretiker wie den Deutschen Joachim Joesten, die Oswald als „einen Agent provocateur des FBI mit CIA-Hintergrund“ sahen. Ein ungleich größerer Anteil an der Verbreitung der Zweifel an der Oswald-These dürfte jedoch der verdächtigen Geheimniskrämerei der US-Behörden geschuldet sein.

Nach dem Watergate-Skandal beschloss das KGB 1975, der „Wahrheit“ auf die Sprünge zu helfen, in dem es Nixons Handlanger, den Ex-CIA-Mann Ethan Howard Hunt [9] in Verbindung mit dem Kennedymord brachte. Hierzu fälschte das KGB einen scheinbar von Oswald stammenden Brief und lancierte Fotokopien an führende Verschwörungstheoretiker. Der Brief überzeugte neben drei Graphologen selbst Oswalds Witwe, gelangte jedoch erst 1977 an die Öffentlichkeit. Howard Hunt wehrte sich gegen die Vorwürfe gerichtlich, vermochte jedoch die Zweifler nicht zu überzeugen. Auf dem Sterbebett wusste Hunt allerdings von brisanten Details eines Komplotts zu berichten [10].

Huismanns „Geheimdossier“

2006 präsentierte der preisgekrönte Dokumentarfilmer Wilfried Huismann in seinem umstrittenen "Rendezvous mit dem Tod" [11] ein angeblich „brisantes“ Dokument: Auf offiziellem Briefpapier des Weißen Hauses „ausschließlich für Kennedys Nachfolger Johnson“ schien dessen Vertrauter Martin Underwood darüber berichtet zu haben, Fabian Escalante, ein Geheimagent Castros, habe nach dem Attentat Dallas mit einem Kleinflugzeug Richtung Mexiko verlassen [12]. Underwood räumte jedoch später ein, den „Bericht für Johnson“ erst 20 Jahre nach dessen Tod geschrieben zu haben, der in Wirklichkeit als Ideenskizze für einen Buchautor [13] gedient habe, den Huismann zum Co-Autor seiner Produktion machte.

Ruby, Oswald und die Mafia

Das dubiose Transkript, das nun gefunden wurde, schien eine persönliche Bekanntschaft zwischen Oswald und seinem Mörder zu belegen. Der Sturm im Wasserglas wurde von manchem zum Anlass genommen, der bequemen Alleintätertheorie zu huldigen und einen Kontakt zwischen Ruby und Oswald ins Reich der Fabeln und lästigen Verschwörungstheorien zu verweisen. Doch der Verdacht einer solchen Verbindung wird von zahlreiche Augenzeugen seit Jahrzehnten gestützt. Um die Zusammenhänge zu verstehen, bedarf es einiger Kenntnisse über einige öffentlichkeitsscheue Organisationen, mit denen Oswald und Ruby zu tun hatten: Die Mafia, die Geheimdienste und die Amerikanische Rechte.

Kefauver-Ausschuss

Bereits im 19.Jahrhundert hatten sich in den amerikanischen Großstädten Verflechtungen aus Verbrechen, Korruption und legaler Wirtschaft etabliert. Während der Prohibition schließlich bedienten die Clans die immense Nachfrage nach Alkohol und entwickelten sich so zu lokal immer professionelleren und einflussreicheren Organisationen, die bislang jedoch unabhängig voneinander dezentral operierten. Nachdem das Organisierte Verbrechen durch Wiederfreigabe des Alkohols seine Haupteinnahmequelle verloren hatte, entdeckte es das Glücksspiel [14] als lukratives Geschäftsfeld. Die Organisationen begannen, landesweit zu kooperieren, indem einerseits zur Vermeidung von unproduktiven Rivalitäten Reviere aufgeteilt wurden, andererseits gemeinsame Unternehmen wie Drogenimport und Geldwäsche durchgeführt wurden, etwa durch Aufbau der Spielkasinos auf Kuba und in Las Vegas.

Die Existenz des geheimen nordamerikanischen Gangster-Kartells, der „Commissione“, war lange als bloße Verschwörungstheorie abgetan [15] worden, rückte jedoch 1950 in den Blickpunkt der Öffentlichkeit, als sich der spätere Präsidentschaftsbewerber Estes Kefauver durch einen Senatsausschuss zur Untersuchung des Glücksspiels [16] profilierte. Die in zahlreichen Städten durchgeführten Anhörungen blieben jedoch weitgehend ergebnislos, nicht zuletzt deshalb, weil wichtige Zeugen wie der redselige Gangster Willie Moretti vor ihrer Aussage erschossen wurden. Demgegenüber bestritt der zwielichtige J. Egdar Hoover, Direktor der Bundespolizei FBI, die Existenz des Organisierten Verbrechens zeitlebens vehement. Andernfalls hätte er nicht nur das Unvermögen seiner Behörde diesbezüglich einräumen müssen: Hoover hatte sich schon deshalb mit dem Mob arrangiert, weil dieser ihn einerseits mit pikanten Details aus seinem Privatleben erpresste, ihm anderseits jedoch durch diverse Gefälligkeiten bei Laune hielt [17]. Auch andere Schattenmänner taten sich mit dem Thema schwer, hatten die Geheimdienste doch im Zweiten Weltkrieg diskret mit hohen Mafiosi kooperiert, welche bei der Invasion in Italien behilflich gewesen waren und die Politik des Nachkriegsitalien nicht unwesentlich zugunsten der USA beeinflussten.

Jack Ruby

Einer der Gangster, die damals zwar nicht beim Kefauver-Ausschuss, jedoch beim verwandten „House UnAmerican Activities Committee“ vorzusprechen hatten, war ein ehemaliger Chicagoer Gewerkschaftssekretär und nun Barbesitzer aus Dallas gewesen – Jacob Rubinstein, bekannt als Jack Leon Ruby [18]. Dallas, um das sich zuvor Al Capone und sein Nachfolger Sam Giancana bemüht hatten, gehörte seit 1946 zum Revier der Südstaaten-Mafia. Zum von den Chicagoer Partnern übernommenen Personal zählte auch der Nachtclubbesitzer Ruby, in dessen Striplokalen vor allem Angehörige der auf allen Ebenen korrupten Dallas-Polizei verkehrten [19]. Ruby selbst war von der Polizeiarbeit fasziniert und pflegte mit zahlreichen Polizisten so enge Freundschaft, dass ihm das Hauptrevier zur zweiten Heimat geworden war. Obwohl der Nichtitaliener in den italienisch dominierten Clans in Chicago und den Südstaaten nur begrenzte Aufstiegschancen hatte, wurde er in der Organisation durchaus mit besonderen Missionen betraut. Auf Betreiben des damaligen Abgeordneten Richard Nixon wurde dem Gangster eine öffentliche Anhörung erspart, angeblich, weil er dessen Informant [20] gewesen sei.

McClellan-Ausschuss

1957 hob die Polizei in Appalachin bei New York ein geheimes Gipfeltreffen des Syndikats [21] aus, bei dem über 60 Bosse von Mafiafamilien und korrupten Gewerkschaften aus ganz Nordamerika Schlagzeilen machten. Daraufhin bot ein neuer Untersuchungsausschuss unter John McClellan Politikern die Chance, sich publikumswirksam gegen eine angebliche Unterwanderung der USA zu profilieren. Ähnliches war kurz zuvor Senator Joseph McCarthy gelungen, der sich konservativen Wählern durch seinen Ausschuss gegen „unamerikanische Aktivitäten“ als starker Mann empfohlen hatte. Als übermächtige Staatsfeinde machte man diesmal anstatt der Kommunisten das Organisierte Verbrechen aus, das man als „italienisch“ labelte, obwohl italoamerikanische Gangsterbanden lediglich einen Teil der nach ethnischer Herkunft organisierten Familien ausmachten und die Schattenwirtschaft mit den legalen Strukturen wie Polizei und Politik konspirierte. Ins Visier des McClellan-Ausschusses waren nun vor allem die vom Organisierten Verbrechen unterwanderten Teamster-Gewerkschaften geraten. Bei den Anhörungen der Mafiabosse, die im Fernsehen landesweit übertragen wurden, engagierten sich neben dem ultrarechten späteren Präsidentschaftskandidaten Barry Goldwater auch zwei aufstrebende Söhne eines ebenfalls rechtskonservativen Milliardärs namens Kennedy.

