Fossil-atomare Gewalt: Warum 100 Prozent Erneuerbare Frieden schafft

Seite 2: Energiewende von unten: Ein vielfältiger Mix ist notwendig

Es gibt eine systemische Lösung sowohl für die kriegstreibende Nutzung von Uran als auch für die fossilen Rohstoffe Erdgas, Erdöl und Kohle. Eine Lösung, die die Ursache für geopolitische Konflikte um fossile und nukleare Rohstoffe gänzlich beseitigt: 100 Prozent Erneuerbare Energien.

Die Erneuerbaren Energien mit dem Schwerpunkt Solar- und Windenergie sind friedenspolitisch die wichtigste Umstellung der Weltgemeinschaft auf dem Weg zum Frieden. Es ist per se undenkbar, um Sonne- und Windenergie Kriege zu führen. Diese Energieressourcen sind die Befreiung von den nuklear und fossil angetriebenen Formen des Krieges, solange man Folgendes bedenkt:

Aus Gründen der Energiesicherheit muss ein vielfältiger Mix aus Erneuerbaren Energien wie Geothermie, Wasserkraft, Meeresenergie und Bioenergie die meteorologischen Schwankungen der Solar- und Windenergie ausgleichen. Dezentrale, breit verfügbare Energiequellen wie Geothermie und Meeresenergie können wie Solar- und Windenergie als friedensstiftend bewertet werden.

Insbesondere bei der Wasserkraft müssen jedoch friedenspolitische Aspekte beachtet werden: Große Staudämme an Oberläufen von Flüssen dürfen Anrainerstaaten am Unterlauf nicht das Wasser für weg nehmen (Euphrat und Tigris in Hinsicht auf Türkei, Syrien, Irak). Auch bei der Bioenergie darf es keine Kämpfe um die notwendigen landwirtschaftlichen Flächen geben. Hier müssen friedenspolitische Regularien gesetzt werden.

Erneuerbaren Energien gehört die Zukunft

Die technologische Entwicklung der Erneuerbaren Energien in Verbindung mit den notwendigen Speichertechnologien hat in den letzten Jahrzehnten eine rasante Entwicklung genommen. Inzwischen hat Costa Rica eine Vollversorgung mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien im Stromsektor bereits verwirklicht. Andere Länder stehen im Stromsektor nah davor. Auch ganze Dörfer und Städte zeigen auf, dass eine Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien in allen Energiesektoren möglich ist.

Die Erneuerbaren sind inzwischen die billigste Art der Energieerzeugung geworden und damit auch ökonomisch wesentlich sinnvoller als die weitere Nutzung fossiler und atomarer Energien. Historische Technikrevolutionen wie etwa die Umstellung im Verkehrssektor von Pferdekutschen auf Autos oder die Durchdringung der Welt mit Mobilfunk oder Personal Computern zeigen: Durch exponentielles Wachstum durchdringen neue Technologien innerhalb einer Dekade globale Märkte und krempeln sie vollständig um.

Die Energierevolution ist Friedenssicherung

Die Umstellung auf 100 Prozent Erneuerbare Energien ist nichts anders als eine solche Technikrevolution, die, wenn sie nicht von den fossilen und atomaren Energieinteresse wie in den letzten 30 Jahren behindert wird, in ähnlicher Geschwindigkeit wie andere Technologien vollständig umgesetzt werden kann.

Die weltweit führenden Forscher:innen haben längst aufgezeigt, dass es technologisch und wirtschaftlich möglich ist, global bis 2035 in allen Energiesektoren auf 100 Prozent Erneuerbare Energien umzustellen.

Die einzig notwendige Bedingung dafür ist der klare politische Wille aller beteiligten internationalen und nationalen Entscheidungsträger:innen, der regionalen, kommunalen Regierungen und Bürgermeister:innen.

Die friedenspolitisch wichtigste Maßnahme – die Umstellung auf 100 Prozent Erneuerbare Energien – ist machbar, ökonomisch vorteilhaft und kann in zehn Jahren eine jahrzehntelange Ära der Kriege um fossile und atomare Energien beenden.

Darum sollte die UN diese Maßnahme in den Mittelpunkt ihrer Friedensoffensive stellen.

Hans-Josef Fell ist Präsident der Energy Watch Group und Mitautor des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG). Von 1998 bis 2013 war er für die Grünen im Bundestag. Er hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen für sein Engagement erhalten. Fell ist Botschafter für 100 Prozent Erneuerbare Energien.

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