Hallo, Mr. President ...
Seite 9: George Herbert Walker Bush
Als der ehemalige CIA-Chef Bush ab 1989 das Präsidentenamt bekleidete, umging er Webster, indem er ihn aus seinen Kreisen heraushielt und Berichte direkt von CIA-Leuten anforderte. Bush dirigierte persönlich die verdeckten Operationen gegen den Ex-CIA Partner General Manuel Noriega in Panama und beschwerte sich bei Webster, dass die besten seiner Informationen hierüber aus dem Fernsehen kämen. Stattdessen hielt sich Bush an den CIA-Kritiker Verteidigungsminister Richard Cheney, der Noriega militärisch festnahm.
Die CIA verlor durch eigene Unvorsichtigkeit ihr Netzwerk im Iran. Im von Rumsfeld hochgerüsteten Irak verfügte sie praktisch über gar keine Informationsquellen, abgesehen vom langjährigen CIA-Partner Saddam Hussein. Als Webster Bush Satellitenaufnahmen über den Aufmarsch von Husseins Republikanischer Garde an der Kuwaitischen Grenze zeigte und weitere CIA-Leute vor einer Invasion warnten, zog es Bush vor, den ägyptischen Präsidenten sowie die Könige in Jordanien, Saudi Arabien und Kuwait anzurufen, die Entwarnung gaben. Ausnahmsweise hatte die CIA richtig gelegen. Im nun folgenden Irakkrieg vermochte die CIA kaum zuverlässige Informationen zu liefern. Den Tiefpunkt markierte ein von der CIA vorgeschlagenes „militärisches“ Ziel, bei dem es sich in Wirklichkeit um einen Bunker mit Hunderten an Zivilisten handelte, was die öffentliche Meinung auch in den USA entscheidend beeinflusste. Als die CIA General Norman Schwartzkopfs optimistischer (wie unzutreffender) Interpretation militärischer Erfolge widersprach, wurde sie kurzerhand von der Luftbildauswertung abgezogen und stand im Dunkeln. Hatte die CIA bislang Zivilisten wie Politikern zugearbeitet, bediente sie nun Anfragen des Militärs. Nach dem Ende von Desert Storm stellte sich heraus, dass die größte an der Entwicklung von Atombomben beteiligte Anlage gar nicht identifiziert und bombardiert worden war. Erwartungen, durch Propaganda-Kampagnen den Sturz des Diktators herbeiführen zu können, erwiesen sich als unrealistisch.
Lange hatten sich die Analysten von der russischen Propaganda über die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft und das militärische Potential täuschen lassen. Als Gorbatschow ankündigte, die Rote Armee drastisch zu reduzieren und der wirtschaftliche Kollaps der Sowjetunion bekannt wurde, musste die CIA erneut ihre völlige Fehleinschätzung eingestehen. Schlimmer noch: Sie hatte ihren so erfolgreich dämonisierten Feind verloren, und damit ihre eigentliche Existenzberechtigung.
Robert Gates
Bush berief 1991 schließlich doch den wegen seiner Nähe zu Caseys illegalen Geheimkriegen umstrittenen Robert Gates. Dessen CIA befand sich in einer ähnlichen Lage wie die zerfallende Sowjetunion. Bush entschied sich für eine Verkleinerung; selbst der ehemalige CIA-Chef Colby sprach sich öffentlich dafür aus, die Mittel für die CIA besser für Schulen und das Gesundheitssystem zu verwenden. Gates propagierte als Ersatz für die weggefallene Sowjetunion die Bekämpfung des Drogenhandels und des Terrorismus. Der Regierungswechsel beendete sein Gastspiel.