Dumm, dümmer, Merz

Seite 2: Dummheit oder Kalkül?

Kein Wunder, dass die allerersten, die laut aufheulten, die Wahlkämpfer aus Hessen und Bayern waren. Nichts können sie weniger gebrauchen als eine Debatte darüber, wie offen nach rechts die CDU ist.

Viele fragten sich, ob es sich bei der Bemerkung um eine Panne oder um eine bewusste Grenzüberschreitung gehandelt hat, um Dummheit oder um Kalkül? Im ersteren Fall gilt die Frage: Wie kann man nur so dumm sein?

Wenn es aber Taktik war, dann war sie infam. Sie liefert nicht nur der AfD Schlagzeilen für deren Parteitag, sie ist auch ein weiterer Baustein des derzeitigen Rechtsrucks der CDU.

In den letzten Wochen erklärte Merz die Grünen, CDU-Koalitionspartner in mehreren Bundesländern, zum "Hauptgegner", der Parlamentarische Geschäftsführer Thorsten Frei schlug vor, das bisherige Asylrecht abzuschaffen, der neue Generalsekretär und Energielobbyist Carsten Linnemann forderte Schnellurteile gegen Berliner Schwimmbad-Randalierer.

Der Schatten der AfD legt sich über die CDU

All das zeigt: Der Schatten der AFD legt sich über die CDU. Der Ampel mag es gerade schlecht gehen, aber der Opposition geht es noch viel schlechter. Auch die Unionssympathisanten beginnen zu begreifen, dass Olaf Scholz nichts Besseres passieren kann, als dass der CDU-Chef auch Kanzlerkandidat wird.

Man hat es schon immer geahnt: Friedrich Merz ist nicht nur jemand, der an seinem eigenen Ehrgeiz scheitert, er ist auch einfach nicht besonders intelligent. Er denkt weder strategisch noch taktisch, sondern situationistisch. Er ist überempfindlich, wie auch ein rechter Kommentator wie Jan Fleischhauer in dieser Woche schrieb.

Ihm unterlaufen sowohl rhetorische Fehler als auch sachliche, ihm fehlt es an politischem Instinkt und an Stil. Die Mehrheit der Deutschen wird so einen letztlich nicht als Kanzler wollen.