Clanchef Joe Kennedy

Der Feldzug der Brüder John F. und Robert F. Kennedy gegen das Organisierte Verbrechen missfiel zutiefst dem Clanchef Joseph P. Kennedy, der selbst in Sachen Korruption denkbar erfahren war und der italienischen Mafia einen Großteil seines Vermögens verdankte. Bereits dessen Vater Joseph P. J. Kennedy war im Politik- und Alkoholgeschäft gewesen. „Joe“ Kennedy nun, der auch in der Rüstungsbranche tätig war, hatte das Alkoholgeschäft während der Prohibition in den Untergrund verlegt. Erst in den 80er Jahren gestand der von der Presse „Ministerpräsidenten der Unterwelt“ genante New Yorker Gangster Frank Costello, dass es in den 20er Jahren eine direkte Kooperation zwischen ihm und Joe Kennedy gegeben hatte. Nach der Aufhebung des Alkoholverbots lieferten sich die beiden in den 30er Jahren im nun legalisierten Spirituosen-Großhandel einen erbitterten Konkurrenzkampf, der schließlich mit der Ausweisung Costellos aus New York endete, um dessen Korrumpierung der Polizei Einhalt zu gebieten.

Joe Kennedy hatte sein Vermögen auch durch windige Börsengeschäfte vermehrt, die nicht zuletzt den „Schwarzen Freitag“ zur Folge hatten, und auch in die Präsidentschaft von Franklin D. Roosevelt investiert, wobei der Intrigant langfristig auch selbst das Präsidentenamt anstrebte. Da infolge Joes Engagements für Nazi-Deutschland an eine weitere politische Karriere nicht mehr zu denken war, setzte der in seinen Methoden selten wählerische Geschäftsmann alles daran, nun einen seiner Söhne zum Präsidenten zu machen [22].

Joe Kennedy, der in Chicago mit dem Merchandise Mart das höchste Gebäude besaß, arrangierte ein Treffen mit Al Capones Nachfolger Sam Giancana, den er um Unterstützung für den Wahlkampf seines Sohnes John F. Kennedy bat. Inwieweit der ohnehin äußerst verschwiegene Joe seinen Söhnen jemals von diesem oder anderen Geschäften mit der Mafia erzählt hat, ist unbekannt.

Robert Kennedy

Der gerade einmal 33jährige Robert Kennedy hatte 1959 als Chef-Rechtsberater des McClellan-Ausschusses viele Mafiabosse vor laufenden Fernsehkameras persönlich verhört, die auf sämtliche Fragen die Aussage verweigerten, da sie sich hierdurch selbst belasten könnten. Neben Mafia-Größen wie ausgerechnet Giancana war Robert hierbei erstmals persönlich auf Carlos Marcello gestoßen, den Paten von New Orleans. Der gelassene Mafiaboss ließ Robert Kennedy wie einen Schuljungen aussehen und verweigerte auf sämtliche der fast 50 Fragen Kennedys die Aussage. Als Marcello auch die Antwort auf die Frage nach seiner Steuerehrlichkeit verweigerte, warfen ihm gereizte Ausschussmitglieder vor, amerikanische Rechte und Gelder in Anspruch zu nehmen, obwohl Marcello sich nicht einmal um die Staatsbürgerschaft bemüht hätte, und empfahlen ihm, die Koffer zu packen. Marcello verließ den Gerichtssaal unbeeindruckt [23].

Robert und John F. Kennedy

In seinem Buch „The Enemy Within“ forderte Robert, die organisierten Verbrecher mit Waffen und Methoden zu bekämpfen, die ebenso wirkungsvoll wie deren eigene seien. Zwei Jahre später sollte Robert Gelegenheit bekommen, die Frage der Staatsbürgerschaft Marcellos erneut anzusprechen und mit seiner Ankündigung schmutziger Methoden ernst zu machen – als neuer Justizminister der Vereinigten Staaten.

Marcellos Südstaatenmafia

Carlos Marcello, eigentlich Calogero Minacore, war 1910 in Tunesien als Kind sizilianischer Eltern geboren worden. Im gleichen Jahr folgte die Mutter ihrem Mann nach Louisiana, wo „Carlos“ jedoch fatalerweise nicht die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt. Während einer Wirtschaftskrise Ende des 19. Jahrhunderts waren viele Italiener, insbesondere Sizilianer, an die klimatisch der Heimat so ähnliche Südküste der USA ausgewandert, von denen einige die damals in Sizilien etablierten Strukturen des organisierten Verbrechens importiert hatten. Ohnehin gingen in dem frankophilen Sonnenstaat die Uhren anders. Bereits als Kleinkrimineller hatte sich Marcello der Protektion eines juristischen Handlangers des korrupten Gouverneurs erfreut. Als junger Bandenchef ging er eine Kooperation mit dem aus New York vertriebenen Frank Costello ein, mit dem er ein Spielautomatenimperium und luxuriöse Kasinos aufzog. Nachdem der bisherige Pate der Südstaatenmafia wegen eines Staatsbürgerschaftsproblems nach Sizilien ausgewiesen wurde, vermochte sich Marcello an die Spitze von Amerikas ältester italoamerikanischer Mafiafamilie zu manövrieren, welcher nach dem Kodex der Vorsitz des landesweiten Syndikats zustand. Viele Polizisten verdienten sich in Marcellos Kasinos als Sicherheitspersonal mehr als nur ein Zubrot.

Auch die Beziehungen von Louisianas bedeutendstem Unternehmer zur Politik liefen wie geschmiert: So stand auf Marcellos langer Payroll auch der Namen des Senators des benachbarten Bundesstaates Texas, Lyndon B. Johnson. Trotz vieler Leichenfunde im Sumpf des Grundstücks, auf dem Marcello damals seine Zentrale hatte, wurde er nie eines Mordes angeklagt. Die Zurückhaltung der Staatsanwaltschaft von New Orleans war ein offenes Geheimnis - auch Staatsanwälte mochten nicht in Sümpfen enden. Am Ausgang von Marcellos Büro belehrte ein Schild seine Gäste: „Drei können ein Geheimnis bewahren, wenn zwei tot sind.“

John F. Kennedys Wahl

Erst in den 90er Jahren gestand auch der Sänger und Kasino-Unternehmer Frank Sinatra, sich mit Giancana beim Mob für eine Partnerschaft mit den Kennedys eingesetzt zu haben [24]. Sinatra hatte sich auch persönlich für den Katholiken Kennedy durch gemeinsame Wahlkampfauftritte bei den italo-amerikanischen Wählern stark gemacht. Ausgerechnet die von Robert so angegangenen korrupten Teamster-Gewerkschaften, die auf das Wahlverhalten ihrer Mitglieder damals einen starken Einfluss ausübten, brachten ihre Leute auf Kennedy-Kurs. In mindestens fünf Bundesstaaten manipulierte der Mob sogar an den Wahlurnen, bei dem es zu erstaunlichen Auszählungsfehlern und anderen Unregelmäßigkeiten kam. Der Chicago-Mob verschaffte den Kennedys insbesondere in Illinois [25] eine hauchdünne Mehrheit, die aufgrund der Eigenheiten des komplexen amerikanischen Wahlsystems ausschlaggebend für den Sieg gewesen war. Obwohl es zu Verurteilungen von demokratischen Parteisoldaten kam, wollte Kontrahent Richard Nixon nicht als schlechter Verlierer dastehen und verzichtete generös auf eine Anfechtung der Wahl.

Kurz vor dem Wahltermin hatten die Kennedy-Brüder völlig überraschend ihren Kandidaten für die Vizepräsidentschaft gegen den Texaner Lyndon B. Johnson ausgetauscht, mit dem sie eigentlich ein gegenseitiger Hass verband. Die Erklärung für den mehr als ungewöhnlichen Stimmungswandel wurde oft in der persönlichen Freundschaft zwischen Johnson und seinem Freund und Nachbarn vermutet, der in Washington 30 Jahre im Haus gegenüber wohnte: Dem rechtsgerichteten FBI-Chef Hoover, der die Kennedys ebenfalls hasste und über zur Erpressung geeignete Informationen über zahlreiche Kennedy-Affären [26] verfügte. Johnsons Geliebte Madeleine Duncan Brown berichtete, ein entsprechender Deal sei zwischen Joe Kennedy und den texanischen Ölmillionären H. L. Hunt, Clinton Murchison und Sid Richardson ausgehandelt worden.

