Hallo, Mr. President ...
CIA-Direktoren hatten mit ihren Präsidenten schon immer ein Kommunikationsproblem
Als Präsident Bush kürzlich erklärte, ihm sei die Einschätzung seiner Geheimdienste über den als weitaus ungefährlicher als bisher dargestellten Iran nicht bekannt gewesen, warf dies Fragen auf. Waren die direkt dem Präsidenten unterstellte CIA und ihre Partnerdienste denn nicht zu dem Zweck gegründet worden, den obersten Dienstherrn aus erster Hand über die Sicherheitslage zu informieren? Wie ein holzschnittartiger Blick auf das Verhältnis der CIA-Chefs zu ihren Präsidenten der vergangenen 60 Jahre zeigt, war eine gute Kommunikation eher die Ausnahme, als die Regel.
Harry Truman
Als Präsident Harry Truman 1947 der Gründung des zivilen Auslandsgeheimdienstes Central Intelligence Service (CIA) zustimmte, tat er dies ausgesprochen widerwillig. Wie geheimnisvoll es im eigenen Lager zugehen kann, hatte er während seiner Zeit als Vizepräsident erfahren, in der man ihm das Manhattan-Projekt verheimlicht hatte, an dem zeitweise 100.000 Menschen gearbeitet hatten. Vom Besitz der Atombombe war er daher fast genauso überrascht gewesen wie kurz darauf Japan (im Gegensatz zu den Sowjets, deren Agenten an der Bombe mitkonstruierten). Truman und das Militär hatten mit dem zivilen Kriegsgeheimdienst OSS schlechte Erfahrungen gemacht, dessen unqualifizierte Auswertung und kontraproduktiven Kommandoaktionen mehr Schaden als Nutzen gestiftet hatten. Doch die Veteranen des OSS verfügten über eine mächtige Lobby.
Roscoe Hillenkoetter
An die Spitze des neuen zivilen Geheimdienstes setzte Truman einen militärischen Vorgesetzten, Admiral Roscoe Hillenkoetter, dem seine Aufgabe ebenfalls nicht zusagte. CIA-Lobbyist Allen Dulles, Ex-Diplomat und Teilhaber der einflussreichsten Industriekanzlei Sullivan&Cromwell, hatte Truman hereingelegt: Während der Präsident die CIA für eine Spionageorganisation hielt, ging es Dulles in Wirklichkeit um eine getarnte Wiedergeburt des OSS und dessen verdeckten Operationen. Die operative Abteilung wurde von dem Wallstreet-Anwalt Frank Wisner geleitet, einem Dulles-Vertrauten. Wisner tat, was er wollte, bzw. das, was der einflussreiche Industrieanwalt Allen Dulles verlangte, der gemeinsam mit seinem Bruder John Foster Dulles zunächst im Hintergrund die Außenpolitik der USA zu gestalten begann. Auch seinen Vertrauten aus OSS-Tagen, Richard Helms, hatte Dulles in der CIA platziert. Hauptaufgabe war damals der Ausbau geheimer stay behind-Armeen in Westeuropa sowie Propaganda-Aktionen zur Eindämmung des Kommunismus wie Radio Free Europe. Aber auch im eigenen Land wurde sie mit verdeckter Propaganda durch Einflussnahme auf US-Medien aktiv. Republikaner Dulles sah sich für den Fall des anstehenden Wahlsiegs als neuen Direktor der CIA, jedoch wurde Truman wiedergewählt.
Walter Bedell Smith
Nachdem die CIA 1950 vom Koreakrieg überrascht wurde, löste man den führungsschwachen Hillenkoetter durch General Walter Bedell Smith ab. Dulles, der die CIA von außen dirigiert hatte, bekam nun offiziell einen Posten in Wisners „Department of Dirty Tricks“. Nach dem Vorbild der britischen Geheimdienste sowie in Kooperation mit diesen lancierte Dulles allerhand verdeckte Propaganda-Aktionen, finanzierte im Ausland konservative Parteien und ließ linke Oppositionen unterwandern. Sie bildeten paramilitärische Saboteure aus, die per Fallschirm hinter den feindlichen Linien im Kriegsgebiet sowie in Osteuropa Spionagenetzwerke und Widerstandszellen errichten sollten. Trotz durchgehender Totalverluste wurden die nutzlosen Programme jahrelang aufrechterhalten. Im klassischen Nachrichtendienst wie dem Werben und Platzieren von Agenten reihte sich ein Fehlschlag an den anderen.
Der philisterhafte Anwalt Dulles und der an klare Befehlsstrukturen gewohnte Militär Bedell Smith, hatten von Anfang an ein vorprogrammiertes Kommunikationsproblem. CIA-Chef Bedell Smith wusste nicht, was Wisner und Dulles im eigenen Haus veranstalteten, ebenso wenig der Präsident selbst. Noch weniger zu kontrollieren war, was die CIA-Stationsleiter im Ausland taten. Dafür hatten die Sowjets einen Überblick gewonnen, die über einen Spion in die Codes eingedrungen waren, woraufhin der Kryptographie- und Abhördienst National Security Agency (NSA) gegründet wurde.
Bedell Smith versuchte durch eine Kommission, seinen eigenen Geheimdienst aufzuklären und gab schließlich auf.