Flüchtlings-Apartheid: Warum die EU Ukrainer schützt und Syrer abwehrt

Ukrainische Flüchtlinge an der Grenze. Bild: manhhai / CC BY 2.0

Westliche Staaten stecken dunkelhäutige, muslimische Asylbewerber in Gefängnislager, lassen sie auf den Meeren ertrinken. Ukrainer werden hingegen willkommen geheißen. Über gute und schlechte Flüchtlinge – und was daraus folgt.

Fast jeder würde zustimmen, dass Krieg schrecklich ist und friedliche Länder ihr Bestes tun sollten, um den Opfern zu helfen. Die weit verbreitete Bereitschaft, fliehende Ukrainer aufzunehmen, nachdem der russische Präsident Wladimir Putin im vergangenen Februar in ihr Land einmarschiert war, ist ein ermutigendes Beispiel für solche Hilfe.

Doch hinter diesem Altruismus verbirgt sich eine hässliche Wahrheit: Die meisten Länder, die die Ukrainer aufnehmen, verfolgen gleichzeitig ebenso verzweifelte Flüchtlinge aus anderen Ländern.

Eine solche ungleiche Barmherzigkeit würde nicht überraschen, wenn sie aus Ländern wie den Nachbarländern der Ukraine, Ungarn und Polen, käme, die von nationalistischen Parteien kontrolliert werden, die selten jemanden aufgenommen haben, der nicht weiß und christlich ist.

Helen Benedict ist Professorin für Journalismus an der Columbia University, Journalistin und Autorin von 13 Büchern.

Dasselbe geschieht jedoch in Westeuropa, in Großbritannien, Australien und in den Vereinigten Staaten, also in genau den Demokratien, die geschworen haben, diejenigen zu schützen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen, und die, im Fall Amerika, diese Menschen manchmal überhaupt erst zu Flüchtlingen gemacht haben. Allein der globale "Krieg gegen den Terror" hat seit dem US-Einmarsch in Afghanistan im Jahr 2001 schätzungsweise 37 Millionen Menschen vertrieben.

Eines der schlimmsten Beispiele für diese ungleiche Barmherzigkeit findet in Griechenland statt, einem wichtigen Zugang nach Westeuropa für alle, die aus dem Nahen Osten oder Afrika fliehen. Zwischen Februar und Mitte April dieses Jahres gelangten etwa 21.000 Ukrainer nach Griechenland – mehr in drei Monaten als die Gesamtzahl der Asylbewerber, die im gesamten Jahr 2021 ins Land kamen.

Dort wurde den Ukrainern sofort ein vorübergehender Schutzstatus zuerkannt, der ihnen Zugang zu medizinischer Versorgung und Arbeitsplätzen, subventionierten Unterkünften und Lebensmittelzuschüssen, Schulbildung für ihre Kinder und Griechisch-Unterricht für Erwachsene ermöglichte.

Das ist ein bewundernswertes Beispiel dafür, wie alle Menschen, die vor Gefahr und Krieg fliehen, willkommen geheißen werden sollten. Aber ich besuche Griechenland nun schon seit Jahren, um für mein neues Buch "Map of Hope and Sorrow: Stories of Refugees Trapped in Greece" zu recherchieren, und ich kenne viele Flüchtlinge, die dort keine solche Großzügigkeit erfahren haben. Die meisten sind Syrer, Afghanen oder Iraker, aber einige sind Kurden oder Palästinenser, andere kommen aus afrikanischen Ländern wie Kamerun, Eritrea, Gambia, Nigeria, Sierra Leone, Somalia und der Republik Kongo.

Auch sie sind vor Krieg, Gewalt und anderen Formen der Verfolgung geflohen. Genau wie die Ukrainer sind auch die Syrer vor Putins Bomben geflohen, als dieser dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad half, an der Macht zu bleiben. Doch im Gegensatz zu den Ukrainern sind diese Flüchtlinge gezwungen, jahrelang in unmenschlichen, slumähnlichen Lagern zu schmachten, während ihren Kindern die Schulbildung verweigert wird.

Sie werden routinemäßig von Krankenhäusern, Ärzten und Zahnärzten abgewiesen und werden von Vermietern, Arbeitgebern und normalen Bürgern allzu oft mit Respektlosigkeit, ja sogar Hass behandelt. Das tut weh. Mein Freund und Co-Autor, der syrische Schriftsteller und Flüchtling Eyad Awwadawnan, den ich zum ersten Mal in Griechenland traf, drückte es so aus:

Ich denke, die Welt sollte alles in ihrer Macht Stehende für ukrainische Flüchtlinge tun, aber wir erhalten von der griechischen Regierung die klare Botschaft, dass wir weniger wert sind als sie.

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