Kuba

Dem Staat und der angeblich nicht existierenden Mafia bot inzwischen ein neuer gemeinsamer Gegner die Stirn: Auf Kuba hatte Revolutionär Fidel Castro zunächst den US-freundlichen Diktator Fulgencio Batista vertrieben [27], der die Hälfte der Staatseinnahmen in die eigene Tasche gewirtschaftet und die Infrastruktur vernachlässigt hatte. Als Castro später US-Firmen verstaatlichte und die Kasinos schloss, verloren die Mafiosi nicht nur ihre karibischen Geldwaschanlagen, sondern außerdem auch ihren wichtigsten Umschlagplatz für Drogentransporte. Etliche Kubaner flohen vor Castros Revolution nach Florida und Louisiana, wo sie von den örtlichen Bossen Marcello und Santos Trafficante jr. mit Geldspenden und Jobs unterstützt wurden. Trafficante hatte bislang auf Kuba die Geschäfte geleitet und wurde nach seiner Inhaftierung durch Castro von einem Unterhändler der Mafia befreit: Jack Ruby.

Die Mafiosi Trafficante, Sam Giancana und Johnny Roselli waren es auch gewesen, die schon zu dieser Zeit mit CIA-Leuten über Mordanschläge auf Castro [28] sinnierten. Bekanntlich wurden diese Pläne später von den Kennedys gebilligt. Ob auch Roberts Intimfeind Marcello eingeweiht war, ist nicht geklärt, aber unwahrscheinlich – andernfalls hätte er die Regierung damit erpressen können, wozu er schon bald einen existenziellen Anlass finden sollte. Mit Hilfe der großzügigen Mafia und vieler ohnehin mit ihr verstrickten Exilkubaner bereitete die CIA in Trainingslagern an der Südküste und in Guatemala eine Invasion Kubas vor, die als Gegenrevolution erscheinen sollte. Die von der Regierung Eisenhower geerbten Pläne wurden von den Kennedys gebilligt und führten in das Fiasko in der Schweinebucht [29], danach in die Kuba-Krise [30]. Kennedy widersetzte sich den Invasionsplänen der Militärs [31], die auf eine Revanche sinnten, und denen der Zweck jedes kein Mittel [32] heiligte. Aber auch die Regierung Kennedy billigte 1961 in ihrer als Operation Mongoose [33] bekannten Sabotage-Anschläge zur Destabilisierung Kubas.

Marcellos Safari

Was auch immer Joe Kennedy, der nicht selten als „Falschspieler“ bezeichnet wurde, der ehrenwerten Gesellschaft versprochen haben mag, es hinderte Justizminister Robert nicht daran, die Anstrengungen der Behörden um das Siebenfache zu steigern und heimlich das Ausweisungsverfahren gegen Marcello zu betreiben. Er hatte in Erfahrung gebracht, das Marcello sich seinerzeit eine guatemaltekische Geburtsurkunde hatte fälschen lassen, um sich bei Problemen dorthin in die Nähe Louisianas zurückziehen zu können, statt wie sein Vorgänger in das ferne Sizilien geschickt zu werden. Anwalt des Mafiosos war der gerissene Jack Wasserman – vormals selbst Oberster Leiter der Ausländerbehörde. Wider besseres Wissen ließ Robert Kennedy die Fälschung als echte Geburtsurkunde behandeln, wodurch er Guatemala zur Aufnahme Marcellos zwingen konnte. Marcello, der zur Verlängerung seines Visums alle drei Monate die Einwanderungsbehörde aufsuchte, wurde dort im April 1961 überraschend festgenommen, wortlos zum Flughafen eskortiert und von einer wartenden Maschine direkt nach Guatemala ausgeflogen, ohne, dass man ihm auch nur einen Anruf oder das geringste Notgepäck zubilligte. In Guatemala verbrachte er mehrere Wochen in Gesellschaft seines nachgereisten Anwalts. Nach einigem Hin und Her wurden beide von einem Militärkonvoi nach Honduras verbracht, wo man sie auf einer Straße im Urwald aussetzte. Nach zwei Tagen Fußmarsch stießen die unfreiwilligen Touristen auf indianische Scouts, von denen sie später jedoch einen Überfall befürchteten. Auf der Flucht vor diesen brach sich der untersetzte Marcello mehrere Rippen. Unter unklaren Umständen reiste er illegal in die USA ein. Vieles spricht dafür, dass sich die beiden in die Dominikanische Republik durchschlagen konnten, wo Clanchef Rafael Trujillo ein wichtiger Handelspartner von Mafia-Kollege Trafficante aus Miami gewesen war. Marcellos Timing hätte kaum besser sein können, denn fast gleichzeitig wurde Trujillo in einer der CIA zugeschriebenen Operation getötet.

Der Hass, den Marcello aufgrund seiner Deportation auf Justizminister Kennedy verspürte, wird von Beobachtern als grenzenlos beschrieben. Allein der Name „Kennedy“ bewirkte bei dem auf sizilianisch fluchenden Mafiaboss Wutausbrüche. Dennoch versuchte Marcello über den gemeinsamen Freund Frank Sinatra, Robert milde zu stimmen, was jedoch das Gegenteil bewirkte. Auch umgekehrt wirkte Robert auf seine Mitarbeiter als von Marcello besessen. Der familiäre Mafiaboss verlor die Berufung gegen seine Ausweisungsverfügung und wurde nun außerdem wegen der gefälschten Geburtsurkunde angeklagt.

Vendetta

Einem Geschäftspartner gegenüber namens Edward Becker [34] hatte Marcello beim Whiskey mit ernster Miene erklärt, wie er das Problem mit Robert Kennedy auf sizilianische Art zu lösen gedenke: Ein Hund werde einen weiterhin beißen, wenn man ihm nur den Schwanz abschneide. Stattdessen müsse man ihm den Kopf abhacken. Würde Robert ermordet, so würde der Präsident zweifellos mit noch größerer Härte gegen ihn oder den auf Roberts Liste stehenden Gewerkschaftsboss Jimmy Hoffa vorgehen. Bei der Ermordung des Präsidenten hingegen würde dessen Nachfolger der Texaner Lyndon B. Johnson werden, der die Kennedys ebenfalls hasste und von dem Marcello nichts zu befürchte habe (weil er ihn seit je her schmierte). Für den Mord solle ein Spinner den Kopf hinhalten, der nicht mit der Mafia in Verbindung gebracht werden würde.

Auch Florida-Boss Trafficante schien von den Mordplänen gewusst zu haben, denn gegenüber einem Geschäftspartner, der ein verdeckter FBI-Informant gewesen war, hatte er angekündigt, Kennedy werde die kommende Wahl nicht mehr erleben. Marcellos Hasstiraden auf die Kennedys sprachen sich herum, jedoch war er insbesondere in den Südstaaten kaum der einzige, der den Iren den Tod wünschte. Der amerikanischen Rechten galten die Kennedys als zu weich gegen den Kommunismus [35]. Die Brüder hatten sogar die Frechheit besessen, gegen Hoovers Willen das FBI gegen den Ku Klux Klan in Stellung zu bringen. Zu den Klan-Mitgliedern zählten auch die texanischen Ölbarone, die unglücklich über Kennedys Pläne waren, das Steuerrecht zu ihren Ungunsten drastisch zu ändern. Als großzügiger Spender des Klans bekannt war insbesondere Marcello.

Mafia in Nöten

Die Anzahl der Verfahren und Verurteilungen gegen die Mafia hatte sich innerhalb von nur zwei Jahren nach dem Amtsantritt der Kennedys vervielfacht. Der Druck auf die Bosse überstieg alle Erwartungen. Ein entscheidender Schlag gelang den Kennedys, als der hochrangige Mafioso Joe Valachi [36] aus dem Genovese-Clan vor dem noch immer tagenden McClellan-Auschuss auspackte, die Interna etwa der New Yorker Familien preisgab und den bis dahin unbekannten Begriff „Cosa Nostra“ prägte. Über die Südstaatenmafia wusste Valachi nichts zu berichten – ohne Marcellos Genehmigung hätte kein einziger Genovese-Mafioso Louisiana überhaupt betreten dürfen. Wie das FBI konstatieren musste, waren New Orleans und Dallas die einzig verbliebenen Städte, in denen es nicht ansatzweise durch verdeckte Ermittler oder Abhörtechnik in die Organisationen einzudringen vermochte.

