Ein Moskauer Reichstagsbrand?
Kreml-Angriff als False-Flag-Aktion? Diese These käme Moskau gar gelegen. Es gibt andere, schlüssigere Erklärungen. Ein Gastkommentar.
Viele halten den Drohnenangriff auf den Kreml für eine moderne Spielart des Reichstagsbrandes, also eine russische False-Flag-Aktion, die eine künftige Aggression des Kremls rechtfertigen soll: die Ermordung von Wolodymyr Selenskyj etwa, ein Massaker an ukrainischen Zivilisten oder den Einsatz von Atomwaffen.
Ich glaube das nicht. Denn der Angriff auf den Kreml hat erstens die Stärke der Ukraine gezeigt – nicht der Nato, sondern der Ukraine selbst, was Putin keineswegs zugeben will.
Zweitens hat er gezeigt, dass Russland keine hinreichende Luftabwehr hat. Hätten russische Akteure diese Aktion also selbst zu verantworten, dann wäre das so, als habe Moskau die Landung von Matthias Rust in einem Kleinflugzeug auf dem Roten Platz selbst arrangiert.
Was mögliche Vergeltungsschläge des Kremls angeht, so haben sie bereits jedwede in ihrer Macht stehende Barbarei verübt.
Sie haben Zivilisten bombardiert und Kraftwerke zerstört. Ob sie versucht haben, Selenskyj zu ermorden, weiß ich nicht. Aber ich vermute, sie haben es getan haben. Und Sie haben versagt.
Der bisherige Verzicht auf den Einsatz von Atomwaffen ist im Übrigen kein Zeichen des Humanismus des Kremls – der ja betont, man sei mit der Geduld nun am Ende. Dieser Verzicht hängt mit anderen Faktoren zusammen: Angst vor einer Reaktion des Westens; dem Zweifel, ob die Atomwaffe effektiv ist und ob der Einsatzbefehl nicht vielleicht sogar verweigert würde.
Sie hätten diese Waffen zudem schon längst einsetzen können. Sicher ist derzeit nur, dass sie etwas Schreckliches unternehmen werden. Das würden sie aber ohnehin tun.
Der Drohnenangriff wird die Lage also kaum verschlimmern. Er kann sie aber verbessern.
Dieser Kommentar erscheint in Kooperation mit dem Online-Portal EchoFM.
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