Der Impfpass als Türsteher des autoritären Kapitalismus
Seite 2: Von segensreichen zu verhängnisvollen Innovationen
- Der Impfpass als Türsteher des autoritären Kapitalismus
- Von segensreichen zu verhängnisvollen Innovationen
- Es braucht eine politische Theorie des technologischen Transhumanismus
- Das Leben selbst zur politischen Lebensform machen
- Demokratie – von einem progressiven in ein reaktionäres Instrument
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Doch waren das Rad, der Kompass, die Uhr, der Telegrafenmast oder Penicillin vielleicht noch segensreich für die Menschheit, so weiß man das bei der KI, der sogenannten Künstlichen Intelligenz – von der keiner so genau weiß, was sie eigentlich ist, außer das Programmieren eines Supercomputers – sowie der Gen- oder Nanotechnik und dem, was in biochemischen Hochsicherheitslaboren (deren Zahl sich seit Pandemie-Beginn vervielfacht hat!) ausgebrütet wird, nicht mehr so genau.
In diese Mensch-Maschine-Beziehung beziehungsweise diese Agenda der "Human Augmentation" fließt derzeit das meiste öffentliche Forschungsgeld, die Investitionen zahlreicher Milliardäre oder auch des Militärs, etwa der Bundeswehr. Es geht um Neuralink, die Firma von Elon Musk oder auch die deutsche Konkurrenzfirma Blackrock Neurotech von Paypal-Gründer Peter Thiel, für die jetzt auch der österreichische Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz arbeiten wird.
Für Peter Thiel und seinen Firmenkumpel Christian Angermayer werden in Zukunft die BCIs (Brain-Computer-Interfaces) so gewöhnlich wie heute ein Herzschrittmacher: "Menschen werden miteinander kommunizieren, arbeiten und sogar künstlerisch tätig sein können, direkt gesteuert durch ihren Geist."
Es wird kein Hehl daraus gemacht, dass diese BCIs für die breite Masse angestrebt werden, sonst lohnt es sich ja auch nicht. Was daran indes das Erstrebenswerte sein soll oder wie es verkauft werden soll – außer mit Neugierde und über die menschliche Schwäche, meist jede dumme Mode mitmachen zu wollen, ist indes noch nicht klar und wird hoffentlich auch unklar bleiben.
Um es kurz zu machen, das Eigene – sprich: der eigene Körper und Geist – wird zur Gemeinschaft der Körper und zur Gemeinschaft im Geist. Individuum und Würde waren gestern. Weder mein Geistesblitz noch mein Gedanke gehören mir. Wovon der Sozialismus träumte, es aber nie geschafft hat, nämlich die Abschaffung des Eigentums, gelingt dem digital-biometrischen Komplex unter dem sanften Flügelschlag des autoritären Kapitalismus. Freiheit und Gleichheit sind verwirkt, Rechte und Würde sind nicht seine Anliegen.
Soll man sich heute aus Pflicht und Solidarität impfen lassen für den anderen, so wird man vielleicht morgen seine Niere, seine Stammzellen oder sein Blut für einen anderen geben müssen, bei dem oder der diese Dinge besser verwertet werden können – oder der einfach mehr Geld hat. Niemand garantiert, dass, wenn es heute zur Pflicht wird, etwas in den eigenen Körper injizieren zu lassen, es morgen nicht Pflicht ist, etwas davon herzugeben.
Der Körper wird durch das Versprechen des Schutzes und den QR-Code als Köder für "Freiheit" zur Ware gemacht: stets in seinen Gefühlen oder auch Begierden durchleuchtet, können kognitiv fortlaufend Bedürfnisse generiert und gestillt werden, während parallel dazu die ganzen Apps jede körperliche Selbstwahrnehmung oder das Vertrauen auf die eigenen Gefühle und Orientierung abtrainieren und uns buchstäblich Sinn-los machen: Google sagt, in welcher Straße ich bin, die Google Watch weiß gleich dazu, wie viele Schritte man oder frau geht (und wenn es nicht genug sind, schüttelt man das Handgelenk, damit die Uhr zufrieden ist).
Die intelligente Verpackung sagt bald, ob der Joghurt verschimmelt ist, weil riechen und schmecken auch zu anstrengend oder ganz verlernt sind. Wussten die alten Römer noch, dass mens sana in corpore sano, dann kann man sich überlegen, wes Geistes Kind wir dann noch sind, wenn eine permanente, nach neuesten neurologischen bzw. psychologischen Standards organisierte, kognitive Dauerbeschallung auf uns runterrieselt, die keiner mehr mit seinen wirklichen Bedürfnissen oder Gefühlen rückkoppeln kann.
Auch in Orwells 1984 rieselt es im Übrigen dauernd Zahlen, etwa über die Steigerung der Wirtschaftsleistung oder was auch immer, die die Menschen glücklich und stolz machen sollten. Glücklich, wer da noch Janis Joplin gehört hat und weiß, "Freedom’s just another word for nothing left to lose". Längst geht es nicht mehr um den lebendigen Menschen – oder den Tod als Erlösung –, ist doch vor allem das vegetative Leben – z.B. im Koma – systemisch lukrativ. Am Körper kann man verdienen, nur ein toter Mensch ist nichts mehr wert.
Von den anderen Spielwiesen des technologischen Transhumanismus wollen wir hier aus Platzgründen nicht reden: Arzneimittelgesetzänderung, Suppression alternativer Therapien aus dem Katalog kassenärztlicher Leistungen, Durchsetzung von Gentherapien für Menschen etc., in Österreich wie in Deutschland interessanterweise gepuscht von grünen Parteien, die noch vor Kurzem wegen genmodifizierten Tomaten auf die Straße gegangen sind.
Ich nenne den technologischen Transhumanismus, der so schönfärberisch nach einem glücklichen, faltenfreien Leben bis zu 150 Jahren klingt, ab jetzt nur noch "Schwarze Loge" und würde als Frau gerne zwei Bemerkungen dazu machen: Zum einen scheint Human Augmentation für Männer notwendiger zu sein als für Frauen, denn wenn sie ohne BCIs denken könnten, würden sie sich so einen Unsinn nicht ausdenken.