Der Krieg, der Terror und wir

Seite 4: Zäsuren der Geschichte verstehen

Der 11. September 2001 war eine Zäsur in der Weltgeschichte.

So wie der 9. November 1989, an dem Günter Schabowski im DDR-Pressezentrum in der Mohrenstraße 36/37 in Berlin gegenüber Journalisten das Ende der deutschen Teilung bekanntgab.

Oder der 31. August 2021, an dem US-General Kenneth McKenzie Journalisten in einer Videokonferenz erklärte: "Ich bin hier, um die Vollendung unseres Abzugs aus Afghanistan zu verkünden".

Das Rad der Geschichte hat sich weitergedreht und viele sind unter ihm zermahlen worden. Wie kann es also gelingen, die globale Zäsur 2021 derart zu nutzen, dass kein weiteres Massensterben folgt, keine weitere Einschränkung von Freiheiten, seien sie aufgezwungen oder selbst auferlegt?

Diese Fragen müssen heute im Zentrum der Debatte stehen, wenn wir des 11. Septembers 2001 gedenken.

Ein erster Schritt wäre, die Empathie, die den Menschen im World Trade Center völlig zu Recht entgegengebracht wird, die heute wieder medial eingefordert werden wird, weil diese Opfer ins Licht gerückt werden, auch jenen entgegenzubringen, die massenhaft im Dunklen gestorben sind.

Familien etwa, die, wie im irakischen Haditha am 19. November 2005, von US-Soldaten hingerichtet wurden, unter ihnen viele Frauen und Kinder.

400.000 tote Zivilisten als Bilanz des angeblichen Krieges gegen den Terror stehen nicht gegen, sondern neben den 3.000 Opfern der Anschläge vom 11. September.

Ihrer aller sollten gedacht werden. Aber eben das geschieht nicht.

Stattdessen wird die Niederlage des Westens in Afghanistan, mit dem der Bush’sche War on Terror eher kläglich endete, schon wieder genutzt, um eine neue Militarisierung voranzutreiben. Eine EU-Eingreiftruppe. Ein effektiveres Grenzregime an den EU-Außengrenzen und den Abwehrringen davor, etwa an der türkisch-iranischen Grenze.

Die Eskalationsspirale dreht sich zwei Jahrzehnte nach dem 11. September 2001 weiter. Es wird Zeit, die Entwicklung zu hinterfragen, statt der Inszenierung Glauben zu schenken.

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