Jimmy Hoffa, den Robert Kennedy ebenfalls in die Enge getrieben hatte, äußerte nach dem Attentat gegenüber dem Gangster Frank Ragano seine Dankbarkeit für Marcello und Trafficante. Auch Marcello ließ Ragano wissen, Hoffa schulde ihm viel [37].

Gegen die Mafia-Theorie wird eingewandt, die Durchführung sei für die Mafia völlig untypisch, etwa von Oliver Stone, der in seinem nicht unumstrittenen Film „JFK“ den Militärisch-Industriellen Komplex und Johnson als Drahtzieher verdächtigt [38]. Mafiamorde würden gewöhnlich primitiv und aus kurzer Distanz ausgeführt, während das Kennedy-Attentat die Handschrift des Militärs trage [39]. Doch Marcello verfügte über einen hochintelligenten Verbündeten, der über genau die Fähigkeiten verfügte, die für die Planung eines solchen Manövers erforderlich gewesen wären, und der die Kennedys ebenfalls abgrundtief hasste.

David Ferrie

Der in jeglicher Hinsicht skurrile Paramilitär David Ferrie [40] hatte eine Karriere u.a. als waghalsiger Kriegspilot, Bischof einer altkatholischen Sekte und Psychologe nebst gekauftem Doktortitel hinter sich, als er 1963 von Marcellos Anwalt in New Orleans, G. Wray Gill als Privatdetektiv eingestellt wurde, um ihm im laufenden Marcello-Prozess zuzuarbeiten. Daneben arbeitete er auch für den ebenfalls für Marcello tätigen Privatdetektiv Guy Banister, einen rechtsgerichteten Ex-FBI-Mann. Ferrie hatte sich u.a. in der von Marcello finanzierten paramilitärischen Organisation „Cuban Revolutionary Front“ gegen Castro engagiert und wetterte öffentlich gegen die Kennedys, die er des „Verrats“ wegen unterlassener Luftunterstützung in der Schweinebuchtinvasion zieh.

Der zur Intrige neigende Pate schloss Freundschaft mit dem insoweit hochbegabten Ferrie, obwohl beide Männer kaum gegensätzlicher hätten sein können. Während des wochenlangen Strafprozesses wegen Konspiration und Meineid gegen Marcello in New Orleans verbrachte der konservativ-katholische Mafiaboss die Wochenenden mit dem ausgerechnet wegen homosexuellen Sittendelikten verurteilten Hysteriker - angeblich, um gemeinsam die Prozesstaktik zu besprechen, obwohl das der Job seiner Anwälte wie Gill und dem Frontwechsler Jack Wasserman gewesen wäre. Ebenso unklar ist, was Ferrie in diesen Tagen auf seinen diskreten Reisen nach Guatemala für Marcello erledigt haben könnte. Jedenfalls war Ferrie seit seiner Bekanntschaft mit dem Mafioso seine chronischen Vermögenssorgen los.

Am 22.11.1963 wurden nach anstrengenden Prozesswochen die Geschworenen vereidigt. Erstmals fehlte Ferrie als Zuschauer im Gerichtssaal. Gegen Nachmittag wurde im Prozess verkündet, dass auf den Präsidenten geschossen worden sei. Das Verfahren endete mit Freispruch: Mindestens ein Geschworener hatte die Hand aufgehalten, während bei einem wichtigen Zeugen plötzliche Gedächtnislücken auftraten. Als Robert Kennedy von dem Attentat erfuhr, war er wie paralysiert. In diesem Augenblick endete sein Feldzug gegen die Mafia – wie es Marcello vorausgesagt hatte.

Lee Harvey Oswald

Der Auslandsgeheimdienst CIA verdächtigte sofort die politischen Gegner Sowjetunion und Kuba, obwohl etwa der pragmatische Castro kaum ein Motiv gehabt haben konnte, den Dritten Weltkrieg zu riskieren, nur um den gemäßigten Kennedy gegen dessen Stellvertreter Johnson auszuwechseln, den Kandidaten der amerikanischen Rechten aus den Südstaaten. Die Dallas-Polizei vermochte jedoch in erstaunlicher Ermittlungsgeschwindigkeit mit einem angeblich kommunistischen Irren namens Lee Harvey Oswald aufzuwarten, der im Alleingang den Präsidenten erschossen habe.

Unabhängig davon, ob man nun der Alleintätertheorie [41] anhängt, oder der von mehreren Tätern ausgehenden Kreuzfeuer-Theorie [42] folgt, ist die Indizienlage für jegliche Täterschaft Oswalds äußerst dünn: Auf der unter dubiosen Umständen sichergestellten [43] angeblichen Tatwaffe, einer deutschen 7.65 mm Mauser [44], die sich später in 6.5 mm Manlicher-Carcano-Gewehr [45] verwandelte, fand das FBI keinen Handabdruck, stellte die Dallas Polizei unter irregulären Bedingungen einen Handabdruck sicher, den das FBI nicht hatte finden können. Weiterhin wird Oswald mit der angeblichen Tatwaffe durch Fotos in Verbindung gebracht, deren Echtheit von ihm selbst sowie von Experten bestritten [46] wird. Anders als sonstige politische Überzeugungstäter bestritt Oswald nicht nur die ihm zur Last gelegten Tat [47], auch befand er sich zur Tatzeit offenbar nicht an im sechsten Stockwerk [48] des Schulbuchlagers. Weder überführte ihn ein Paraffintest [49], der Schmauchspuren auf seinen Händen nachweisen sollte, noch wurde er förmlich als Verdächtiger verhört. Nicht einmal einen Anwalt hatte man ihm zugebilligt oder von den Verhören wenigstens Mitschriften gefertigt. Eine Chance, die Anschuldigung in einem Gerichtsprozess widerlegen zu können, war Oswald nicht vergönnt.

Ferrie und Oswald

Direkt nach dem Attentat kam dem Staatsanwalt von New Orleans, Jim Garrison, bei der Überprüfung von Oswalds Kontakten zu Ohren, Oswald sei im Sommer mit David Ferrie gesehen worden. Bei seinem Verhör gab Ferrie an, nach Houston „zum Schlittschuhlaufen“ gefahren zu sein. Später stellte sich heraus, dass er dort zwar eine Eisbahn aufgesucht hatte, jedoch nur konstant an öffentlichen Telefonen gesehen wurde – solchen, die das FBI schlecht überwachen konnte. Nachdem Garrison seinen Zeugen dem FBI übergeben hatte, legte er den Fall im Vertrauen auf die Bundesbehörde zunächst zu den Akten – bis er Jahre später Ferries Bekannten Clay „Bertrand“ Shaw der Verschwörung zum Mord an Kennedy anklagte.

Zwar hatte Ferrie jegliche Bekanntschaft mit Oswald abgestritten, jedoch beweist ein Foto [50] von 1955, dass sich beide aus ihrer Zeit bei der paramilitärischen Civil Air Patrol kannten, in der Ferrie im Fliegen und Schießen ausgebildet hatte. Oswalds Begeisterung für das Militär war so groß gewesen, dass seine Mutter für ihn eine Urkunde fälschen ließ, damit der erst 17jährige in das Marinecorps eintreten konnte.

