Film "Rebel": Islamischer Staat, Terror und Widerstand als Musical

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Antikolonialer Widerstand ist das nicht. Islamisten im Action-Thriller des Regie-Duos Adil El Arbi und Bilall Fallah.

Die beiden Brüder kommen aus einem Viertel, das traurige Berühmtheit erlangt hat: Molenbeck in Brüssel. Es wurde berühmt dadurch, dass die Attentäter vom Bataclan-Attentat 2015 aus diesem Viertel stammten.

Der Film, der als Action-Thriller und Drama bezeichnet wird, kann man eigentlich gar nicht anders beschreiben als ein Dschihad-Musical.

Denn "Rebel", vom belgischen Regie-Duo Adil El Arbi und Bilall Fallah (zuvor erfolgreich in Hollywood mit "Bad Boys for Life" mit Will Smith) ist eine sehr schräge und gewöhnungsbedürftige, aber durchaus auch sehr interessante Mischung und der Film ist auf seine Art authentisch in der Musik, die teilweise Hip-Hop mit anderen orientalisch eingefärbten Songs mischt und so seine Geschichte erzählt.

Obwohl der Rapper Kamal Wasaki seinen 12-jährigen Bruder Nassim noch mit einem Klaps auf den Kopf vor allerlei irdischen Verlockungen warnt, lebt Kamal selbst am Rande des Gesetzes. Eines Tages erwischt ihn die Polizei beim Drogenhandel, und weil er sich selbst nicht verzeihen kann, haut er ab und lässt den Bruder und die alleinerziehende Mutter Leila zurück.

Flucht nach Syrien

Seine Entscheidung ist radikal: Kamal will den "muslimischen Brüdern" im Nahen Osten helfen, und so geht er nach Syrien und hofft dort Vergebung zu finden. Doch der unaufhörliche Terror zwischen den kämpfenden Parteien desillusioniert ihn bald. Zugleich wird seine Lage immer schwieriger, weil sich seine Miliz dem Islamischen Staat (IS) anschließt.

An der Brüsseler Heimatfront läuft derweil auch für den kleinen Bruder einiges schief. Aufgrund eines Online-Videos, in dem Bruder Kamal als IS-Kämpfer zu sehen ist, wird der junge Nassim gemobbt und zugleich von falschen Freunden gelobt. Das bringt den unruhigen Jungen so sehr aus der Fassung, dass er gegen seine Umgebung rebelliert. Nassim will vor allem seinen großen Bruder wiedersehen.

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Sehr deutlich wird bei dieser Art der Rekrutierung durch die Islamisten, dass dies alles vor allem ein Geschäft ist – es wird überhaupt dargestellt, dass alles das, was wir als Ideologie und antikolonialen Widerstand sehen und für irgendwie authentisch halten, als einen Aufstand vermeintlich unterdrückter Muslime einschätzen, vor allem den ökonomischen Zielen mafiaähnlicher Banden gehorcht.

Das aber auch gar nichts mit Ideologie zu tun und nichts mit Unterdrückung, vielmehr werden Ideologien und Unterdrückungserfahrungen benutzt.

Spektakelkino

Zugleich ist "Rebel" kein Dokumentarfilm, sondern Unterhaltungskino, das auf sehr starke Bilder setzt. Die Geschichte wird sehr straight und sehr kurzweilig erzählt – ganz klar Unterhaltung.

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Die Moralwächter werden auch hier bestimmt auf den Plan gerufen werden, weil dies ohne Frage Spektakelkino ist. Wenn auch mit einer moralischen Botschaft, wie es sie das Spektakelkino öfters hat, als man es wahrhaben möchte.

Jeder hat seine Gründe und so dominieren die moralischen Schattierungen. Nicht jedes IS-Mitglied ist der wiedergeborene Teufel.

Im Wesentlichen erzählt "Rebel" von Jungen, die schlechte Entscheidungen treffen und von ihren jugendlichen Verstrickungen in den Abgrund gezogen werden. Sie geraten dann in einen hochkomplexen geopolitischen Sturm und ziehen ihre Familie in das Auge des Hurrikans.

Kamals kleiner Bruder wird ihn erlösen, aber nicht so, wie es das Publikum gerne sehen würde.