Energieanlagen als Friedenspfand? Selenskyj widerspricht Deal-Details

Trump und Selenskyj haben am Mittwoch telefoniert
(Bild: Joshua Sukoff/Shutterstock.com)
Trump schlägt US-Kontrolle über ukrainische Kraftwerke vor. Selenskyj widerspricht. Beide Seiten einigen sich auf einen Teilverzicht auf Infrastrukturangriffe.
Nach seinem Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin hat US-Präsident Donald Trump am Mittwoch ein einstündiges Gespräch mit dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj geführt.
Wie Trump im Anschluss auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social mitteilte, sei das Ziel gewesen, die Wünsche und Bedürfnisse der Ukraine und Russlands für eine Waffenruhe in Einklang zu bringen.
Es war das erste offizielle Gespräch der beiden Staatschefs, nachdem Trump und sein Vizepräsident JD Vance Selenskyj Ende Februar bei dessen Besuch im Weißen Haus vor laufenden Kameras gedemütigt hatten.
USA könnten Kraftwerke übernehmen
Laut Mitteilung des Weißen Hauses schlug Trump seinem ukrainischen Amtskollegen vor, dass die USA die ukrainischen Energieanlagen übernehmen könnten, um deren Sicherheit zu gewährleisten. "Amerikanisches Eigentum an diesen Anlagen könnte der beste Schutz für diese Infrastruktur sein", sagte Trump demnach.
US-Außenminister Marco Rubio und der Nationale Sicherheitsberater Mike Waltz erklärten in einer Stellungnahme, der US-Präsident habe darüber gesprochen, "dass die Vereinigten Staaten beim Betrieb dieser Anlagen mit ihrem Fachwissen in den Bereichen Elektrizität und Energieversorgung sehr hilfreich sein könnten".
Selenskyj widersprach später jedoch Teilen der Darstellung. Gegenüber der Financial Times sagte er, es sei nur über das von Russland besetzte Atomkraftwerk Saporischschja gesprochen worden, nicht über alle vier ukrainischen AKWs. Kiew kontrolliert derzeit die drei anderen Kernkraftwerke des Landes.
Einigung auf Teilverzicht bei Infrastrukturangriffen
Bei dem Telefonat einigten sich Trump und Selenskyj darauf, dass beide Seiten 30 Tage lang auf Angriffe auf die Energie-Infrastruktur verzichten. Putin hatte dies bereits bei seinem Gespräch mit Trump am Vortag in Aussicht gestellt, eine vollständige Waffenruhe aber abgelehnt.
Selenskyj zeigte sich nach dem Telefonat mit Trump positiv. Er glaube, dass "unter amerikanischer Führung an anhaltender Frieden in diesem Jahr erreicht werden kann", schrieb er auf der Plattform X.
Damit zeigte sich die ukranische Seite optimistischer als Teile ihrer Unterstützer. Verteidigungsminister Boris Postorius (SPD) tat gestern noch die zwischen Trump und Putin erzielten Vereinbarungen lapidar als "Nullnummer" ab.
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Weitere Verhandlungen geplant
Selenskyj kündigte an, die Verhandlungen über eine Waffenruhe würden fortgesetzt. In den kommenden Tagen solle es weitere Treffen zwischen US-amerikanischen und ukrainischen Vertretern in Saudi-Arabien geben.
Am Mittwoch tauschten die Ukraine und Russland zudem 372 Kriegsgefangene aus. Der Gefangenenaustausch wurde laut Selenskyj von den Vereinigten Arabischen Emiraten vermittelt. Die Ukraine sprach von einem der größten Gefangenenaustausche seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022.
Kremlsprecher Dmitri Peskow kündigte heute ebenfalls die Fortsetzung der Friedensgespräche an. Das nächste Treffen solle kommende Woche im saudi-arabischen Jeddah stattfinden. Zudem wird Selenskyj heute in Brüssel auf die europäischen Staatschefs treffen.