Ein Großteil der Welt steht ambivalent zum Ukrainekrieg. Und das zu Recht

Seite 3: Asien, Afrika und arabische Staaten sehen globale Ordnung in Zerfall

In Asien, Afrika und der arabischen Welt verstärkt sich das untrügliche Gefühl ab, dass Europa mit Blick auf die Ukraine in eine Katastrophe gezogen wird und dass die internationale Ordnung selbst im Zerfall begriffen ist. Während sich westliche Nationen kopfüber in die Krise stürzen, sind Länder im Nahen Osten, im asiatisch-pazifischen Raum und Afrika damit befasst, die Auswirkungen für ihre eigenen Völker ebenso abzuschätzen wie das Schicksal, das eine deglobalisierte Zukunft für sie bereithält.

Während die westliche Einheit in der Ukraine-Frage auf den ersten Blick als ein Zeichen der Stärke daherkommt, sieht die übrige Welt darin eine tiefgreifende Selbstsabotage, die in den kommenden Jahren durchaus zu kontinentalem Chaos führen kann; den US-amerikanischen Rückzug als führende Ordnungsmacht nach dem Zweiten Weltkrieg eingeschlossen.

Die zehn größten Städte der Ukraine (21 Bilder)

Viele Beobachter im Globalen Süden sehen die Russland-Sanktionen und ihre unvermeidlichen zerstörerischen Auswirkungen in Europa als Teil des seit Langem diskutierten US-amerikanischen Perspektivwechsels nach Asien. Jeder versucht derzeit abzuschätzen, wie diese neue globale Dynamik aussehen wird und man selbst seine Rolle darin definieren kann.

Es wird davon gesprochen, die Blockfreien-Bewegung aus der Zeit des Kalten Krieges wiederzubeleben, die um Bewusstsein der Entwicklungsländer nach wie vor präsent ist. Länder vom Golf bis hin in den Fernen Osten gehen aber auch davon aus, dass sie ohne westliche Hegemonie für sich selbst sorgen und neue wirtschaftliche wie politische Allianzen knüpfen müssen.

Der Krieg in der Ukraine ist für viele Akteure im Globalen Süden ein Wendepunkt, und sie haben mehr denn je das Gefühl, dass sie ihre Freunde sorgfältig auswählen müssen. Damit werden sie Recht behalten.