Es hat den Anschein, dass es ein Filmdokument vom Frühsommer 1963 [51] gab, auf dem Oswald und Ferrie gemeinsam zu erkennen sind – in einem Trainingslager der von der Mafia unterstützen Exilkubaner in Lacombe am Lake Pontchartrain nördlich von New Orleans, dessen Existenz bis dahin notorisch bestritten worden war. Die fünf Personen, die auf dem Film zu sehen sind, wurden von dem HSCA [52]-Untersuchungsrichter Robert Tanenbaum [53] identifiziert: Neben Ferrie und Oswald erkannte Tanenbaum auch David Atlee Phillips [54], den Chef des CIA-Büros Mexico, das nach Oswalds Verhaftung KGB-Kuba-Gerüchte streute, Antonio Veciana von der CIA-gestützten Anti-Castro-Truppe "Alpha 66" – und Ferries Auftraggeber und Ex-FBI-Mann, Waffenschieber und Ausrüster der Anti-Kuba-Front Guy Banister [55], aus dessen Büro Oswald seine "Fair Play For Cuba"- Flugblätter verschickt hatte. Als Tanenbaum den Film dem Komitee Wochen nach seinem Fund 1976 vorführen wollte, war dieser spurlos verschwunden. Tanenbaum trat daraufhin von seinem Amt als HSCA Deputy Counsel [56] zurück.

Beweise für die Verbindung zwischen Ferrie und Oswald hatten allgemein eine Tendenz, zu verschwinden: Als Jim Garrison seine Anklage von 1969 gegen den zwielichtigen Geschäftsmann und Ex-CIA Partner Clay Shaw auf Ferrie als Hauptbelastungszeugen stützen wollte, wurde dieser tot aufgefunden.

Nützlicher Idiot?

Oswald war für die Besetzung der Rolle des „nützlichen Idioten“ ein Traumkandidat: Der ungestüme Jugendliche war während seiner Militärzeit auf einem japanischen Stützpunkt eingesetzt worden, von dem ausgerechnet die damals streng geheime U2 abhob [57]. Er fühlte sich angeblich dem american way of life entfremdet und suchte sein Paradies in der Sowjetunion gesucht, was den potentiellen Geheimnisträger als Überläufer oder russischen Spion erscheinen ließ. Nach einem Selbstmordversuch erhielt Oswald die russische Staatsbürgerschaft. Das KGB hatte den Amerikaner seinerzeit überwacht und von einem Spionageverdacht oder einer obligatorischen Anwerbung deshalb abgesehen, weil Oswald offensichtlich ein unzuverlässiger Taugenichts gewesen war – eine Einschätzung, die das FBI zu teilen schien, als Oswald kurz darauf wieder in den USA repatriiert wurde.

Oswald hatte ebenfalls Verbindungen zur Mafia. Seine Mutter verkehrte mit Unterweltgestalten, und auch sein Onkel, bei dem er aufgewachsen war, arbeitete für Marcellos Glücksspielkartell. Nachdem Oswald mit seiner jungen russischen Frau Marina wieder nach New Orleans zurückgekehrt war, suchte er dringend Arbeit. Daneben trieb er sich in den Ausbildungslagern der von Marcello mitfinanzierten Exilkubaner [58] herum, wo er mit Ferrie und Banister gesehen wurde. Öffentlich trat er jedoch plötzlich für das genaue Gegenteil ein: Oswald gründete im Sommer 1963 die Dallas-Ortsgruppe eines „Fair Play for Cuba“-Komitees, dessen offenbar einziges Mitglied er blieb. Er verteilte trotz fehlender Geldmittel ein angeblich selbst finanziertes Castro-freundliches Flugblatt [59] und posierte als Marxist-Leninist [60]. Dabei kam es zu einem handgreiflichen Zwischenfall mit Castro-Gegnern, der einem beobachtenden Polizisten als gestellt erschien. Sogar um ein Treffen mit Castro soll er sich bemüht haben. Vieles spricht dafür, dass Oswald unter der Regie Banisters an einer Undercover-Operation im Stile von COINTELPRO [61] mitwirkte - oder das zumindest glaubte.

Chamäleon Oswald hatte Berührung mit der Sowjetunion, Kuba, den Exilkubanern, der Mafia, der CIA, Militärgeheimdiensten, möglicherweise auch mit dem FBI – er eignete als Projektionsfläche für alles und nichts, die man noch mit allerhand Fehlspuren [62] anreichern konnte. Ein Hitzkopf scheint er allemal gewesen zu sein – nicht unbedingt jemand, der als zuverlässig genug für einen Auftragsmord erscheint. Erst recht nicht für einen solchen der Mafia, die für Versager bei Mordaufträgen nur eine Strafe kannte: Tod.

Obwohl man noch ganz am Anfang der Untersuchungen stand, gab bereits einen Tag nach Oswalds Tod Deputy Attorny General Nicholas Katzenbach die Weisung aus, Oswald als Alleintäter erscheinen zu lassen [63].

Warren-Report

Präsident Johnson wollte einen unabhängigen Untersuchungsausschuss zur Aufklärung des Attentats verhindern und setzte schließlich einen politischen Ausschuss ein, den er selbst zusammenstellte [64]. Mit der Leitung betraute er den umstrittenen Vorsitzenden Obersten Richter Earl Warren [65], einem früheren Funktionär des Ku Klux Klans [66]. Warren war mit dem Mafiaanwalt Murray Chotiner befreundet, der u.a. den Bruder der Privatsekretärin von Marcello vertrat. Hale Boggs stammte aus Louisiana und war Marcello wegen Wahlkampfspenden verpflichtet. Ebenfalls aus Louisiana kam Staatsanwalt Leon D. Hubert, der dort für seine Zurückhaltung gegenüber der Marcello-Organisation bekannt war. Die Senatoren Richard Russel und John Sherman Cooper hatten kein Interesse daran, dass der Mord an Bürgerrechtler Kennedy weißen Rassisten aus dem Süden angelastet werden würde – wie etwa dem Schwarzen-Hasser und Clan-Spender Marcello. Als eifrigstes Mitglied erwies sich der zwielichtige Erzrepublikaner Allen Dulles [67], der die CIA aufgebaut hatte, welche die Kennedys nach dem Versagen in der Schweinebucht vergeblich unter ihre Kontrolle zu bringen versucht hatten.

Aus unbekanntem Grund ließ Chief Justice Earl Warren den Verdächtigen Ruby seinerzeit nicht durch den damaligen Ruby-Spezialisten vernehmen, sondern wurde neben Boggs von zwei insoweit unerfahrenen Ermittlern begleitet. Sowohl die CIA als auch das FBI verfügten über bemerkenswerte Erkenntnisse über Ruby [68] und Oswald [69], enthielten sie jedoch der Warren-Kommission vor.

Johnson hatte die Warren-Kommission angewiesen, zur Vermeidung von außenpolitischen Spannungen jedes Ergebnis zu vermeiden, das die Sowjetunion oder Kuba belastete. Die wenig motivierten wie zerstrittenen Ausschussmitglieder waren von der Option, mit Oswald einen verrückten Einzelgänger als Lösung des Rätsels präsentieren zu können, begeistert [70]. Der Fall konnte auf diese Weise elegant abgeschlossen werden, ohne die sensiblen Sicherheitsbehörden oder die Mafia mit lästigen Fragen zu behelligen. Einzig Boggs widerrief später seine Absegnung der Single Bullet-Theorie [71].

Zur Überraschung vieler Beobachter in New Orleans tauchte die Mafia nicht als Verdächtige im Warren Report [72] auf, obwohl Marcellos Ankündigung des Mordes in der Stadt die Runde gemacht hatte und der sizilianische Kodex der Mafia eine ebenbürtige Reaktion auf die öffentliche Demütigung Marcellos durch Robert Kennedy verlangt hatte. Im Gegensatz zu den anderen italoamerikanischen Mafiabossen, die einen Präsidentenmord als unpatriotisch empfunden hätten, gab es keine entsprechende patriotische Tradition im frankophilen Louisiana, das einst Napoleon an Präsident Thomas Jefferson schlicht verkauft [73] hatte und von europäischer Mentalität geprägt war. Für Marcello waren die Leute aus Washington nur weit entfernte Papiertiger und allesamt käuflich – bis auf die schwerreichen Kennedys.

Kannten sich Ruby und Oswald?

