Fleischkonsum stark rückläufig: Wird Pflanzenfressen das "neue Normal"?

Auslaufmodell Fleischtheke? Wohl noch nicht ganz. Symbolbild: Speedy McVroom auf Pixabay (Public Domain)

Ein Kilo pro Woche als Rekordtief: Trotz eindeutigen Trends liegt der Fleischkonsum noch deutlich über dem, was ernährungsmedizinisch empfohlen wird. Wandel teils freiwillig, teils durch hohe Preise.

Deutsche essen im Durchschnitt "nur" noch ein Kilo Fleisch pro Woche – und das gilt als historischer Tiefstand seit Beginn der statistischen Berechnung. Letztere begann allerdings erst 1989. Im Jahr 2022 ging der Fleischkonsum nach Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) vom Montag besonders stark zurück und sank um rund 4,2 Kilogramm auf 52 Kilogramm. Im Zehn-Jahres-Vergleich sei der Pro-Kopf-Verzehr sogar um fast neun Kilo gesunken – 2012 lag er bei 60.9 Kilogramm.

Das "Rekordtief" im vergangenen Jahr mag auch mit den Preissteigerungen für tierische Produkte zu tun haben, einen Trend zu mehr pflanzenbasierten Lebensmitteln gab es allerdings schon vorher.

Fleischskandal womöglich "Booster" für den Veggie-Trend

2021 ernährten sich laut Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft rund zehn Prozent der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren vegetarisch und zwei Prozent vegan.

Einen "Booster" hatte diese Entwicklung wohl durch den Fleischskandal bei der Firma Tönnies im Vorjahr und die breite Berichterstattung darüber erhalten. Hierbei war nicht nur Tierquälerei thematisiert worden, sondern auch die Arbeitsbedingungen der Menschen in der Billigfleisch-Branche.

Laut einer Studie der Organisation Good Food Institute Europe (GFI) wächst der Markt für pflanzliche Fleisch- und Milchalternativen weiterhin stark.

Allerdings sind fertige vegetarische oder vegane Fleischersatzprodukte nicht immer die beste Wahl. Eine gesunde Ernährung sei zwar "tendenziell eher vegetarisch", meint "Ernährungs-Doc" Jörn Klasen, Facharzt für Innere Medizin und Buchautor. Wichtig sei aber auch eine möglichst frische Zubereitung, stellt er klar.

Vegane Ernährung nicht ohne Vitamin-B-12-Präparate empfohlen

Und: Während eine vegetarische Ernährung – also kein Fleisch, aber Ei- und Milchprodukte – auch "pur" funktioniert, müssten Veganer zumindest Vitamin B-12-Präparate zusätzlich einnehmen, betont unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Vitamin-B-12-Mangel kann allerdings auch bei Fleischessern auftreten, die es gut durchgebraten mögen und Rohmilchprodukte meiden, denn das Vitamin ist hitzeempfindlich.

Im reinen Fleischverzicht sieht die DGE kein gesundheitliches Problem. Erwachsenen empfiehlt sie, nicht mehr als 600 Gramm Fleisch pro Woche zu verzehren – also rund 400 Gramm weniger, als zur Zeit noch statistisch "normal" ist. Hinzu kommt, dass bei der Berechnung des Durchschnittswerts auch das Essverhalten von Veganerinnen und Vegetariern eingeflossen ist. Überzeugte Fleischkonsumenten dürften also zum Teil deutlich mehr als ein Kilo pro Woche verzehren.