Droht deutschen Batteriespeichern das Moss-Landing-Schicksal?

Gaskraftwerk Moss Landing und Logo einer brennenden Batterie

Gaskraftwerk Moss Landing. Rechts die Halle mit den Batteriespeichern, in der der Brand ausgebrochen ist. Bild: Sean Bangar Photography / Shutterstock.com / Grafik: TP

Einer der größten Batteriespeicher der Welt ging in Kalifornien in Flammen auf. Deutschland plant ähnliche Anlagen. Doch wie sicher sind die Speicher hierzulande?

Nur wenige Autostunden von San Francisco entfernt geriet kürzlich – ohne Verbindung zu den Waldbränden von Los Angeles – die bis 2024 als größtes Batteriespeicher-Kraftwerk der Welt geltende Anlage "Moss Landing" in Monterey County in Brand. Die Anlage bestand aus drei Ausbaustufen mit einer Gesamtkapazität von 750 MW und einer Gesamtleistung von 3.000 MWh. Sie wurde im vergangenen Jahr von der Anlage Edwards & Sanborn als Nummer eins der Weltrangliste abgelöst.

Zu mindestens 80 Prozent durch das Feuer vernichtet wurde die älteste Ausbaustufe 1 aus dem Jahr 2020. Ein Vertreter von Vistra Energy, dem Betreiber dieses Batteriekraftwerks, hielt Moss 300 (Phase 1) für stark beschädigt, wenn nicht sogar vollständig zerstört.

Das gesamte Betriebsgebäude, die ehemalige Turbinenhalle des Gaskraftwerks Moss Landing, ist jetzt wohl einsturzgefährdet. Ein auf Wasser basierendes Löschsystem in der Anlage hat wohl nicht wie geplant funktioniert, ja ein Notfallplan, wie es ihn bei Unfällen bei traditionellen Kraftwerken gibt, hat wohl nicht existiert.

Die anderen Speicheranlagen von Vistra Energy in Moss Landing sind offensichtlich vom Brand ebenso wenig betroffen wie das Batteriespeicher-Kraftwerk Elkhorn von Pacific Gas and Electric Company (PG&E), das sich ebenfalls auf dem gleichen Kraftwerksgelände befindet. Auch eine benachbarte Batterieanlage von Tesla war nicht von dem Feuer betroffen.

Moss Landing war nicht zuletzt deshalb als Standort für die Batteriespeicheranlage ausgewählt worden, weil sich der Standort in strategischer Nähe zur stromhungrigen Bay Area befindet, die als Herz der IT- und Clean Tech-Industrie in den USA gilt.

Ein weiterer Standortvorteil von Moss Landing war die Tatsache, dass Vistra früher ein Gaskraftwerk an dem Standort betrieb und entsprechend leistungsstarke Übertragungsnetzverbindungen vorhanden waren. Mit der Anlage von Vistra sollte ein Vorzeigeprojekt für das neue Batteriezeitalter präsentiert werden.

Nicht der erste Brand in Moss Landing

Moss Landing wurde schon 2021 von zwei Batteriebränden heimgesucht und war mehrere Monate lang außer Betrieb. Auch bei der Tesla-Batterie im nahe gelegenen Elkhorn kam es im Herbst 2022 zu einem Brand, dieser betraf allerdings nur ein Modulgehäuse und konnte schnell unter Kontrolle gebracht werden.

Das jüngste Feuer auf dem Vistra-Gelände hat aber offenbar weitaus größere Schäden angerichtet als alle vorherigen Brände. In der Anlage wurden keine Containerbehälter als Modulgehäuse verwendet, stattdessen diente die historische Turbinenhalle des ehemaligen Gaskraftwerks als Standort für Reihen von Großbatterien, die von LG Energy Solutions geliefert wurden.

Die Tatsache, dass die Batterien offen nebeneinander standen, hat zwar die Baukosten reduziert, jedoch das Überspringen von einer Zelle zur nächsten begünstigt.

Die Anwohner in der Nähe der Anlage sorgten sich nach dem Brand wegen möglicher Gesundheitsschäden, denn bei brennenden Lithium-Ionen-Batterien entsteht durch die darin enthaltenen Elektrolyte Fluorwasserstoff. Das ist ein giftiges Gas, das die Lungen angreifen kann.

Dass die Sensoren der US-Umweltschutzbehörde EPA keinen Fluorwasserstoff in der Luft rund um die Unglücksstelle gemessen hatten, ist jetzt nur vordergründig eine Entwarnung.

Der bei dem Brand entstandene Qualm sei rasant aufgestiegen. Da sich zahlreiche landwirtschaftlich genutzte Flächen im Umkreis der Batteriespeicheranlage befinden, wird die Belastung durch Fluorwasserstoff möglicherweise erst später in den Feldfrüchten messbar. Dass sich der Batteriespeicher mitten in einem Naturschutzgebiet befindet, ist hinsichtlich einer möglichen Schadstoffbelastung bislang kein Thema.

Ohne sichere Batteriespeicher wird die Energiewende hin zu den Erneuerbaren in den USA jetzt wohl behindert, aber nicht so stark wie durch das Offshore-Windkraftverbot der neuen US-Regierung, welche die Forcierung der fossilen Energieträger auf ihre Fahnen geschrieben hat.

Wie kann Deutschland das Brandrisiko von großen Batteriespeichern reduzieren?

Während für häusliche PV-Batteriespeicher kein Brandrisiko bestehen soll, welches das von anderen elektrischen Haushaltsgeräten übersteigen soll, sieht man in den großen Batteriespeicher-Kraftwerken durchaus ein Risikopotenzial.

Nach Aussagen des Bundesverbandes Energiespeicher Systeme (BVES) in Berlin hat man sich hierzulande mit allen Beteiligten, die von einem Brand eines Batterie-Großspeicherkraftwerks betroffen sein könnten (bis hin zur regionalen Feuerwehr) schon vor Jahren zusammengesetzt und einen "Leitfaden zum vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz für Li-Ionen Großspeichersysteme" erstellt.

Die in Deutschland geplanten Batteriespeicher-Anlagen erreichen inzwischen ebenfalls die Größe von mehreren Hundert Megawatt. So plant Vattenfall bei Geesthacht einen 400-MW-Batteriespeicher.

Wie am ehemaligen Gaskraftwerk-Standort Moss Landing sind am ehemaligen Atomkraftwerk Krümmel die nötigen Infrastrukturvoraussetzungen gegeben. Es gibt dort für einen Kraftwerksbetrieb gesicherte Flächen und einen leistungsstarken Netzanschluss. Für diesen Batteriespeicher rechnet Vattenfall mit einem Investitionsvolumen in dreistelliger Millionenhöhe und mit dem Abschluss des Genehmigungsverfahrens für das Jahr 2026.

Da das Baurecht im föderal strukturierten Umfeld grundsätzlich Ländersache ist, sind hierzulande die jeweiligen Landesbauordnungen und die landesbaurechtlich eingeführten Regelungen maßgeblich. Verantwortlich für die Einhaltung der Vorschriften sind sowohl der Bauherr als auch der Betreiber der Anlage.