Nun ist also ein neues Dokument aufgetaucht, das einen angeblichen Dialog zwischen Oswald und seinem Mörder Ruby bietet, der ihn sogar vor einem solchen Verdeckungsmord warnt. Die Annahme, dass sich Ruby und Oswald kannten, ist alles andere als neu und wird etwa in den Untersuchungen des Journalisten Jonathan Kwitny von 1988 auf mehrere Zeugenaussagen gestützt:

Die Cocktailserviererin Esther Ann Mash, die angeblich auch Rubys Geliebte war, gab an, sie habe beide mehrfach in Rubys „Carousel Club“ gesehen, ebenso die Nachtclubsängerin Beverly Oliver [74] und die Stripperin Janet "Jada" Conforto [75]. Anwalt Carrol Jarnigan aus Dallas sagte sogar vor der Warren-Kommission, Ruby und Oswald am Abend vor dem Mord im „Carousel“ gesehen und eine Diskussion aufgeschnappt haben, bei der es um eine geplante Erschießung von Senator John Connally gegangen sei.

Rose Cheramie [76], eine von Jack Rubys Prostituierten, warnte zwei Tage vorher vor dem Mordanschlag in Dallas. Ihr zufolge habe die Unterwelt von New Orleans einen Preis auf Kennedy ausgesetzt. Zuvor war sie nach einem Streit von zwei mafiösen Exilkubanern ausgesetzt worden, die Kontakt zu Banister und Ferrie hatten [77].

Auch Oswalds Witwe Marina erklärte dem Enthüllungsjournalisten Jack Anderson, sie glaube an eine Intrige des Mobs, die sich eigentlich gegen Robert Kennedy gerichtet habe. Oswald habe stets nur positiv von den Kennedys gesprochen, sei irgendwie manipuliert worden und habe möglicherweise tatsächlich als Agent für die Regierung gearbeitet. In eine ähnliche Richtung geht die bizarre Geschichte des Militärgeheimdienstlers Richard Case Nigell [78], der auf Oswald angesetzt war, um diesen von einem Attentat auf den Präsidenten abzuhalten. Nigell will FBI-Chef Hoover detailliert über die Attentatspläne informiert haben. Da das FBI nichts veranlasst habe, will Nigell eine Intrige gewittert haben. Jedenfalls besorgte er sich ein handfestes Alibi, in dem er zwei Tage vor dem Attentat in einer Bank in die Decke schoss, um sich festnehmen zu lassen.

Murchisons Party

Die bemerkenswerteste Zeugin für eine Bekanntschaft zwischen Oswald und Ruby war jedoch Madeleine Duncan Brown, Johnsons Geliebte und Mutter eines gemeinsamen Sohnes, die von Johnson testamentarisch bedacht wurde. Brown kannte Ruby nicht nur bestens aus dem Carousel Club, sondern berichtete von einer höchst exklusiven Party [79] im Hause von Dallas reichstem Ölbaron Murchison am Abend vor dem Attentat. Anwesend waren neben Vizepräsident Johnson, den rechtsgerichteten Finanziers Murchison und H.L. Hunt u.a. auch Wahlverlierer Nixon, Senator Connally, FBI-Chef Hoover - und mehrere Vertreter der Unterwelt: Marcello, sein Stadthalter in Dallas Civello und der Mann für besondere Aufgaben Ruby.

Brown berichtet, Johnson habe ihr nach einer Besprechung eröffnet, er werde nächster Präsident werden [80]. Die „Hurensöhne“ würden ihn nie wieder aufregen – dies sei keine Drohung, sondern ein Versprechen. Ihn aufzuregen, genau das hatten die beiden Kennedys gerade wieder getan, denn nach Johnsons aktuellen Skandalen, welche Verbindungen zur Mafia ruchbar machten, hielten die Kennedys ihren Vizepräsident für die 1964 anstehenden Wahlen nicht mehr für tragbar. Brown zufolge sei bereits seit Kennedys Wahl in Texas über ein Mordanschlag diskutiert worden [81].

Auf der Party von Murchison soll auch dessen Mitarbeiter D.H. Byrd anwesend gewesen sein. Byrd hatte die rechtsgerichtete Civil Air Patrol gegründet, in der sich Ferrie und Oswald kennen gelernt hatten. Außerdem besaß Byrd zufällig ein interessantes Gebäude in Dallas: Das Texas School Book Depositary. In dessen sechsten Stock wurde ein unvollständiger Fingerabdruck [82] gefunden, der 1998 in hohem Maße mit dem eines bei Murchison verkehrenden Gangsters namens Malcolm Wallace [83] übereinstimmt. Wallace steht im Verdacht, bereits 1951 einen politischen Mord in Texas [84] ausgeführt zu haben, von dem Johnson profitiert hatte. Auch Wallace soll laut Brown Gast auf Murchisons Party gewesen sein.

Die Party vor dem Attentat bei Murchison sowie die Anwesenheit etwa von seinem langjährigen Freund Hoover wurden bestätigt, nicht allerdings die angebliche Gästeliste. So überzeugend die betagte Madeleine Brown in diesem 80-minütigen Interview [85] auch agieren mag, so blieb sie für die Vorkommnisse auf dieser geheimnisumwitterten Party die einzige Zeugin. Nicht alle Details von Browns Bericht halten einer Überprüfung [86] stand, was allerdings für eine in der Vorbereitung bereits abgeschlossene Konspiration auch keine Voraussetzung gewesen wäre.

Lyndon B. Johnson

Der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wäre zweifellos für ein erforderliches Cover Up ein denkbar zweckmäßiger Bündnispartner gewesen: Zwar beherrschte Marcello den Sonnenstaat Louisiana und kontrollierte die Unterwelt von Dallas; auch reichte sein Arm in Person des einflussreichen Lobbyisten Irving Davidson bis nach Washington, doch um die mysteriöse "Autopsie" [87] des Präsidenten durch Militärärzte [88] zu steuern und Ermittlungsbehörden wie Secret Service, CIA und FBI effizient zu blockieren, zu solcherlei bedurfte es anderer Befehlsstrukturen und Verbündeter. Mächtige Kennedy-Gegner, die Johnson vorgezogen hätten, gab es insbesondere im Pentagon und in der amerikanischen Sicherheits-Community, etwa den nach Vorschlag der terroristischen Operation Northwoods nach Europa abgeschobene General Lyman Louis Lemnitzer [89]. Oder John J. McCloy [90], der Kennedy während der Kubakrise beraten hatte, später als Mitglied der Warren Kommission fungierte – und laut Brown ebenfalls Gast auf Murchisons exklusiver Party gewesen war. Oder der nach der Invasion in der Schweinebucht von Kennedy seiner Position in der CIA enthobene Dulles-Vertraute General Charles Pearre Cabell [91]. Dessen Bruder Earle Cabell, damals Bürgermeister von Dallas, war für die Planung der Fahrtroute zuständig gewesen war, die einen überflüssigen Schlenker über die Elm Street machte – direkt am Grashügel vorbei.

Zu den ersten Amtshandlungen Johnsons zählte die Revidierung der unter Kennedy ausgearbeiteten Rückzugspläne der geheimen Operationen in Vietnam. Durch den hierdurch forcierten Vietnamkrieg rettete Texaner Johnson die schwächelnde texanische Helikopter-Industrie und verdiente auch selbst an kriegsbedingten Bauprojekten mit. Selbst Lyndon B. Johnsons Anwalt [92] behauptet inzwischen, dieser sei an einem Mordkomplott gegen Kennedy beteiligt gewesen. Auch Ex-CIA-Mann und Watergate-Verschwörer E. Howard Hunt, der enttäuscht von Kennedys Kuba-Politik in das Lager Nixons gewechselt war und den manche an der Dealey-Plaza gesehen haben wollen, machte auf seinem Sterbebett Andeutungen über Johnsons Beteiligung am Coup d'Etat [93].

Als Johnson angeblich erst gegen Ende seiner Amtszeit von den Mordprogrammen der CIA erfuhr, lastete er sie den Kennedys an, obwohl es sich im Gegensatz zur von Robert Kennedy befohlenen Operation Mongoose hierbei genausogut um Eigenmächtigkeiten von CIA-Leuten wie Richard Helms und Desmond FitzGerald gehandelt haben könnte, wie sie unter der Ära Dulles üblich waren. „Kennedy was trying to get Castro, but Castro got to him first.“ pflegte Johnson zu kommentieren. Ein Ablenkungsmanöver?

Ruby an der Dealey-Plaza?

