Fleischersatz unter der Lupe: Wie gesund ist die vegane Alternative wirklich?

Vegane Ernährung: Verbraucher wählt pflanzliche Burger-Patties im Supermarkt

Industriell hergestellte Fleischersatzprodukte wie diese Burger-Pattys können trotz pflanzlicher Basis gesundheitliche Risiken bergen.

(Bild: Chay_Tee / Shutterstock.com )

Vegane Ersatzprodukte boomen. Doch sind sie wirklich gesünder als Fleisch? Eine Studie zeigt überraschende Ergebnisse. Was steckt hinter dem grünen Image?

Wer glaubt, mit einer veganen Ernährung nicht nur der Massentierhaltung entgegenzuwirken, sondern auch seiner Gesundheit etwas Gutes zu tun und dabei noch fleischlose Gaumenfreuden genießen zu können, könnte sich in der Realität getäuscht haben.

Der Boom der veganen Fleischalternativen: Was Verbraucher wissen sollten

Damit die Fleischersatzprodukte in Geschmack und Textur ihren Vorbildern möglichst nahekommen, muss ein Hersteller viele Zusatzstoffe verwenden. Hinzu kommen weitere Zusatzstoffe, die für eine industrielle Herstellung notwendig sind.

Pflanzliche Fleischalternativen wie vegane Burger-Pattys, Nuggets, Käse und Schnitzel werden immer beliebter und sind mittlerweile in vielen Supermärkten zu finden. Viele Menschen glauben, dass der Verzehr dieser pflanzlichen Lebensmittel grundsätzlich gesund ist.

Doch sie könnten einem großen Irrtum unterliegen. Denn nur weil die Verpackung viel Grün enthält, ist der Inhalt noch lange nicht natürlich und gesund. Wie bei entsprechend hoch verarbeiteten tierischen Lebensmitteln können auch stark verarbeitete pflanzliche Lebensmittel der Gesundheit schaden und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vorzeitigen Tod erhöhen.

Vegane Fleischersatzprodukte bieten der Industrie zwei große Vorteile. Erstens sind die pflanzlichen Rohstoffe aus der landwirtschaftlichen Massenproduktion in der Regel deutlich billiger als tierische Rohstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau. Und zweitens finden vegane Produkte in der Regel einen Käuferkreis, der bereit und in der Lage ist, einen deutlich höheren Preis für diese Produkte zu bezahlen.

Wissenschaftliche Erkenntnisse: Wie gesund ist die vegane Ernährung wirklich?

Eine Studie, die in der Fachzeitschrift The Lancet Regional Health Europe veröffentlicht wurde, hat gezeigt, dass stark verarbeitete Lebensmittel der Gesundheit der Verbraucher schaden, unabhängig davon, ob sie vegan sind oder nicht. Wie bei allen stark verarbeiteten Lebensmitteln hängen die Gesundheitsrisiken von den spezifischen Inhaltsstoffen ab, und hier enthalten industriell hergestellte vegane Produkte mehr Inhaltsstoffe als traditionell handwerklich hergestellte Fleischprodukte.

Hintergrund der Studie war die Tatsache, dass bisher umfassende Forschungsergebnisse zur Rolle von hochverarbeiteten Lebensmitteln (UPF – ultra-processed foods) aus pflanzlichen Rohstoffen und deren Auswirkungen auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen fehlten. Ziel der Studie war es, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Zusammenhang mit Lebensmitteln, pflanzlichen und tierischen Ursprungs sowie verschiedenen Kategorien der Lebensmittelverarbeitung zu untersuchen.

Die Studie wurde an einer großen Kohorte britischer Erwachsener durchgeführt. Es wurden Daten von Teilnehmern der UK Biobank (40–69 Jahre) verwendet, die zwischen 2009 und 2012 mindestens zwei 24-Stunden-Ernährungstagebücher ausgefüllt hatten. Die Daten wurden anschließend mit Krankenhaus- und Mortalitätsdaten verknüpft.

Die jeweiligen Lebensmittelgruppen wurden entweder als pflanzlich oder nicht-pflanzlich/tierisch klassifiziert. Diese Gruppen wurden weiter in nicht-UPF und UPF unterteilt.

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass jeder Anstieg des Verzehrs von pflanzlichen Lebensmitteln ohne UPF um zehn Prozentpunkte mit einem um sieben Prozent geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einem um dreizehn Prozent geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-bedingte Todesfälle verbunden war. Umgekehrt war der Verzehr von pflanzlichen UPF mit einem um fünf Prozent erhöhten Risiko und einer um zwölf Prozent erhöhten Sterblichkeit verbunden.

Der Verzehr aller pflanzlichen Lebensmittel war mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Mortalität verbunden, und es wurde kein Zusammenhang zwischen dem Verzehr aller pflanzlichen Lebensmittel und der Inzidenz und Mortalität von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beobachtet.

Vegane Ernährung oder Fleischkonsum: Ein kritischer Vergleich

Stark verarbeitete pflanzliche Lebensmittel sind deshalb nicht gesünder als ihre tierischen Pendants, weil stark verarbeitete Lebensmittel wie Fertiggerichte und Fleischersatzprodukte viele industrielle Prozesse durchlaufen, die ihre Nährstoffe verändern können. Dies gilt sowohl für pflanzliche als auch für tierische Produkte.

Hochverarbeitete pflanzliche Lebensmittel werden in der Industrie durch mehrere Verarbeitungsschritte stark verändert. Diese Produkte enthalten oft hohe Mengen an Fett, Zucker, Salz und Geschmacksverstärkern.

Ersatzprodukte enthalten in der Regel nur geringe Mengen natürlicher Zutaten und werden mit Farbstoffen, Aromen, Emulgatoren und anderen Zusatzstoffen angereichert, um Geschmack und Aussehen tierischer Produkte zu simulieren.

Tipp für eine gesunde vegane Ernährung: Selbst kochen statt Fertigprodukte

Lebensmittel wirken sich nicht nur durch ihre Nährstoffzusammensetzung auf die Gesundheit aus, sondern vor allem durch die Art und Weise, wie sie zubereitet, kombiniert und als Mahlzeit verzehrt werden. Dies spielt offensichtlich eine wichtige Rolle für die gesundheitlichen Auswirkungen der verzehrten Lebensmittel.

Als positives Ergebnis zeigt die Studie, dass eine Erhöhung des Anteils an unverarbeiteten pflanzlichen Lebensmitteln um zehn Prozent das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um sieben Prozent senkt. Wer also Fertigprodukte wie Tütensuppen im Regal stehen lässt und Salat, Tomatensuppe oder vegetarisches Curry selbst zubereitet, tut nicht nur etwas für seinen Geschmack, sondern auch für seine Gesundheit.