Elterngeld-Streichung betrifft rund 310.000 Paare – zumindest theoretisch

Besserverdienende sollen ab 2024 keinen Anspruch mehr haben. Ab 2025 liegt die Grenze bei 175.000 Euro vor Steuern. Warum die Zahl Betroffener real geringer sein dürfte.

Paare, die gemeinsam vor Steuern mehr als 175.000 Euro verdienen, haben ab 2025 keinen Anspruch auf Elterngeld mehr. Dies hat die Ampel-Koalition vergangene Woche beschlossen.

Nicht durchsetzen konnte sich das Bundesfamilienministerium unter Lisa Paus (Grüne) mit dem Vorschlag, die Grenze bei 150.000 Euro zu ziehen.

Die Regierungsfraktionen hatten diesen Plan bei ihren Haushaltsberatungen in der vergangenen Woche etwas abgeschwächt: 2024 liegt die Grenze sogar erst ab einem Vor-Steuer-Einkommen von 200.000 Euro, im Jahr 2025 soll sie auf 175.000 Euro sinken.

Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) auf Basis des sozio-ökonomischen Panels (SOEP) sind aber immer noch rund 310.000 Paare betroffen – zumindest potenziell.

Allein im kommenden Jahr sind es demnach 200.000 Paare unter 50 Jahren, die Hälfte von ihnen hat noch kein Kind. Im Jahr 2025, wenn die Grenze auf ihr endgültiges Niveau sinkt, verlieren weitere 110.000 Paare ihren Anspruch.

Unter dem Strich seien demnach 310.000 Paare betroffen, die vom Elterngeld potenziell ausgeschlossen wären, teilt das IW mit. Laut dem ursprünglichen Vorschlag der Familienministerin wären es 435.000 Paare gewesen.

In dieser Altersgruppe ist die Wahrscheinlichkeit gering

In die IW-Berechnungen auf Basis des sozio-ökonomischen Panels (SOEP) wurden demnach auch besserverdienende Paare der Altersgruppe knapp unter 50 Jahre einbezogen, die noch kein Kind haben. Manche dürften dies bereits nicht mehr planen oder wissen schon länger, dass sie keinen Nachwuchs wollen.

Bei der Geburt ihres ersten Kindes waren Frauen in Deutschland zuletzt im Durchschnitt 30,2 Jahre alt. Im Alter von 40 bis 45 Jahren werden statistisch gesehen nur noch zwei bis sieben von 100 Frauen schwanger. Nach dem 45. Lebensjahr sind die Rate sogar auf 0,2 Prozent, wenn nicht reproduktionsmedizinisch nachgeholfen wird.

Der IW-Ökonom Wido Geis-Thöne spricht dennoch von einem "fatalen Signal an die Mittelschicht". Der Grundgedanke des Elterngeldes sei es, einen Schonraum für Eltern im ersten Lebensjahr ihres Kindes zu schaffen – unabhängig vom Einkommen. "175.000 Euro sind in Zukunft auch für ein Akademikerpaar ohne Spitzenpositionen schnell erreicht", gibt Geis-Thöne zu bedenken.

Zugleich sieht er den Nutzen nicht: "Kurzfristig dürfte die Politik wegen des Stufenmodells ihr Einsparungsziel nicht erreichen können."

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