Ruby selbst befand sich nach eigenen Angaben während des Attentats in den Räumen der „Dallas Morning News“, was von Zeugen bestätigt wurde. Die allerdings widersprüchlich aussagende Zeugin Julia Ann Mercer will Ruby jedoch vor der Tat in der Nähe des Grashügels in einem Kleinlaster mit einem verpackten länglichen Gegenstand gesehen haben. Nach der Tat wurde ein entsprechender Mann von einem Polizisten auf der Dealey-Plaza dabei beobachtet, wie er sofort nach dem Mord einen verpackten länglichen Gegenstand in seinen Pkw einlud. Das vom Polizisten notierte Kennzeichen gehörte zu Ruby.

Den besten Überblick über das Attentat hatte der Bahnbedienstete Lee Bowers [94], der von zwei Männern hinter dem Zaun auf dem Grashügel berichtete, die anschließend in seine Richtung zu den Gleisen und dem Parkplatz liefen. Seine Aussage wurde von anderen Zeugen, die nicht von der Warren-Kommission gehört wurden, bestätigt [95]. So auch J. C. Price [96], der die Szene von oben beobachten konnte. Auf Amateurfilmen kann man deutlich erkennen [97], wie nach einem Schreckensmoment viele Zeugen auf den Grashügel zu rennen, offenbar, um Attentäter zu verfolgen.

Ein kontrovers diskutiertes Mosaiksteinchen bot eine Untersuchung eines Fotos der Zeugin Mary Anne Moorman, die auf der zu Bowers gegenüberliegenden Seite des Grashügels stand und kurz nach dem Kopfschuss den Präsidenten mit dem Zaun im Hintergrund aufgenommen hatte. Auf der Vergrößerung dieses Ausschnitts , - hier eine kolorierte Nachbearbeitung – wollen manche einen wie ein Geist schemenhaft auftauchenden Schützen nebst Mündungsfeuer erkennen, der eine Polizeimarke trug – seither bekannt als "Badge Man" [98].

Kritiker [99] merken allerdings an, ein solcher hätte von dieser Position aus im Zeitpunkt der Aufnahme kein freies Schussfeld auf Kennedy gehabt und halten ihn und weitere Schattenfiguren für fototechnische Anomalien.

Die Tarnung von Killern als Polizisten entspräche einem alten Mafiatrick, den schon Rubys ehemaliger Boss Al Capone beim Massaker am Valentinstag praktiziert hatte. Dank Rubys Nähe zur Polizei wären entsprechende Uniformen das geringste Hindernis gewesen, um Waffenträger plausibel „unsichtbar“ zu machen. Diese Taktik würde zu den Personen passen, die sich den Zeugen gegenüber als Secret Service-Leute ausgewiesen hatten, obwohl der für den Schutz des Präsidenten verantwortliche Secret Service vehement bestreitet, auf der Dealay-Plaza Agenten platziert zu haben – was erstaunlich genug wäre.

Von wo auch immer begab sich der Mafioso zum Parkland-Hospital, wo er seine deutlich erkennbare Nervosität erst verlor, als er sich vom Tod des sterbenden Präsidenten persönlich überzeugen konnte [100].

Wenn Ruby mit falschen oder womöglich sogar echten Polizisten gearbeitet hatte, dann wäre es nur nahe liegend gewesen, solche auch auch zur Beseitigung des zum Sündenbock erkorenen Oswald einzusetzen. Und tatsächlich scheint innerhalb einer Stunde nach dem Attentat irgendetwas in diese Richtung gelaufen zu sein. Fest steht nur, dass in gewisser räumlicher Nähe zu Oswald der Streifenpolizist Jefferson Davis Tippit unter unklaren Umständen [101] erschossen wurde, wobei die Zeugenaussagen einander widersprechen [102]. Tippit hatte an den Wochenenden bei einem rechtsgerichteten Gastronom [103] gearbeitet. Auch für diesen Mord machte man Oswald verantwortlich, obwohl er laut dem Paraffin-Test an diesem Tag keine Waffe abgefeuert hatte. Irgendetwas scheint nicht planmäßig verlaufen zu sein. Jedenfalls schien der bis jetzt im Hintergrund agierende Ruby sich kein weiteres unzuverlässiges Personal leisten zu wollen, sondern nahm die Dinge selbst in die Hand.

Ruby tötet Oswald

Zeugenaussagen zufolge erhielt Ruby in den Tagen vor dem Kennedymord und dem an Oswald mysteriöse Anrufe, die sich sichtbar auf sein Gemüt auswirkten. Bereits um 19.00 Uhr gelang es Ruby, zu einer ersten Pressekonferenz des gerade inhaftierten Oswald im Polizeipräsidium vorzudringen [104], nach eigenen Angaben mit einer Waffe. Anderntags sprach er Oswald bei einer weiteren Pressekonferenz auf sein „Fair Play for Cuba“-Komitee unter korrekter Nennung dessen Bezeichnung an, die nur wenigen bekannt gewesen sein dürfte. Nunmehr war Oswald der Presse gegenüber als „Kommunist“ und Castro-Sympathisant geprägt – obwohl Oswald noch im Sommer in den Lagern der Castro-feindlichen Exilkubaner gesehen worden war. Inzwischen hatte die Dallas-Polizei u. a. eine anonyme Morddrohung gegen Oswald erhalten, die mit der Bitte verbunden war, nicht zurück zu schießen. Als Oswald in ein sichereres Gefängnis verlegt werden sollte, verschaffte sich Polizeispezi Ruby erneut Zugang zum Polizeirevier und erschoss Oswald wie auf dem Präsentierteller [105], ohne, dass er selbst bei seiner Festnahme verletzt wurde.

Dieser Vorgang ähnelte einer zynischen Standardprozedur der sizilianischen Mafia, die Mordaufträge an jugendliche Taugenichtse vergab, um diese anschließend zur Vertuschung selbst zu beseitigen. Auf ähnliche Weise war 1935 Louisianas Quasi-Diktator und Präsidentschaftskandidat Huey Long [106] getötet worden – angeblich von einem anarchistischen Arzt, der von Longs Leibwächtern sofort erschossen wurde. Ungeklärt ist, ob der angebliche Mörder Longs überhaupt eine Waffe hatte – im Gegensatz zu den Leibwächtern, den einzigen Zeugen.

Sollte Ruby, wie viele glauben, telefonisch von der Mafia einen Mordauftrag erhalten haben, so hätte er gemäß dem Mafia-Kodex einen solchen Mordbefehl nicht ablehnen dürfen – eine lebenslängliche Gefängnisstrafe oder eine Hinrichtung wäre das kleinere Übel von dem gewesen, was ihn und seine Angehörigen erwartet hätte. An die Omertà, das Gesetz des Schweigens, hat sich Ruby bis kurz vor seinem Tod gehalten, als er anbot, bei Überführung in das ihm sicherer erscheinende Washington auszupacken. In einem improvisierten Interview ließ Ruby die Bemerkung fallen, wenn [Kennedys Außenminister] Adlai Stevenson Vizepräsident gewesen wäre [anstatt Johnson], hätte es kein Kennedy-Attentat gegeben [107]. Bereits vor seiner Tat litt Ruby an langfristig tödlichen Darmkrebs – der von Marcellos Ärzten behandelt worden war. Ein Mitwisser, der von selbst verschwinden würde.

Ehrenwerte Gesellschaft

Unter Präsident Johnson, der sich stets Marcellos Wahlkampfspenden aufgeschlossen gezeigt hatte, blieb die Mafia unbehelligt. Die ehrenwerte Gesellschaft wurde jedoch wieder nervös, als sich 1968 statt Johnson Robert Kennedy persönlich für das Präsidentenamt aufstellen ließ. Bevor es zu einem erneuten Feldzug gegen das Organisierte Verbrechen kam, wurde Robert in Los Angeles unter nach wie vor ungeklärten Umständen erschossen [108] - angeblich von einem verwirrten Alleintäter namens Sirhan Bishara Sirhan, den daraufhin ein dubioser Sicherheitsmann zu erschießen versuchte. Wie Ruby hatte auch Sirhan für einen Mafioso gearbeitet, nämlich für Mickey Cohen, der mit Marcellos Rennsportinformationsdienst kooperierte. Trotz seines Überlebens blieb auch Sirhans Motiv unklar [109]. Zugegen war auch der Gangster Jim Braden/Eugene Hale Brading [110], der zuvor in Dallas nach dem Attentat im Dal-Tex Building an der Dealey Plaza aufgegriffen worden war und Verbindungen zu Ruby hatte.

