Finanzmärkte fordern von der Ukraine Wiederaufnahme von Zinszahlungen
Die Ukraine steht unter finanziellem Druck. Private Gläubiger fordern, dass wieder Zinsen auf Kredite gezahlt werden. Kommt es zum Zahlungsausfall?
Die Finanzmärkte verlieren die Geduld mit der Ukraine. Große ausländische Anleihegläubiger, darunter BlackRock und Pimco, drängen darauf, dass Kiew ab dem kommenden Jahr wieder Zinsen auf seine Schulden zahlt. Das berichtet das Wall Street Journal (WSJ) unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen.
Das Moratorium für die Ukraine endet
Mit Beginn des Krieges in der Ukraine hatten die ausländischen Gläubiger dem Land ein Moratorium gewährt: Die Regierung in Kiew durfte die Zinszahlungen für zwei Jahre aussetzen. Damals gingen sie davon aus, dass der Krieg schneller enden würde.
Doch jetzt, wo kein Ende der Kampfhandlungen absehbar ist, drängen sie darauf, dass ab nächstem Jahr wieder Zinsen gezahlt werden. Im Gegenzug bieten sie an, einen Teil der ausstehenden Schulden zu erlassen.
Bedenken der westlichen Verbündeten
Die USA und andere westliche Verbündete der Ukraine sind jedoch besorgt, dass Steuergelder, die als Finanzhilfe in die Ukraine gepumpt werden, letztlich privaten Gläubigern zugutekommen könnten. Diese erwarten Zinszahlungen von 500 Millionen US-Dollar im Jahr.
Sie selbst hatten vereinbart, dass die Ukraine erst ab 2027 Zinsen für Kredite im Umfang von rund vier Milliarden US-Dollar zahlen muss. Nun befürchten sie, dass die privaten Gläubiger vor ihnen bedient werden.
Sollten sie jetzt eine Einigung der privaten Gläubiger mit Kiew blockieren, könnte die Ukraine bereits Ende August zahlungsunfähig sein. Weitere Kredite könnte die Ukraine dann nur noch zu ungünstigen Konditionen auf den Finanzmärkten aufnehmen.
Ukrainische Anleihen sinken im Wert
Schon jetzt reißen ukrainische Anleihen in den Portfolios privater Gläubiger große Löcher. Dem Bericht zufolge werden die Anleihen nur noch mit 25 bis 35 Cent pro Dollar gehandelt. Das bedeutet Verluste von bis zu 15 Milliarden Dollar.
Um nicht noch größere Verluste zu erleiden, wollen sich die Finanzkonzerne an den eingefrorenen russischen Guthaben bedienen. Sie haben vorgeschlagen, einen Teil dieser Gelder zur Schuldentilgung zu verwenden. Bislang konnten sie sich mit den G-7-Staaten jedoch nicht einigen.
Insgesamt herrscht aber noch Zuversicht, dass sich die Finanzen der Ukraine wieder stabilisieren werden. Allerdings gehen die G-7-Staaten davon aus, dass erst 2027 wieder ein regulärer Finanzplan aufgestellt werden kann. Sollte der Krieg länger dauern, müssten die Kreditgeber ihr Geld wohl abschreiben.