Der PKW der Zukunft kommt aus China

Auto von BYD. Bild (Febr. 2023): 芯正/CC BY-SA 4.0

China stand in Deutschland über viele Jahre im Ruf, nur deutsche Wertarbeit billig zu kopieren. Die Zeiten haben sich geändert und China zeigt dem Abendland die Rücklichter.

Die Entscheidungen fallen nicht mehr in Deutschland. Das haben die ″Entscheider″ hierzulande immer noch nicht verstanden. Die Folgen der lange gepflegten Überheblichkeit führen jetzt dazu, dass man ganz offensichtlich die Marktentwicklung völlig falsch eingeschätzt hat und dabei von der Politik auch noch unterstützt wurde.

So kommentierte der bayerische Wirtschaftsminister das geplante Neuzulassungsverbot von Verbrennern in der EU noch im Februar diesen Jahres wie folgt:

Das vom EU-Parlament mit rot-grün-linker Mehrheit beschlossene Verbrennerverbot für neue PKW ab 2035 ist ein Anschlag auf den Wirtschaftsraum Europa und wird zur Abwanderung von Produktion und Wertschöpfung in diesem Bereich nach China führen

Hubert Aiwanger

Inzwischen hat Volkswagen mit seinem vorwiegend Verbrenner umfassenden Programm die Marktführerschaft in China an die E-Auto-Marke BYD abgeben müssen. Erwartet wird, dass in zwei bis drei Jahren in China mehr elektrisch angetriebene PKW als Verbrenner verkauft werden.

Auch wenn deutsche Firmen ganz ausgefeilte Verbrenner entwickeln und bauen können, sind diese Fähigkeiten ziemlich nutzlos, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern.

Den deutschen Markt von China abkoppeln?

Die von der Berliner Regierung und Teilen der EU zuletzt vorgebrachte Idee, sich von China abzukoppeln, erscheint gerade bei der E-Mobilität wenig zielführend zu sein, solange man in Europa keine Fertigungskapazitäten für die zur Elektrifizierung benötigten Akkus hat. In Planung befinden sich nur einige wenige Standorte.

In größerem Rahmen gebaut wird derzeit vor allem das Werk des chinesischen Batteriehersteller Contemporary Amperex Technology (CATL) im Industriegebiet Erfurter Kreuz.

Die Zukunft der Batteriezellfertigung in Deutschland wird inzwischen aufgrund der Politik des aktuellen Verkehrsministers und der Stimmung in Deutschland als gefährdet eingeschätzt.

Neben der Verkehrswende rückt auch die Wärmewende in die Gefahrenzone. Von deutschen Beobachtern weitgehend unbemerkt hat sich neben dem E-Mobil-Markt auch der Wärmepumpen-Markt in China geradezu explosiv entwickelt, was in Deutschland erst im Zusammenhang mit dem Verkauf der Klimasparte von Viessmann an den US-Wettbewerber Carrier Global bemerkt wurde.

Ein Vorteil für die Entwicklung des chinesischen Marktes, war wohl auch die Tatsache, dass im Süden des Reiches der Mitte Zentralheizungen lange Zeit verboten waren. Ob die europäische Firmen ihren gesetzlich festgezurrten Vorteil auf Sicht nutzen können, weil hier künftig nur Anlagen mit natürlichen Kältemitteln betrieben werden dürfen, ist bei der Lerngeschwindigkeit chinesischer Unternehmen durchaus fraglich.

China von der technischen Entwicklung abkoppeln?

Der US-amerikanische Festplattenhersteller Seagate, der sich mit dem ebenfalls US-Konzern Western Digital und der japanischen Firma Toshiba den weltweiten Markt für Festplatten (HDD) teilt, darf zwar in China (und Thailand) produzieren, darf jedoch keine Festplatten an den chinesischen Huawei-Konzern liefern.

Weil er das von den USA bestimmte Lieferverbot nicht beachtet hat, musste er eine Strafe von 300 Millionen US-Dollar bezahlen.

Da die Festplattenhersteller schon lange keine 100-prozentige Fertigungstiefe besitzen und das Personal in China über staatliche Stellen vermittelt wird, ist mit ziemlicher Sicherheit davon auszugehen, dass Huawei seinen Bedarf an Festplatten für seine Serverfarmen in absehbarer Zeit auch ohne Seagate decken kann.

Da die USA China auch von der Belieferung mit Chips und der entsprechenden Fertigungstechnik abschneiden wollen, überrascht es kaum, dass das Reich der Mitte im Rahmen von "Made in China 2025" deutlich mehr Start-ups in diesem Bereich finanziert als die USA und es sich bei den Investitionszielen zumeist um Unternehmen in China handelt. Auffällig ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass Investoren aus Taiwan und Japan jeweils kaum auf der eigenen Insel investieren.

Bei den gewaltigen Summen, welche die Volksrepublik China seit Jahren in Zukunftstechniken investiert, besteht eine große Freiheit auch in neue Techniken zu investieren, die möglicherweise am Ende nicht zum Zuge kommen. So versteht man Technologieoffenheit in China.