Ausgerechnet die ohnehin angeschlagene CIA, die immer wieder einer Beteiligung am Kennedy-Attentat verdächtigt wurde, dürfte wenig von dem Verlust der spionagebegeisterten Kennedys profitiert haben. Im Gegenteil hatte sie nach verbreiteter Meinung bei der Überwachung der Auslandsaktivitäten Oswalds versagt und wurde von Johnson, dem engen Freund des CIA-Rivalen Hoover, buchstäblich ignoriert [111]. Der Bezirksstaatsanwalt von New Orleans, Jim Garrison, der 1967 erfolglos den ehemaligen CIA-Residenten und Geschäftsmann Clay Shaw anklagte, ermittelte ebenfalls insoweit nie gegen Marcello und seine einflußreichen Freunde, deren Interessen er gekannt haben musste. Im Gegenteil brachte Garrison zahlreiche Anklagen gegen die Mafia zu Fall und fand auch nichts dabei, sich von Marcello eine günstige Immobilie vermitteln sowie Wochenenden in Las Vegas schenken zu lassen.

Hoover, der acht Präsidenten überlebt hatte, wurde von Johnson zum FBI-Chef auf Lebenszeit gemacht, die 1972 unter mysteriösen Umständen [112] endete.

Johnsons langjähriger Weggefährte Gouverneur Connally wurde Finanzminister, tat sich als eifriger Falke des Vietnamkriegs hervor, machte mit Bestechungsskandalen Schlagzeilen, wechselte nach Johnsons Tod 1973 in die Republikanische Partei, bemühte sich mit Unterstützung von Rechtsaußen Strom Thurmond selbst erfolglos um das Präsidentenamt und meldete 1986 Bankrott an.

Präsident Nixon [113], der an Kasinogeschäften auf Kuba beteiligt gewesen sein soll und auch auf Marcellos Payroll stand, stellte für die ehrenwerte Gesellschaft ebenfalls keine Bedrohung dar. Im Gegenteil befreite Nixon sogar Heroinschmuggler Trafficante aus einem Schweizer Gefängnis und amnestierte zum Entsetzen des FBI brutale Mafiosi. Als nach dem Watergate-Skandal [114] Giancana, der für die Mafia mit Kennedy auf das falsche Pferd gesetzt hatte, 1976 über die Konspiration mit der CIA gegen Castro aussagen sollte, wurde er durch demonstrativ ins Gesicht abgegebene Schüsse zum Schweigen gebracht. Die zersägten Körperteile des ebenfalls geschwätzig gewordenen Roselli fand man in in einem Fass. Hoffa verschwand spurlos, angeblich in einer Druckpresse. Als einziger CIA-Mordpartner der Mafia überlebte Trafficante, der das Gesetz des Schweigens kompromisslos ehrte.

Ölbaron Nelson Bunker Hunt finanzierte diverse rechtsgerichtete und christlich-konservative Organisationen, meldete jedoch nach Verstaatlichung seiner libyschen Ölfelder in den 80er Jahren Konkurs an und wurde der Manipulation des Silbermarktes für schuldig befunden. Sein Freund Murchison soll sich laut Hoovers Biograph Anthony Summers nicht nur für Hoover und McCarthy eingesetzt haben, sondern auch für Lincoln Rockwell, den Anführer American Nazi Partie. Murchison verlor ebenfalls sein gigantisches Vermögen, angeblich wegen des gesunkenen Ölpreises, möglicherweise aber auch deshalb, weil zwei wichtige Geschäftspartner wegfielen: Die Genoveses und die Marcellos.

Anfang der 80er Jahre, als Hoover und Johnson verstorben waren, war Marcello durch die bislang aufwändigste Abhöroperation Lockvögeln des FBI in die Falle gegangen [115]. Robert Kennedys einstige Mitstreiter entwarfen die effizienten RICO-Gesetze, die erstmals der Mafia gefährlich wurden und das landesweite Syndikat zerschlugen. Auch, wenn manche FBI-Ermittler der Ansicht waren, man habe genug, um Marcello für den Präsidentenmord anzuklagen, wurde dieser insoweit nie angefasst. Im Gefängnis jedoch soll der alternde Mafiaboss, der inzwischen an Demenz erkrankt war, einem Zellengenossen gegenüber mit dem Mord geprahlt [116] haben. Seinen Lebensabend verbrachte der schließlich haftunfähige Gangster in Freiheit. Ebenso Trafficante.

Kennedy-Puzzle

Untersuchungsausschüsse wie das House Select Committee on Assassinations HSCA [117] (1976) und das Assassination Records Review Board [118] (1998) kamen zu der Auffassung, dass die von Hoover persönlich geleiteten Ermittlungen des FBI, welche die Grundlage des Warren-Reports bildeten, untauglich waren und insbesondere nicht der Möglichkeit einer Konspiration nachgingen.

Mitte 2007 veröffentlichte die CIA ein 1973 gefertigtes streng geheimes Dokument, in denen die damals sensibelsten Verfehlungen der CIA zusammengefasst wurden. Die für viele Amerikaner drängendste Frage, wer für den Kennedy-Mord wirklich verantwortlich ist, wird in der veröffentlichten Version nicht angesprochen, jedoch ist die Position 1 des als Familienjuwelen [119] bekannten Berichts bis heute geschwärzt.

Auch, wenn viele Indizien für eine Allianz von rechtsgerichteten Schattenmännern, Mafia und deren Gallionsfigur "Lying" B. Johnson [120] sprechen, um sich des gemeinsamen Gegners zu entledigen und den Staatsstreich mit einem facettenreichen Cover Up zu tarnen, so sind dies eben nur Interpretationen eines Puzzles, in dem viele Teile fehlen – wie gesperrte oder verschwundene Akten und Beweisstücke sowie in Unfällen oder durch Gewalt verstorbene Zeugen. Ein Puzzle mit solch mysteriösen Teilen wie Flugblättern für nicht existierende „Fair Play for Cuba“-Komitees, magischen Kugeln, wundersam heilenden Leichen und Briefe von Toten und solchen an Tote. Lothar Buchholz („Labyrinth der Wahrheiten“), der seit Jahren möglichst anhand von Originaldokumenten über den Tathergang des Kennedy-Mordes forscht, enthält sich konsequenterweise nach Möglichkeit eigener Schlussfolgerungen.

Wie viel bequemer wäre es doch, stattdessen nicht nur an einen 23jährigen Spinner zu glauben [121], der mit dem schlechtesten Gewehr der Welt trotz versperrter Sicht aus einer ungünstigen Schussposition ein fahrendes, ausnahmsweise kaum gesichertes [122] Ziel trifft, sondern auch an einen mitfühlenden Zuhälter, der die Todesstrafe in Kauf nimmt, um Kennedys Witwe einen unangenehmen Strafprozess gegen den angeblichen Präsidentenmörder zu ersparen?1 [123]


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[85] http://video.google.de/videoplay?docid=-6962062879996612313&q=murchison&total=307&start=0&num=10&so=0&type=search&plindex=0
[86] http://davesjfk.com/browns.html
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[99] http://video.google.de/videoplay?docid=8907476983305419283&q=kennedy+Moorman&total=16&start=0&num=10&so=0&type=search&plindex=0
[100] http://www.youtube.com/watch?v=vNBJkbnNPcE&feature=related
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[114] http://video.google.de/videoplay?docid=4542105312378644460&q=Watergate&total=1596&start=0&num=10&so=0&type=search&plindex=1
[115] http://www.crimelibrary.com/gangsters_outlaws/family_epics/marcello/16.html
[116] http://www.youtube.com/watch?v=-8Xo7Ty0mE4&feature=related
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[120] http://www.youtube.com/watch?v=5UebjoMlkuo&feature=related
[121] http://www.youtube.com/watch?v=DpO2LeEOaFI&feature=related
[122] http://www.youtube.com/watch?v=yLiF4Jwvb0o
[123] https://www.heise.de/tp/features/Das-Kennedy-Puzzle-3417679.html?view=fussnoten#f_1