Forencheck: Hitzewelle in Spanien, LNG aus den USA und Sonnenaktivität

Drei Fragen aus dem Forum. Eine Telepolis-Kolumne

Stark abweichende Prognosen zur Hitzewelle in Spanien?

Auf den Artikel "Dürre und Hitze auf fünf Kontinenten" erreichte uns eine Frage mit der Überschrift: Fragwürdige Modellierung der Temperaturabweichungen auf Climate Reanalyzer.

Der User schreibt, die verlinkte Grafik

des Portals Climate Reanalyzer über die Temperaturabweichungen vom langjährigen Mittel wirft einige Fragen auf.

Demnach soll die Temperatur in Süd- und Ostspanien etwa 10 Grad über dem langjährigen Mittel für diesen Tag im Mai liegen. Die Wetterkarte des DWD zeigt ein anderes Bild.

Dort ist keine außergewöhnliche Abweichung zu sehen, siehe auch die durchschnittlichen Minimal- und Maximaltemperaturen für Málaga im Mai. Mir drängt sich der Verdacht auf, dass die von Climate Reanalyzer genutzten Modelle bewusst dazu verwendet werden, um Klimawandelpanik zu schüren. (...)

Ob gravierenden Abweichungen zwischen der Vorhersage von Climate Reanalyzer und des Deutschen Wetterdienst bestanden haben, lässt sich leider im Nachhinein nicht nachvollziehen, denn die angegebenen Links führen zu den aktuellen Temperaturvorhersagen.

Geringfügige Abweichungen in den Vorhersagen sind immer möglich, da die meteorologischen Dienste mit unterschiedlichen Wettermodellen arbeiten. Außerdem kann es sein, dass die Genauigkeit für die einzelnen Weltregionen unterschiedlich ist.

Die von unserem Autor verwendete Karte zeigt Vorhersagen basierend auf den Modellen der US-amerikanischen Wetterdienste (NOAA/NCEP), was auf Seriosität der Daten schließen lässt. Das vom DWD für Europa genutzte Modell heißt ICON-EU, mit dem sich nach eigenen Angaben detaillierte, fünftägige Vorhersagen erstellen lassen.

Nicht nur Vorhersagemodell und Genauigkeit können Unterschiede machen, es ist auch wichtig darauf zu schauen, was eigentlich verglichen wird. Die Internetseite Weatherspark gibt jeweils das Tagesmaximum und -minimum an, wobei der Zeitraum, über den das Mittel berechnet wurde, nicht benannt ist. Die verlinkte Vorhersagekarte des Re-Analyzers zeigt hingegen Stundenwerte der Abweichung vom Mittel der Jahre 1979 bis 2000.

Abgesehen von der Frage der Datenvergleichbarkeit und wie genau die unterschiedlichen Wetterdienste gearbeitet haben und damit zu unterschiedlichen Temperaturabweichungen vom langjährigen Mittel gekommen sind, lassen sich nun rückblickend die gemessenen Temperaturen im Verhältnis zum langjährigen Mittel betrachten. Der oben genannte Artikel erschien am 17. Mai., die Rede war davon, dass für das Wochenende (20. bis 22. Mai) Höchstwerte erwartet würden.

Tatsächlich wurde laut NOAA in Madrid am 19. Mai eine Abweichung der Tagesdurchschnittstemperatur (also nicht des Tagesmaximums) um plus neun Grad gegenüber dem langjährigen Mittel (wobei hier die Referenzperiode nicht angegeben ist) gemessen.

Im ebenfalls im Landesinneren gelegenen Cáceres war es ebenfalls am 19. Mai 9 Grad wärmer als im langjährigen Mittel. In Malaga lag die maximale Abweichung nach oben bei knapp 8 Grad über dem Mittel am 23. Mai. In Alicante waren es schließlich am 23. Mai "nur" 6 Grad über dem langjährigen Mittel. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass zumindest im Landesinneren die Marke von +10 Grad über dem Mittel nur knapp verfehlt wurde.