Deutschland fehlen 210 Milliarden Euro für Zukunftsinvestitionen

Erfassung der visuellen Auswirkungen der Wirtschaftskrise

(Bild: Gitanna / Shutterstock.com )

Geopolitik, Trumps Wahlsieg und Bruch der Ampel belasten die deutsche Wirtschaft. Firmen halten sich mit Investitionen zurück. Das IW warnt vor den Folgen.

Deutschland befindet sich in einer gefährlichen Investitionskrise. Wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) errechnet hat, investierten Unternehmen und Staat zwischen 2020 und Mitte 2024 rund 210 Milliarden Euro weniger, als nötig wäre, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das entspricht mehr als sechs Prozent der Bruttoanlageinvestitionen in diesem Zeitraum.

"Wenn der Investitionsrückstand nicht schnellstens aufgeholt wird, droht Deutschland international weiter abgehängt zu werden", warnt IW-Konjunkturchef Michael Grömling. Angesichts der großen Herausforderungen wie Demografie, Digitalisierung und Klimaschutz wäre ein hohes Investitionstempo eigentlich notwendig.

Geopolitik und Regierungs-Aus verunsichern Unternehmen

Doch geopolitische Verwerfungen und innenpolitische Instabilität lassen die Unternehmen zögern. Rund 70 der 210 Milliarden Euro Investitionsausfälle entfallen laut IW auf die Pandemiejahre 2020 und 2021. Weitere 100 Milliarden Euro fehlen in den vom Ukraine-Krieg und globaler Unsicherheit geprägten Jahren 2022 und 2023. Im ersten Halbjahr 2024 kommen noch einmal 40 Milliarden Euro an Einnahmeausfällen hinzu.

Der Wahlsieg von US-Präsident Donald Trump und der Bruch der Ampelkoalition haben die Stimmung weiter eingetrübt. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) meldete für November einen unerwartet starken Rückgang seiner Konjunkturerwartungen von 13,1 auf 7,4 Punkte. "Die Konjunkturerwartungen für Deutschland stehen unter dem Eindruck des Trump-Sieges und des Ampel-Aus", sagte ZEW-Präsident Achim Wambach.

Zwar gebe es zum Monatsende auch optimistischere Stimmen, die von Neuwahlen Rückenwind für die Konjunktur erwarten. Doch das Regierungs-Aus und die Unsicherheit über den Wahlausgang wirkten zunächst "wie Betäubungsmittel auf das ohnehin angeschlagene Investitionsklima", so das IW. Auch die Einschätzung der aktuellen Lage hat sich laut ZEW deutlich verschlechtert.

Verheerende Folgen für Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit

Fehlende Investitionen belasten nicht nur die Konjunktur, sondern verringern auch den Kapitalstock und damit das Potenzial für künftiges Wachstum in Deutschland, warnt das IW. Um gegenzusteuern, brauche es eine neue Regierung mit klaren Zielen und verlässlichen Rahmenbedingungen.

"Die Abschaffung des Solidaritätszuschlags wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung", schlägt IW-Ökonom Grömling vor. Das würde die Unternehmen entlasten und ihnen mehr finanziellen Spielraum für Investitionen geben. Andernfalls drohe Deutschland weiter ins Hintertreffen zu geraten.