Wieso Slush-Eis für Kinder gefährlich sein kann
(Bild: Ververidis Vasilis / Shutterstock.com)
Slush-Eis ist bei Kindern ein beliebter Durstlöscher. Doch der Zusatzstoff Glycerin darin führt zunehmend zu Krankenhausaufenthalten. Wie gefährlich ist das bunte Eis wirklich?
Bunte Farben, erfrischender Geschmack – Slush-Eis erfreut sich gerade bei Kindern großer Beliebtheit. Doch Forscher schlagen nun Alarm: Der Zusatzstoff Glycerin in den eiskalten Getränken kann bei Kindern zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen.
Krankenhausaufenthalte nach Konsum von Slush-Eis
In Großbritannien und Irland kam es in den vergangenen Jahren vermehrt zu Fällen, bei denen Kinder nach dem Genuss von Slush-Eis im Krankenhaus behandelt werden mussten. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, analysierten Forscher in einer aktuellen Studie die medizinischen Daten von 21 betroffenen Kindern im Alter von zwei bis sieben Jahren.
Die Studie wurde im Fachmagazin Archives of Disease in Childhood veröffentlicht.
Die meisten Fälle ereigneten sich zwischen 2018 und 2024. Viele Kinder zeigten bereits innerhalb einer Stunde nach dem Konsum von Slush-Eis akute Symptome. Die häufigsten waren Bewusstlosigkeit, hoher Säuregehalt im Blut und niedriger Blutzucker. Ein Kind erlitt sogar einen Anfall. Alle Kinder erholten sich zwar schnell, doch die Forscher sehen dringenden Handlungsbedarf.
Glycerin als Frostschutz und Süßungsmittel
Grund für die gesundheitlichen Probleme ist der Zusatzstoff Glycerin, der Slush-Eis häufig beigemischt wird. Er dient als Frostschutzmittel, damit das Getränk nicht komplett durchfriert. Zudem wird Glycerin oft als Süßungsmittel verwendet, da viele Hersteller den Zuckergehalt reduzieren wollen.
Doch gerade für Kinder können hohe Glycerin-Konzentrationen im Slush-Eis gefährlich werden. Eine Glycerin-Vergiftung kann zu Schock, niedrigem Blutzuckerspiegel und Bewusstlosigkeit führen. Die Lebensmittelbehörden in Großbritannien und Irland empfehlen daher bereits, dass Kinder unter vier Jahren kein glycerinhaltiges Slush-Eis trinken sollten.
Die Forscher der aktuellen Studie gehen noch weiter. Sie raten: "Jüngere Kinder, insbesondere unter acht Jahren, sollten glycerinhaltige Slush-Eis-Getränke meiden." Auch Ärzte und Eltern sollten für das Thema sensibilisiert werden.
Teilweise extrem hohe Glycerin-Werte auch in Deutschland
Doch nicht nur in Großbritannien ist Vorsicht geboten. Auch in Deutschland untersuchte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) 62 Slush-Eis-Proben auf ihren Glycerin-Gehalt, berichtete die Zeitschrift Öko-Test. Die entsprechende Mittelung des BfR wurde am 18. Februar 2025 herausgegeben.
Das erschreckende Ergebnis: In einigen Proben wurden extrem hohe Mengen festgestellt. Im Mittel enthielten die Proben 26,24 Gramm Glycerin pro Liter. In den höchsten zehn Prozent der Messwerte lag der Gehalt bei 73,9 Gramm pro Liter und mehr. Der absolute Spitzenwert erreichte sogar 142 Gramm pro Liter.
Laut BfR besteht ein Gesundheitsrisiko, wenn durch den Slush-Eis-Konsum 250 Milligramm Glycerin pro Kilogramm Körpergewicht aufgenommen werden. Diese Dosis wird teilweise schon zur Behandlung von erhöhtem Hirndruck eingesetzt.
Wie Glycerin im Körper wirkt
Das Bundesinstitut für Risikobewertung weist in seiner toxikologischen Bewertung von Glycerin in Slush-Eis darauf hin, dass 250 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht die „niedrigste in der Human-Studie von Wald und McLaurin therapeutisch (zur Reduktion eines erhöhten intrakranialen Drucks) wirksame Dosis“ war. Bei einem 20 Kilogramm schweren Kind entspricht dieser Grenzwert fünf Gramm Glycerin.
Bei einer Glycerinkonzentration von 26,24 g/L, dem Mittelwert der 62 übermittelten Messergebnisse, würden bei einem beispielsweise fünfjährigen Kind mit einem Körpergewicht von 20 kg 191 mL des Slush-Ice-Getränks zu einer Exposition führen, die der therapeutisch wirksamen Dosis von 250 mg/kg KG entspricht.
Je höher die Konzentration von Glycerin im Slush-Eis ist, desto weniger muss zu sich genommen werden, um eine therapeutische Wirkung zu erzielen. Bei der höchsten gemessenen Konzentration würden demnach schon 35 Gramm Slush-Eis ausreichen.
Der intrakranielle Druck (Hirndruck) ist der Druck, der im Inneren des Schädels herrscht. Er entsteht durch das Zusammenspiel von Gehirngewebe, Blut und Hirnflüssigkeit. Bei einem liegenden Erwachsenen rangiert er im Bereich zwischen fünf und 15 mmHg. Steigt der Druck stark an – etwa durch Verletzungen, Blutungen oder Schwellungen –, wird die Durchblutung des Gehirns gefährlich eingeschränkt, was zu Sauerstoffmangel und Zellschäden führen kann.
Glycerin wirkt dem entgegen. In der Medizin wird es etwa als Infusionslösung verabreicht, und es zieht praktisch Flüssigkeit aus dem geschwollenen Hirngewebe heraus.
Geht von Slush-Eis eine Gefahr für Kinder aus
Das BfR betrachtet in seiner Mitteilung mehrere Fälle, laut denen Kinder nach dem Konsum von Slush-Eis Symptome wie Übelkeit, Durchfall und Kopfschmerzen entwickelt haben sollen. Es weist auf Unsicherheiten bei der Kausalität in diesen Fallberichten hin.
Dennoch bestehe die Möglichkeit, dass das gesundheitliche Risiko von Slush-Eis-Getränken unterschätzt werde. Denn, so argumentiert das Bundesinstitut, werden die „Symptome wie Übelkeit, Durchfall und Kopfschmerzen“ vielleicht nicht immer mit dem Konsum der Getränke in Verbindung gebracht. Insofern könnten weniger Fälle bekannt sein, als auftreten.
Das BfR weist schließlich auch darauf hin, dass die Datenlage zur Toxizität von Glycerin nach oraler Aufnahme gering ist. Deshalb kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob bei gesunden Kindern in gleicher Weise der Hirndruck durch Glycerin absenkt wird wie bei Kindern mit erhöhtem Hirndruck. Dennoch sei davon auszugehen.
Gerade für Kinder mit geringem Körpergewicht können handelsübliche Slush-Eis-Getränke also schnell bedenkliche Glycerin-Mengen enthalten. Das BfR rät Herstellern daher, den Glycerin-Gehalt zu reduzieren oder ganz auf den Zusatzstoff zu verzichten. Eltern sollten ihren Kindern, insbesondere unter acht Jahren, nach Möglichkeit kein Slush-Eis geben oder zumindest die Trinkmenge stark begrenzen.
Redaktionelle Anmerkung: Der Text wurde nochmals erweitert, um die Beurteilung der Toxizität von Glycerin in Slush-Eis durch das Bundesinstitut für Risikobewertung ausführlicher darzustellen.