Deutsch-russischer Meinungskampf: Was steckt hinter Freundschaft Putin-Schröder?
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Putin griff zum Deutschen, um dem Altkanzler beizustehen. Ein strategischer Kniff. Denn die "enge Männerfreundschaft" ist ein deutsches Phänomen. Worum geht's?
Als sich Altkanzler Schröder (SPD) in der Berliner Zeitung zu Russland äußerte, war ein allumfassender Shitstorm bereits vorprogrammiert. Inhaltlich lieferte er nichts, was aus seinem Mund neu gewesen wäre, will Nord Stream reaktivieren, bezeichneten die russische Invasion der Ukraine als "fatale Fehlentscheidung" und negierte eine Bedrohung der Nato durch Russland ("Diese Angst davor, dass die Russen kommen ist absurd").
Gerade mit der letzten Aussage widerspricht Schröder diametral der herrschenden Meinung in der deutschen Politik und Presse. Doch bereits vor der heftigen Abkühlung der deutsch-russischen Beziehungen in den letzten Jahren war Schröder mit solchen Worten kein allzu einflussreicher Fürsprecher der Zusammenarbeit mit Moskau mehr. Zu schnell ging nach seiner aktiven Amtszeit sein fliegender Wechsel in die Führungsebene russischer Staatskonzerne. Nach dem Überfall der Ukraine Anfang 2022 machten Schröders Verflechtungen ihn fast zur Unperson für das deutsche Politestablishment.
Deutsche Medien glauben an tiefe Männerfreundschaft
Dieser Wechsel und gegenseitige Besuche zu Schröders Amtszeit in Hannover und Sotschi brachten dem Altkanzler in Deutschland den Ruf einer engen Männerfreundschaft mit der Symbolfigur im Kreml ein. Doch Putins Freundeskreis wäre groß, wenn man jeden dazu zählen würde, den er nach einer aktiven Amtszeit mit einem guten Nachfolgeposten bedenkt.
Auch die frühere österreichische Außenministerin Karin Kneissl (parteilos, nominiert von FPÖ), eher bekannt für ihren Hofknicks vor Putin als für eine enge Freundschaft, war nach dem Amtszeitende Aufsichtsrätin bei Rosneft und wurde nun Präsidentin eines neu gegründeten Thinktanks in Sankt Petersburg.
Gleiches widerfuhr zahlreichen früheren Politfunktionären aus dem Kreml-Apparat. Putin schätzt Loyalität und belohnt diejenigen, die ihm gegenüber in Amt und Würden loyal waren nach deren Ausscheiden – auch wenn sie eigentlich nicht Teil seiner eigenen Verwaltung gewesen sind.
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Allgemein ist Schröder in Russland selbst nicht als "enger Freund" Putins bekannt. Das russisch-deutsche Politmagazin Russland.direct warnte in einem Beitrag über Putins privates Umfeld davor, Empfänger solcher Zuwendungen gleich als persönliche Freunde Putins zu sehen. In Bezug auf Gerhard Schröder zitiert es den langjährigen Russlandkenner Kai Ehlers, der Schröder für Putin nur "als nützliche Figur, die ihm sympathisch ist" bezeichnet.