Deutsch-Französische Freundschaft: Stromexporte so hoch wie nie

Frankreichs Atomkraftwerke sind marode und müssen vom Netz gehen. Ausfallende Strommengen werden aus Deutschland geliefert. Warum das die deutschen Verbraucher belasten kann.

Das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich mag in mancher Hinsicht angespannt sein – bei der Energieversorgung kooperieren beide Länder hervorragend. Im vergangenen Jahr exportierte die Bundesrepublik rund 20,5 Terawattstunden (TWh) in das Nachbarland und erhielt im Gegenzug seit Oktober Erdgas.

Mit den deutschen Exporten sei der Strombedarf von knapp drei Millionen französischen Haushalten gedeckt worden, erklärte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am Samstag. Allerdings seien nur 5,2 TWh aus Frankreich zurückgeflossen, deutlich weniger als in den Vorjahren.

Die Situation in Frankreich macht deutlich: Atomkraftwerke sind kein Garant für eine sichere Energieversorgung. Im vergangenen Jahr fiel zeitweise die Hälfte der Reaktoren aus und produzierte so wenig Strom wie seit 30 Jahren nicht mehr.

Zwölf der neuesten französischen Reaktoren waren 2022 außer Betrieb. Rohrleitungen wiesen durch Korrosion verursachte Risse auf und mussten repariert werden. In einigen Anlagen sind die Arbeiten noch nicht abgeschlossen.

In diesem Jahr werden sechs weitere Reaktoren wegen solcher Risse abgeschaltet. Bei mindestens zehn weiteren Reaktoren stehe eine routinemäßige Sicherheitsüberprüfung an, für die die Anlagen für etwa ein Jahr abgeschaltet würden, berichtete nd-online.de. An weiteren Reaktoren müssten Wartungsarbeiten durchgeführt werden, die zu kürzeren Stillständen führten.

Vor diesem Hintergrund ist auch in diesem Jahr damit zu rechnen, dass Deutschland seinen Nachbarn mit Strom versorgen muss, wenn es nicht zu einem Blackout kommen soll. Dies gilt umso mehr, wenn der Sommer wieder so heiß und trocken wird wie im vergangenen Jahr: Das warme Wasser in den Flüssen erschwert die Kühlung der laufenden Kraftwerke. Zudem darf bei hohen Temperaturen kein aufgeheiztes Kühlwasser in die Flüsse geleitet werden.

Voraussetzung für solche grenzüberschreitenden Stromlieferungen ist ein entsprechender Ausbau der Netze. Er sei auch für die Klimaneutralität entscheidend, betonte IW-Energieexperte Malte Küper.

An Tagen mit wenig Wind und Sonne müssen wir in Deutschland Strom aus dem Ausland zukaufen. Gleichzeitig exportieren wir an guten Tagen überschüssigen Strom aus Wind- und Solaranlagen in unsere Nachbarländer. Die Energiewende braucht also auch die deutsch-französische Freundschaft.

IW-Energieexperte Malte Küper

Allerdings – und das ist die Kehrseite der Medaille – hat der massive Stromexport im vergangenen Jahr auch zu hohen Strompreisen in Deutschland geführt. Um den eigenen Bedarf zu decken und Strom nach Frankreich zu exportieren, mussten die Gaskraftwerke in der Bundesrepublik auch dann laufen, wenn der Gaspreis extrem hoch war. Aufgrund des Merit-Order-Effekts verteuerte sich dadurch der Strom aus allen Quellen erheblich.

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